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Geschichte
Vor 1918
Graz 1914 - Der Volkskrieg auf der Straße
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| Alltag und Einheitsprüfungen406 dass er tatsächlich einen Beglaubigungsschein besaß, dieser galt aber nur für das Jahr 1912. Der illegitime Sammler hatte lediglich in seinem Beglaubigungsschein das Jahr „1912“ durchgestrichen und „1914“ hingeschrieben. In einem anderen Fall hatten drei Buben zwar tatsächlich einen Berechtigungsschein zum Sammeln für die Kriegshilfsstelle, sie gaben aber das Spendengeld aus der Sammelbüchse in einem Gasthaus aus.828 Diese Betrugsfälle beschäftigten selbstverständlich das k.  k.  Innenministerium. Einem Erlass zufolge wurden selbst die weißen Rot-Kreuz- Armbinden „von zahlreichen Personen unbefugt getragen“.829 Ferner hätten „viele Geschäftsinhaber“830 zu Unrecht in ihren Schaufenstern deklariert, dass ein Teil ihrer Einnahmen an das Rote Kreuz ginge. Zusätzlich dazu gingen Menschen aufs Land, wo sie den Bäuerinnen und Bauern erzählten, dass sie für das Rote Kreuz sammeln würden. Die Zeitungen missbilligten logischerweise diese Vorfälle. Obendrein wiesen sie darauf hin, dass das Rote Kreuz nicht auf diese Weise agieren würde. Ein Beispiel hierfür wäre der Artikel „Ein neuer Schwindel! Aufgepaßt!!“ des Volksblatts, der mit folgendem Appell endete: „Jagt sofort hinaus solches Ge- sindel, welches angeblich fürs Rote Kreuz Einkäufe zu machen vorgibt, weil das Rote Kreuz keine solchen Einkäufer hat.“831 Vorfälle und Appelle wie diese finden sich mehrmals in den Lokalteilen der Presse und sie hielten dem Leser und der Leserin vor Augen, dass einige Grazer und Grazerinnen die „Heimatfront“ um ihr Spendengeld betrogen. Die Sammelbüchsen des Roten Kreuzes oder die für andere Unterstützungen (für die Kriegshilfsstelle/für Reservistenfamilien) wurden beson- ders oft gestohlen. Sie standen am Tresen von Gast- und Kaffeehäusern, Trafiken sowie Geschäften und sie kamen allem Anschein nach „auffallend“ leicht abhan- den. Einmal konnte man in der Presse lesen, dass jemand die volle Sammelbüchse stahl und eine leere bzw. selbstmitgebrachte Dose hinstellte.832 Den Zeitungen zu- folge wurden die Diebe nur in seltenen Fällen geschnappt. War ein Täter oder eine Täterin auf der Flucht, druckte die Presse, so gut es ging, eine Personenbeschrei- bung. Einer der Diebe hatte beispielsweise einen (auffälligen) Ausseerhut mit Gamsbart getragen. Zumindest fahndete man nach so einem Mann.833 In der Regel 828 Achtung vor unbefugten Sammlern, in: Arbeiterwille, 14.12.1914 (Abendausgabe), 3. 829 Gegen Mißbrauch des „Roten Kreuzes“, Erlass des Innenministeriums vom 25.8.1914, in: Amts- blatt der landesfürstlichen Hauptstadt Graz (30.9.1914), 420. 830 Ebd. 831 Ein neuer Schwindel! Aufgepaßt!!, in: Grazer Volksblatt, 7.10.1914, 5. 832 Gestohlene Sammelbüchsen, in: Grazer Mittags-Zeitung, 15.12.1914, 4; Eine Schwindlerin, in: Grazer Mittags-Zeitung, 16.12.1914, 3. 833 Gestohlene Sammelbüchse, in: Grazer Mittags-Zeitung, 5.10.1914, 3. Vgl. parallel: Ein Sammel- büchsenmarder, in: Arbeiterwille, 5.10.1914 (Abendausgabe), 3.
