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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Arbeitslosigkeit | 259 zur Erhöhung von Profiten“ ausnützen würde.17 Das sei „unpatriotisch“.18 Und aus der Ortsgemeinde Krieglach berichtete man dem Arbeiterwillen, dass so „mancher Meister“ glaube, dass er „seine Brutalität den Arbeitern jetzt noch mehr“ spüren lasse, indem er Folgendes herumschreie: „Wem es nicht recht sei, der könne gehen, wir bekommen Leute genug!“19 Artikel wie diese finden sich mehrfach in den Lo- kalteilen des Arbeiterwillens und sie verdeutlichen, dass sich die Zeitung – auch im Krieg – hauptsächlich auf die Seite der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen stellte. Die Arbeitslosen lasen die Stellenausschreibungen von Privaten20 sowie jene Jo- bangebote, die vom Grazer Arbeitsvermittlungsamt (siehe unten) ausgeschrieben wurden.21 Ferner schalteten sie Inserate.22 Die angespannte Situation am Arbeits- markt nimmt man auch dort wahr, wo die Presse Fragen ihrer Abonnenten und Abonnentinnen beantwortete. In der Rubrik „Briefkasten der Schriftleitung“ des Tagblatts schlugen sich beispielsweise seit Kriegsausbruch mehrere Fragen zum Thema „Arbeitschancen“ und „Arbeitsrecht“ nieder. Im November antwortete das Tagblatt einmal: „Bei der herrschenden Arbeitslosigkeit läßt sich ein Rat schwer erteilen. Bei einiger Geduld und eifriger Nachfrage dürfte sich jedoch im Laufe der Zeit schon ein geeigneter Posten finden.“23 Die Erwerbslosen wandten sich auch an den Staat oder an die privaten Wohlfahrtsprogramme.24 Außerdem kon- sultierten sie das Grazer Arbeitsvermittlungsamt (in der Hofgasse).25 Seit Ende Juli 17 Vom Bauberuf, in: Arbeiterwille, 4.12.1914, 7. 18 Ebd. 19 Krieglach, in: Arbeiterwille, 2.10.1914, 4. 20 Braves, deutsches Mädchen für alles findet sofort dauernde Stelle bei kleiner deutscher Lehrerfa- milie in Unterkärnten [Annonce], in: Grazer Tagblatt, 1.9.1914, 8. 21 Steiermärkische Arbeitsvermittlung, in: Arbeiterwille, 15.8.1914, 10. 22 Reservistenfrau bittet um [Annonce], in: Arbeiterwille, 23.8.1914, 11. 23 Briefkasten der Schriftleitung, in: Grazer Tagblatt, 13.11.1914 (2.  Morgenausgabe), 7. 24 So ließ der jüdische „Verein für fromme und wohltätige Zwecke“ seit August Ehefrauen von Soldaten Zuschüsse zukommen und er betreute vereinzelt auch unversorgte Kinder, vgl. Karner (22005), 113. 25 Das 1897 eröffnete Grazer Arbeitsvermittlungsamt vermittelte kostenlos Arbeitsplätze (Des Wei- teren half es bei der Lehrlings- und Reservistenvermittlung). Seit 1902/03 half es auch einkom- mensschwächeren Menschen bei der Wohnungssuche. Zudem war das Amt für die Arbeitslo- senfürsorge zuständig. Später errichtete man eine Zweigstelle in Bruck a.  d. Mur, weshalb man in weiterer Folge von den (zwei) steiermärkischen Arbeitervermittlungsämtern sprach. Beide Vermittlungsämter hatten – in einer Zeit, als es grob gesagt noch kein „Arbeits- und Sozial- ministerium“ gab – Vorbildcharakter für weitere Arbeitsvermittlungsämter in der cisleithani- schen Reichshälfte (Wien erhielt 1898 ein kommunales Arbeitsvermittlungsamt). Im Ersten Weltkrieg vermittelte (zumindest) das Grazer Arbeitsvermittlungsamt auch Flüchtlinge. Die Rechenschaftsberichte und Analysen erstellte sowohl der jeweilige Referent der Zweigstellen als
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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