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Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
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Page - 273 - in Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800

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Wirtschaft 273 schers zeugen zahlreiche Funde von der Römerzeit, die jedoch ab der Völkerwan- derungszeit verschwanden. Ab dem 7. Jh. gibt es dann wieder Hinweise auf Be- siedlung.578 Im heutigen Slowenien gab es in den Steiner/Kammniker Alpen und Karawanken eine blühende spätantike Almwirtschaft (4.–6. Jh.). Vermutlich befand sich alle zwei Wegstunden eine Alm, die Wohnstätten selbst scheinen nur tempo- rär gewesen zu sein. Die römischen Siedlungsfunde liegen hier zwischen 1.650 m und 1.850 m Höhe, sie stehen wohl in Beziehung zu einer etwa 6–10 km von den Almen entfernten, spätantiken, befestigten Siedlung im Tal. Es gibt zahlreiche Ke- ramikbruchstücke, Fibeln und Schleifsteine, aber keine Reste von Gebäuden. Erst ab dem 6./7. Jh., zeitgleich mit der Eroberung der Slawen, finden sich dort keine datierbaren Überreste mehr.579 Eine durchgehende Nutzung der Hochweiden be- legen Pollenanalysen für die Almen um den Bockhartsee bei Gastein. Diese zeigen einen Anstieg der Werte in den Jahren 800 bis 1200.580 Hier gibt es gute Gründe anzunehmen, dass durchgehend Bodenschätze gewonnen wurden,581 die Almen wurden daher vielleicht primär zu Versorgung der Arbeiter genutzt. In der Schweiz hat die Archäologie der Almen schon lange Tradition. Die zahl- reichen Reste von Trockenmauern in den Höhen zwischen 1.600 und 2.500 m mo- tivierten schon Forscher des 19. Jh., sich darüber Gedanken zu machen : Sie nah- men an, dass diese Mauern aus prähistorischer Zeit stammten. Doch erst im 20. Jh. wurde versucht, diese Funde zu datieren. Es stellte sich heraus, dass die untersuch- ten Wüstungsplätze frühestens aus karolingischer Zeit ab dem 9. Jh. stammten. Dies deckt sich mit den pollenanalytischen Untersuchungen, nach denen hier erst im 9. und 10. Jh. an der alpinen Waldgrenze großräumig (brand-)gerodet wurde, um Platz für Almen zu schaffen.582 Andere Funde an Bergweiden deuten eine viel ältere Nutzung an, obwohl diese in den meisten Fällen nicht genauer datiert werden können. Zahlreiche Almen im Kanton Uri tragen vorromanische und romanische Namen, was ebenso auf einen Gebrauch der Hochweiden schon in frühester Zeit hinweist,583 obwohl das Gebiet dieses Kantons in römischer Zeit und im Frühmit- telalter nicht stark besiedelt war.584 Im 7. und 8. Jh. kam es zu den ersten Impulsen für die Entwicklung der mittelalterlichen Almwirtschaft, beispielsweise durch den vermehrten Einsatz von Brandrodung, die unter anderem durch zahlreiche Flurna- 578 Mandl, Dachstein 52 ff. und Almen 141 ; Gleirscher, Zum Nachweis römischer Almhütten 23 ff. 579 Horvat, Archäologische Zeugnisse 124 ff. 580 Kral, Pollenuntersuchungen 208. 581 Siehe Kapitel „Erze“ auf S. 168 f. 582 Burga (Hg.), Vegetation und Klima der Schweiz 772 ; Meyer, Heidenhüttli 364. 583 Stadler-Planzer, Geschichte des Landes Uri 63. 584 Ammann, Historischer Atlas der Schweiz 6 u. 10.
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Die Alpen im Frühmittelalter Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die Alpen im Frühmittelalter
Subtitle
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Author
Katharina Winckler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78769-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
426
Keywords
Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
Categories
Geographie, Land und Leute Bergbücher

Table of contents

  1. 1: Einleitung 9
    1. Forschungsgeschichte und Literatur 12
    2. Quellen und Methoden 18
  2. 2 : Naturraum Alpen 22
    1. Begriffsdefinitionen 22
    2. Geologie 25
    3. Böden 27
    4. Wasser 28
    5. Naturkatastrophen 30
    6. Vegetationszonen 32
    7. Fauna 35
    8. Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
    9. Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
    10. Das Gebirgsklima 39
    11. Lokale Faktoren 40
    12. Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
    13. Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
    14. Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
    15. Das Klima des Frühmittelalters 49
    16. Globale Klimarekonstruktion 50
    17. Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
    18. Auswirkungen auf den Menschen 55
    19. Zusammenfassung 60
  3. 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
    1. Die Alpen als Grenze 62
    2. Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
    3. Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
    4. Karolinger und Ausblick 81
    5. Grenzen in den Alpen 83
    6. Konzept 83
    7. Grenzorganisation in den Alpen 87
    8. Bergwächter und militante Einheimische 87
    9. Befestigungen 90
    10. Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
    11. Römern bis Heinrich IV 100
    12. Zusammenfassung 110
  4. 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
    1. Geschichte und Strukturen 115
    2. Wahl des Passes und der Jahreszeit 119
    3. Pilgerwege durch die Alpen 126
    4. Routen durch die Alpen 129
    5. Westalpen 130
    6. Zentralalpen 133
    7. Ostalpen 143
    8. Quer- und Wasserwege 150
    9. Fernhandel 153
    10. Exportprodukte der Alpen 161
    11. Salz 161
    12. Stein 164
    13. Erze 165
    14. Zusammenfassung 169
  5. 5 : Menschen in den Alpen 172
    1. Christentum 172
    2. Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
    3. Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
    4. Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
    5. Neuorientierung, Untergang 187
    6. Lokale christliche Topografie im Wandel 193
    7. Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
    8. Neugründung oder Kontinuität ? 203
    9. Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
    10. Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
    11. Klöster in den Alpen 219
    12. Westalpen 223
    13. Zentralalpen 224
    14. Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
    15. Ostalpen 230
    16. Besiedlung 235
    17. Zentren 236
    18. „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
    19. Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
    20. Höhensiedlungen und Burgen 249
    21. Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
    22. Wohnen im Frühmittelalter 259
    23. Siedlung : Lage und Versorgung 262
    24. Besiedlungsdichte 265
    25. Wirtschaft 268
    26. Alm- und Viehwirtschaft 271
    27. Ackerbau 279
    28. „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
    29. Bevölkerung 284
    30. Migration 285
    31. Zusammenfassung 294
  6. 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
    1. Die Westalpen : Burgund und Provence 300
    2. Der zentrale Alpen- und Voralpenraum 305
    3. Der Ostalpenraum : Von Binnennoricum zu Karantanien 319
    4. Das 6. Jahrhundert 319
    5. Das 7. Jahrhundert 321
    6. Das 8. Jahrhundert 332
    7. 9. Jahrhundert und Ausblick 340
  7. 7 : Resümee 344
  8. 8 : Abbildungen 353
    1. Überblickskarten 353
    2. Farbabbildungen 357
    3. Bildnachweis 359
  9. 9 : Literaturverzeichnis 361
    1. Internetadressen Alpenforschung 361
    2. Abkürzungen 361
    3. Quellen 362
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