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Graz 1914 Der Volkskrieg auf der Straße
Title
Graz 1914
Subtitle
Der Volkskrieg auf der Straße
Author
Bernhard Thonhofer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien - Köln- Weimar
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20569-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
510
Keywords
Steiermark, Weltkrieg, Styria, Landeshauptstadt, Heimatfront, Kriegsbegeisterung, Burgfrieden
Categories
Geschichte Vor 1918

Table of contents

  1. Rahmenbedingungen 15
    1. Forschungsgeschichte 15
    2. Forschungsstand 25
    3. Fragenhorizont 35
    4. Erkenntnisbarrieren 36
    5. Mikrohistorie 40
    6. Vier Leitpanoramen 52
    7. Argumentationsstrang 65
  2. Sarajevoer Attentat und Graz 69
    1. Vom „Balkanbrand“ 1912/13 69
    2. Der Begriff „Begeisterung“ in der politischen Sprache 76
    3. Grazer Gemeinderatswahlkampf 83
    4. Intensive Julipolemik 88
    5. Der „Demarche-Rummel“ 99
    6. Blick nach Ungarn und „Strafexpedition“ 105
    7. Fallende Börsenkurse 110
    8. Ultimatum an Serbien 112
    9. Lokalisierungsfrage 116
    10. Verregnete Grazer Straßen im Juli 119
    11. Zur Trauerstimmung 122
  3. Innenstadt und Bahnhof 135
    1. Kein Telefonnetz 135
    2. Abbruch der diplomatischen Beziehungen 138
    3. Die „patriotischen“ Straßenumzüge 144
    4. Offengelegte Zeitungspolitik 151
    5. Unklare Mobilisierungsplakate 154
    6. Antisozialdemokratischer Demonstrationszug 162
    7. Grazer „Feldlager“ 166
    8. Die letzten Tage im Juli 170
    9. Großbritannien und Italien 176
    10. Verspätete Zeitungen in der Provinz 185
    11. Nach dem Truppenabmarsch am 11. August 187
    12. Abschiedsszenen 194
    13. Kaiserfeiern rund um den 18. August 206
    14. Ein „Denkmalfrevel“ 212
    15. Kriegsdauer, Kriegsausgang und Kriegstechnologie 214
    16. Erste „Entscheidungsschlachten“ 222
    17. Präventivzensur 227
    18. Erste „Soldatenerzählungen“ 234
    19. Grazer Frauenhilfskomitee 245
    20. Transportkolonne am Bahnhof 252
  4. Alltag und Einheitsprüfungen 257
    1. Arbeitslosigkeit 257
    2. Andrang auf die Geldinstitute 267
    3. Ausstattungsfrage und Postämter 276
    4. Hamsterkäufe 284
    5. Mietzins 299
    6. Kirchen und Friedhöfe 303
    7. Verlustlisten 318
    8. Infiltrierendes „Spinnennetz“ 323
    9. Ausschreitungen 333
    10. Demonstrationen vor Geschäften 340
    11. Über die „Sprachbereinigung“ 346
    12. Modeboykott 354
    13. Soldaten abseits der Truppe 363
    14. Neue Wachposten 374
    15. Arbeiterhilfskorps für Graz und Umgebung 387
    16. Pfadfinder und Wandervogel 389
    17. Die „Soldatenspiele“ der Kinder 398
    18. Diebstahl und Betrug 404
    19. Verbliebene „Kriegsfreizeit“ 412
  5. Schlussbetrachtung 423
    1. Stadtlandschaft im „Volkskrieg“ 423
    2. Grazer Einheitsbildung 428
    3. Einheitsgruppen 431
    4. Notwendige „Heimatfront“ 434
    5. Einheitsbrüche 436
    6. Einheitsprüfungen 439
    7. Entscheidungshilfen 444
    8. Thesen 450
  6. Anhang 453
    1. Tafelteil: Orte des Geschehens 453
    2. Abkürzungen 461
    3. Quellen 463
    4. Literatur 467
    5. Bildnachweis 503
    6. Register 504
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