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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Ausstattungsfrage und Postämter | 279 betreffenden Artikel um eine Zuschrift der steirischen Landesgenossenschaft der Destillateure und Gärungsessigerzeuger handelte.155 Trotzdem könne das Tagblatt sowohl die Gegner als auch die Befürworter des Alkoholverbots verstehen, zumal beide Seiten „wohl vereinbar sind.“156 Niemand, so die Stellungnahme, hätte jemals die Ansicht vertreten, dass der Soldat übermäßig Alkohol konsumieren sollte. Aber es kann keiner bestreiten, so das Tagblatt, dass „nach ärztlicher Weisung“ der Alkoholkonsum durchaus nützlich sei. Dieser Vorfall belegt zum einen die anhal- tende Auseinandersetzung zwischen den Abstinenzbewegungen auf der einen Seite und den Brauereien und Destillateuren auf der anderen Seite, und zum ande- ren, dass viele (privatwirtschaftliche) Kriegsratschläge ins Leere liefen bzw. sogar kontraproduktiv wirken konnten. In diesem konkreten Fall erhofften sich die Al- koholproduzenten, dass sie ihre medienwirksam unter Druck stehenden Produkte weiterverkaufen konnten.157 Der Arbeiterwille empfahl anfänglich (!) auch, dass man dem Soldaten Geld mitgeben sollte: „Bargeld können die Soldaten überall brauchen […].“158 Eine Folge davon war, dass viele Menschen den Soldaten Geld „schickten“. Einige Zeitungen berichteten bereits im Juli, dass die Zahl der telegra- fischen Geldanweisungen am Grazer Hauptpostamt „rapid[e]“ stieg.159 Ferner kam es zu langen Warteschlangen vor den Postschaltern, wo die Menschen ihre Feld- post aufgaben oder nach ausstehender Feldpost von der Front fragten.160 Die Be- lastung der Postämter war angesichts der Unsummen an Feldpost (Geldbrief, Brief, Karte, Paket) kaum zu übersehen.161 Ein Problem, das sowohl von den zuständigen Ministerien162 als auch von der Presse bemerkt und kritisiert wurde, stellte die enorme Anzahl an Geldbriefen dar. Diese Briefe, in denen man den Soldaten Geld an die Front überwies, erachteten die Zeitungen sehr bald als nutzlos. Schließlich 155 Ebd. 156 Ebd. 157 Zudem mussten die Alkoholproduzenten die ministeriell verordneten Produktionserschwernisse bewältigen. Siehe z.  B. für Cisleithanien: Verordnung der Ministerien des Inneren, der Finanzen, des Handels und des Ackerbaues vom 27.  Oktober 1914 wegen Beschränkung der Verwendung gewisser Stoffe zur Branntweinerzeugung in der Betriebsperiode 1914/15, in: Verordnungsblatt für den Dienstbereich des k.  k.  Finanzministeriums für die im Reichsrate vertretenen Königrei- che und Länder (3.11.1914), 749. 158 Das exemplarisch angeführte Zitat stammt aus: Was soll man den Soldaten schenken, in: Arbei- terwille, 6.8.1914, 3. 159 Großer Andrang im Geldverkehre, in: Grazer Volksblatt, 28.7.1914, 5. 160 Unregelmäßigkeit in der Bestellung von Feldpostsendungen, Erlass der Statthalterei vom 15.9.1914, in: Verordnungsblatt der k.  k.  steiermärkischen Statthalterei (23.9.1914), 327. 161 Zu den Komplikationen bei der Feldpostbeförderung in Deutschland: Ulrich (1997), 40–51. 162 Vorrangig: Kriegsministerium, beide Innenministerien und beide Handelsministerien.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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