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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Andrang auf die Geldinstitute | 271 den. Das Geschäft muß Ihnen vorläufig stunden.“98 Am Ende garantierten meh- rere staatliche Institutionen (Statthalterei, Regierung, Ministerien) die Liquidität der Geldinstitute.99 Ferner versuchten die Banken und Sparkassen die Menschen zu beruhigen (Steiermärkische Sparkasse, Allgemeine Spar- und Konsumverein, Postsparkasse).100 Das Gros der täglichen Sicherheitsgarantien stammte aber von den Redaktionen selbst. Zuweilen druckten sie diese sogar mehrmals auf ein und derselben Zeitungsseite.101 Der einmal wöchentlich erscheinende Sonntagsbote, das Organ des katholischen Bauernvereins, brachte in seiner Ausgabe von Anfang August nicht weniger als drei Artikel, die sich um eine Beruhigung der Bevölke- rung bemühten.102 Selbst als der Andrang vorüber war, rissen die standardisierten Beschwichtigungs- und Garantieartikel vorsichtshalber nicht gänzlich ab. Erwäh- nenswert scheint mir hier Peter Roseggers Stellungnahme zu den „guten alten“ Geldinstituten zu sein, zumal sein konservatives Wort von vielen Steirern und Stei- rerinnen sehr geschätzt wurde: „Einem Freund, der bei Ausbruch des Krieges sein Geld aus der Sparkasse ziehen wollte, um es in ‚Sicherheit‘ zu bringen, schrieb ich: ‚In Sicherheit? Wohin denn? Kannst du es denn gleich auf Grund und Boden anlegen, oder in feste Eisenkassen verwahren, wie es die Sparkasse tut? Sorge dich lieber um was anderes als darum, die Sache könnte in der Sparkasse nicht sicher sein. Diese Angst ist töricht. Wo soll das Geld denn überhaupt sicherer sein als in der Sparkasse! [...] Also nicht herausziehen jetzt den Sparpfenning aus der Sparkasse, sondern so viel als möglich hineinlegen.‘“103 In der Mehrzahl der Fälle beinhalteten die Sicherheitsgarantien keine Begrün- dung, warum die Geldinstitute sicher sein sollten. Das Totschlagargument, dass die Geldinstitute eben sicher sind, weil sie eben sicher sind, dominierte in der Presse. Einige Male schrieben die Redaktionen auch, dass ein lang anhaltender 98 Briefkasten der Redaktion, in: Arbeiterwille, 13.9.1914, 9. 99 Zwei Beispiele: Wo ist das Geld am sichersten?, in: Deutsche Zeitung, 2.8.1914, 7; Die Regierung über die grundlose Angst der Spareinleger, in: Arbeiterwille, 4.8.1914, 4. 100 Zwei Beispiele: Der Grazer Konsumverein und die Kriegsvorbereitungen, in: Arbeiterwille, 27.7.1914 (Abendausgabe), 3; Von der Postsparkasse, in: Arbeiterwille, 5.8.1914, 2. 101 Siehe die beiden Artikel „Beruhigung des Publikums wegen der Sparkassengelder“ und „Der Kleingeldrummel“, in: Kleine Zeitung, 9.8.1914, 4. 102 Siehe die drei Artikel „Keine Gefahr für die Sparanlagen!“, „Wie ist das Geld der Sparkassen ver- wahrt?“ und „Sind die Raiffeisenkassen sicher?“, in: Sonntagsbote, 2.8.1914, 9. 103 Heimgärtners Tagebuch, in: Heimgarten (1914), Nr.  12, 940.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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