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Geschichte
Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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Pfadfinder und Wandervogel | 397 weise Karl Schwechler (Chefredakteur des katholischen Volksblatts) und andere Exponenten des Katholischen Pressevereins782 aktiv. Bei den deutschnationalen Pfadfindern und den sozialdemokratischen Kinderfreunden war dies nicht anders, weswegen alle diese Kinder- und Jugendgruppen als politische „Vorfeldorganisati- onen“ erachtet wurden. Dass es bei der öffentlichen Festschreibung eines (suggestiven) Kinder- und Ju- gendkollektivs, das als solches keine „Individualität“ mehr kennen sollte (daher das „Ideal der Jungend“), nicht blieb, zeigte sich an den ersten konkreten Forde- rungen, die man an die einzelnen Kinder- und Jugendgruppen stellte. So forderte zum Beispiel die steirische Landwirtschaftsgesellschaft bereits Ende Juli, dass ein Teil der Pfadfinder zur Erntearbeit in der näheren Umgebung herangezogen wer- den sollte.783 Die Pfadfinder (und der Wandervogel) folgten dieser Aufforderung und wandten sich wiederum in mehreren offenen Briefen an die Bauern (und Bäu- erinnen) in der Umgebung von Graz.784 Für den Fall, dass ein Landwirt Erntehelfer brauche und diese mit Kost und Quartier versorgen könne, wurden ihm sofern möglich Pfadfinder und Wandervögel (kostenlos) zur Verfügung gestellt. Genauer gesagt sollten sich die Bauern bei ihren Bürgermeistern melden, und diese sollten wiederum das Gesuch an die Jugendhilfsstelle785 weiterreichen. Dabei hieß es in einem an Mittelschüler gerichteten Appell, dass die für den Ernteeinsatz vorge- sehenen Kindergruppen786 am Felde „nationale Arbeit“787 mit den Händen und nicht bloß mit den Worten verrichten können: „Mittelschüler! Kommt aufs Land und helft den bedrängten Bauernfamilien.“788 Die Pfadfinder und der Wander- vogel halfen nicht nur beim Einbringen der Ernte, sondern unternahmen auch andere unentgeltliche Dienste.789 In der Stadt Graz erfolgten die Hilfs- und Unter- 782 Zum Beispiel Karl des Enffans d’Avernas, vgl. Aufruf für das Pfadfinderkorps St.  Georg, in: Grazer Volksblatt, 3.9.1914, 5. 783 Hilfsdienste der Pfadfinder, in: Tagespost, 29.7.1914 (Abendausgabe), [ohne Seitenangabe]. 784 Zu dieser Zeit waren bereits viele Bauern eingerückt, sodass die Bäuerinnen den Hof allein wei- terführen mussten. Zu den Appellen vgl. Heranziehung der Jugend zu landwirtschaftlichen Ar- beiten, in: Grazer Tagblatt, 1.8.1914, 3; Die Wandervögel der Ortsgruppen Graz und Marburg, in: Grazer Tagblatt, 11.8.1914, 4; An die geehrte Bevölkerung der Landeshauptstadt Graz und des Herzogtumes Steiermark!, in: Grazer Tagblatt, 9.8.1914, 2. 785 Die in der Grazer Burg und im Rathaus untergebrachte Jugendhilfsstelle bzw. Jugendfürsorge- stelle arbeitete intensiv mit allen Kinder- und Jugendgruppen zusammen. 786 In der Planung sah man für einen Bauernhof eine Gruppe von drei bis acht Kindern vor. 787 Die Wandervögel der Ortsgruppen Graz und Marburg, in: Grazer Tagblatt, 11.8.1914, 4. 788 Ebd. 789 Zu ihren Hilfs- und Unterstützungsleistungen siehe z.  B. folgende Artikel: Die Mobilisierung und der Steirische Pfadfinderbund, in: Grazer Tagblatt, 29.7.1914, 3; Bahnhofbilder, in: Gra- zer Volksblatt, 29.7.1914, 6; Das Pfadfinderkorps „St.  Georg“, in: Grazer Volksblatt, 31.7.1914
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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