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Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Soldaten abseits der Truppe | 371 Soldaten aus unbekannter Ursache mit dem Bajonett in den Bauch gestochen“.630 So stand es jedenfalls im Arbeiterwillen. Die Mittags-Zeitung berichtete dage- gen, dass der Tagelöhner, der obendrein „ein bekannter Raufer sein soll“631, nur von einem Soldaten attackiert wurde. Als Beispiel für die Auseinandersetzun- gen zwischen zwei Soldaten sei auf einen Vorfall verwiesen, der sich Ende Juli in der Lazarettgasse zutrug. Dort gerieten zwei Soldaten in Streit, der mit einem „tiefgehenden“632 Bajonettstoß in den Unterschenkel endete. Der Verletzte musste aufgrund des „enormen Blutverlust[s]“ mit dem Rettungsauto in das Garnisons- spital (heute: Steiermärkisches Landesarchiv) gebracht werden.633 Ein anderer Soldat „wurde im Gymnasium in der Överseegasse [...] von einem Zugführer mit dem Bajonett derartig in die linke Brustseite gestochen, daß er lebensgefährlich verletzt mit dem Rettungsauto in das Garnisonsspital gebracht wurde und kaum mit dem Leben davonkommen dürfte.“634 Weniger dramatisch verlief dagegen die Säbelattacke eines Feldwebels gegen mehrere Reservisten zu später Stunde in ei- nem Kaffeehaus.635 Die Überwältigung des Feldwebels durch die Reservisten en- dete dennoch mit einem leichtverletzten Hilfsarbeiter, der sich eigentlich nicht am Streit beteiligt hatte. Während die Julitage in Graz von Regen und Gewitter gekennzeichnet waren, entnimmt man den späteren Wetterberichten eine Hitzewelle. So kamen zum Bei- spiel infolge „der großen Hitze, die gestern [am 3.  August] über der Stadt brütete, [...] eine Reihe von Hitzschlägen, Ohnmachtsanfällen u.  s.  w., insbesondere unter den Reservisten vor.“636 In den meisten Fällen mussten die Soldaten, die aufgrund eines Hitzeschlags auf offener Straße, in den Geschäften, im Kino, am Bahnhof oder in Militärgebäuden637 zusammenbrachen, mit den Rettungsautos in diverse Kran- kenhäuser eingeliefert werden.638 Hierbei sei vermerkt, dass die Puch-Werke, deren 630 Durch einen Bajonettstich verletzt, in: Arbeiterwille, 9.9.1914 (Abendausgabe), 3, 4. 631 Rauferei, in: Grazer Mittags-Zeitung, 9.9.1914, 3. 632 Eine Rauferei zwischen zwei Soldaten, in: Arbeiterwille, 29.7.1914 (Abendausgabe), 2. 633 Ebd. 634 Mit der Seitenwaffe gestochen, in: Grazer Volksblatt, 30.7.1914 (Abendausgabe), 3. Vgl. parallel: Mit der Seitenwaffe gestochen, in: Kleine Zeitung, 31.7.1914, 5. 635 Freund Alkohol in Kriegszeiten, in: Arbeiterwille, 31.8.1914 (Abendausgabe), 4. 636 Folgen der Hitze, in: Grazer Tagblatt, 4.8.1914, 5. 637 Kasernen, Industriehalle, Schulen, Schießstätte Feliferhof usw. 638 Diesen Eindruck erhält man bereits durch folgende Artikel: Unfälle unter Reservisten, in: Grazer Volksblatt, 4.8.1914, 6; Hitzschläge und Unfälle von Reservisten, in: Arbeiterwille, 4.8.1914, 4; Unfälle von Reservisten, in: Arbeiterwille, 6.8.1914, 4; Mit dem Rettungsauto, in: Arbeiterwille, 7.8.1914, 3; Unfälle, in: Kleine Zeitung, 7.8.1914, 6; Unglücksfall, in: Grazer Mittags-Zeitung, 20.8.1914, 3; Bewußtlos, in: Grazer Mittags-Zeitung, 27.8.1914, 3; Von heftigen Magenkrämp-
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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