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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Sarajevoer Attentat und Graz106 aus dem Leim geraten.“174 Der hier zitierte Artikel fuhr mit folgendem Satement fort: „Die Verfassungsbrüche sind zur Tagesordnung geworden und die höchsten Gerichtsstellen, die dazu extra geschaffen sind, um über die richtige Anwendung der Gesetze zu wachen, geben den Rechtsbrüchen die Begründung.“Nach dem Ultimatum an Serbien (23.  Juli) reduzierte der Arbeiterwille seine harschen At- tacken gegen die cisleithanische Regierung spürbar. Sein Unverständnis, dass der Reichsrat nicht einberufen wurde, blieb davon aber unberührt. Obendrein erhöhte sich sein Unmut seit dem 4.  August, als man an diesem Tag in Deutschland die Kriegskredite einstimmig bewilligte. Dass in der gleichen „Sitzung auch ein ganzes Bündel von Vorlagen angenommen [...  wurde], die dem Bundesrat – und dies hieß für alle praktischen Zwecke: der Exekutive – eine umfassende Ermächtigung zu Verordnungen in wirtschaftlichen, finanziellen und administrativen Angelegen- heiten einräumten, welche die Gesetzgebungskompetenzen des Parlaments fürs erste weitgehend entbehrlich machte“175, thematisierte die Presse nicht. Der sozial- demokratische Blick über die Staatsgrenze hin zur „Schwester- und Bruderpartei“ (SPD) – in der Hoffnung auf Rat und Orientierung – illustriert unverkennbar, wie sehr die österreichische Sozialdemokratie in einer Krise steckte.176 Dabei präsen- tiert sich in der Rückschau das massive Aufgreifen des „4.  Augusts“ durch den Arbeiterwillen weitläufig als eine anlassgebundene Reverenz vor dem deutschen Parlamentarismus, die als scharfe Kritik an der Nichteinberufung des cisleithani- schen Reichsrats fungierte: „Erinnern wir uns, welch gewaltigen Eindruck die Kriegssitzung des deutschen Reichs- tages auch über die schwarz-weißen Pfähle hinaus machte. Im französischen Senat, im englischen Unterhaus, in der serbischen Skupschtina und in der russischen Duma, über- all kam es zu einer Willensmeinung wenigstens großer Teile der Bevölkerung, zu wirt- schaftlicher und finanzieller Mobilmachung. Wenn man den Weltbrand als unvermeid- liche Naturnotwendigkeit hinstellt (dem wir uns mit guten Gründen nicht anschließen können), dann sind die Fehler, das heißt, die Unterlassungen der Zivilverwaltung noch viel größere.“177 174 Kaiser Wilhelm in Konopischt, in: Arbeiterwille, 13.6.1914, 1. 175 Mommsen (1995), 570. 176 Allgemeines zur Krise der (Wiener) Sozialdemokratie zu Kriegsbeginn in: Ardelt (1994); Grandner (1992), 57  f.; Neck (1964), VII, des Weiteren: Hanisch (2011), 80–86; Kronenbitter (2003a), 479. 177 Parlamentarische Vorsorge, in: Arbeiterwille, 25.10.1914, 1.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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