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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Vier Leitpanoramen | 53 Erstes Leitpanorama: In Graz, der Landeshauptstadt des Herzogtums Steier- mark, lebten dem formalen Ergebnis der Volkszählung von 1910 zufolge rund 150.000 Menschen.178 Das entspricht ungefähr 10,5 Prozent der steirischen Ge- samtbevölkerung. Graz hatte somit mehr Einwohner und Einwohnerinnen als die Städte Linz (67.817), Innsbruck (53.194) und Klagenfurt (28.911) zusammen.179 Im cisleithanischen Vergleich lag Graz hinsichtlich der Einwohnerzahl hinter Wien, Prag (Praha), Lemberg (Lviv), Triest (Trieste) und Krakau (Kraków) an sechster Stelle.180 Lenkt man den Blick auf die Größe der einzelnen Wirtschaftssek- toren, war die Steiermark der letzten vorkriegszeitlichen Berufszählung von 1910 zufolge überwiegend agrarisch geprägt.181 Das gilt sowohl für den Anteil jener Menschen, die im land- und forstwirtschaftlichen Sektor tätig waren (Berufstä- tige), als auch für die Zahl jener Menschen, die prinzipiell diesem Sektor zuzu- rechnen waren (Berufszugehörige).182 In beiden Fällen lag der Anteil bei über 50 Prozent. Beide Werte sind aufgrund der unterschiedlich strukturierten Regionen der Steiermark nur bedingt aussagekräftig. Für die Stadt Graz ergab die Berufszäh- lung, dass verhältnismäßig die meisten Menschen dem Sektor „Öffentlicher Dienst, Freie Berufe, Aktives Militär und Berufslose Selbstständige“ zuzurechnen waren (37,4  %). Knapp dahinter lag der Anteil jener Grazerinnen und Grazer, die dem 178 Vgl. die zentrale Sozial- und Strukturgeschichte über Graz im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert von: Hubbard (1984). Der prägnanteste Aufriss von Graz um 1900 in: Friedrich (2009a), 23–40 und (2009b), 41–50. Zur Geschichte der Frauen in der Steiermark: Schmidlech- ner/Ziegerhofer/Sohn-Kronthaler/Sonnleitner/Holzer (2017). Für weitere Abrisse über Graz um 1900 siehe die einzelnen Beiträge des Historischen Jahrbuchs der Stadt Graz 27/28 (1998). Zu- dem der Bildband von: Hochreiter (2009). 179 Die Ergebnisse der einzelnen Volkszählungen wurden in mehreren Abhandlungen der „Statis- tischen Monatsschrift“ sowie der „Österreichischen Statistik“ ausgewiesen und problematisiert. Schwerwiegende Erhebungsschieflagen ergaben sich stets bei der Nationsspalte (Umgangsspra- che) und der Konfessionsspalte, die der Idee des „Bekenntnisprinzips“ folgten. Ebenso verzerrte das Hintergehen des Prinzips der „Selbstausfüllung“ die Daten. Ferner musste man sein eigenes Leben in ein paar Spalten „pressen“. Es versteht sich von selbst, dass Statistiken keine apolitischen Abbilder der Gesellschaft liefern, sondern je nach Situation einmal mehr, einmal weniger diese erst (mit)formen. 180 Die acht größten Städte Cisleithaniens waren: Wien (2.031.498), Prag/Praha (223.741), Lemberg/ Lviv (206.113), Triest/Trieste (160.993), Krakau/Kraków (151.866), Graz (151.781), Brünn/Brno (125.737), Czernowitz/Černivci (87.113). Zahlen nach: Hecke (1913). 181 Die Ausführungen über die Berufssektoren fußen – wenn nicht anders angegeben – auf den Ergebnissen der Berufszählung von 1910, die u.  a. von Eugen von Humbourg im Rahmen der k.  k.  statistischen Zentralkommission bearbeitet wurden, vgl. Humbourg (1914). Siehe des Wei- teren: Urbanitsch (1980), 73–94. 182 Die Gruppe der Berufszugehörigen umfasst daher alle Berufstätigen (z.  B. den Bauern) sowie all die formal nicht berufstätigen Familienmitglieder (z.  B. die Kinder des Bauern).
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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