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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Unklare Mobilisierungsplakate | 159 zinsbeitrag nochmals beim Gemeindevorsteher anmelden.“116 Die Verwirrung be- züglich der eigenen Einberufung verschärfte sich im Zuge der Generalmobilma- chung (31.  Juli, 1. „Mobtag“ war der 4.  August), die mitunter mit der Unübersichtlichkeit der verschiedenen und teilweise zweisprachigen Plakate kor- relierte. Sowohl die zahlreichen Presseerläuterungen117 und Buchempfehlungen118 als auch die fettgedruckten Großbuchstaben in den Ecken einiger Plakate selbst konnten etwaige Ungewissheiten nicht entschieden lösen. Es blieb bei der Feststel- lung, dass „hinsichtlich der Einrückungspflicht allenthalben Zweifel bestehen.“119 Das Amtshaus wurde am Tag der Generalmobilmachung von Hunderten konsul- tiert, sodass sich das Desiderat an Kriegserfahrungen inklusive der unerprobten allgemeinen Wehrpflicht120 nicht nur an der Front, sondern auch in Graz sehr früh bemerkbar machte. In Österreich-Ungarn herrschte zu Kriegsbeginn ein Mangel an Erfahrung mit den „Begleitumständen“ von Krieg. Das galt sowohl für das Mi- litär als auch für die Zivilbevölkerung. Dieses Desiderat konnten weder die kleinen (und außerhalb) der Habsburgermonarchie geführten Militäraktionen der Jahr- zehnte zuvor noch die Teilmobilmachungen und Standeserhöhungen im Zuge der Balkankriege (1912/13) kompensieren.121 Auch das spärliche Umsetzen der allge- meinen Wehrpflicht trug zu diesem Desiderat bei. Schließlich wurde seit der Ein- führung der Wehrpflicht immer „nur eine Minderheit aller jungen Männer eines Jahrgangs eingezogen“.122 Dieses geringe Pensum an Einzurückenden verringerte sich noch weiter durch die Stellungsflucht. So kamen beispielsweise 1910 rund 22,7 Prozent der Stellungspflichtigen ihrer Stellung nicht nach.123 Liest man sich allein die Briefkastenrubrik der Grazer Tageszeitungen durch, finden sich dort viele redaktionelle Antworten auf Fragen bezüglich der Einberufung/Kriegsdienst- leistung. Vereinzelt drängte sich mir beim Lesen einiger dieser Antworten der ver- mutlich unangebrachte Verdacht auf, dass einige der Fragen-Stellenden eine (die Untauglichkeit ermöglichende) Selbstverstümmelung beabsichtigten oder sich zu- mindest über diese Möglichkeit informierten: 116 Briefkasten der Redaktion, in: Arbeiterwille, 30.1.1915, 3. 117 Wer hat einzurücken?, in: Arbeiterwille, 1.8.1914, 1; Zur Mobilisierung, in: Arbeiterwille, 1.8.1914 (Abendausgabe), 2. 118 Briefkasten der Schriftleitung, in: Grazer Tagblatt, 12.9.1914, 4. 119 Welche Landsturmpflichtigen haben einzurücken?, in: Tagespost, 1.8.1914 (12-Uhr-Ausgabe), [ohne Seitenangabe]. 120 Zur unerprobten Wehrpflicht am Beispiel der staatlichen Fürsorge (später Versorgung): Pawlowsky/Wendelin (2015), 56f. 121 Wagner (1987), 633. 122 Hämmerle (2005), 110. 123 Ebd., 117.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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