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82 HipHopausĂ–sterreich
NachdemChakuzaundDJSticklealsProduktionsteamBeatlefieldvonBushidofĂĽrdes-
senLabel ersguterjungegesigntwordenwarenundseinAlbumproduzierthatten,zogen
sie2006zu ihmnachBerlin.Damitbegründetensie jedochnichtnur ihreKarrieren–
dieChakuzaalsDauergast indendeutschensowieetwasspäterauchindenösterreichi-
schenChartsetablierensollte–,sondernförderten inweitererFolgedenerfolgreichen
Werdegang vonRAFCamoraundNazar. Diese beiden avancierten in den 2010er Jah-
ren zu den bekanntesten und kommerziell erfolgreichsten österreichischenHipHop-
KĂĽnstlerInnenundspielen imAnalysekapitel zuGangsta-/StraĂźen-Rapebenfalls zen-
trale Rollen.Einwichtiger Aspekt bei allen drei Karrierenwar die klareHinwendung
zur deutschenHipHop-Szene bzw. sogar der Umzug aller Protagonisten, auĂźerNa-
zar,dorthin.Soentstand,eherparallel dazuundwenigerdurchsiebeeinflusst, ab ca.
2007inWienlangsam,aberstetigeineeigenständigeGangsta-/Straßen-Rap-Szene,die
zwar auch stetsnachDeutschland schielte, aber zugleich sehr auf sichund ihreStadt
bezogenauftrat.Verantwortlich fĂĽrdieEntwicklungdieserSzenewarenvorallemdie
Mitglieder derKollektiveSuaKaan,StoneparkundEastblokFamily, die ebenfalls später
detaillierterbetrachtetwerden.
Auch wenn ein GroĂźteil der kommerziell erfolgreichsten HipHop-KĂĽnstlerInnen
aus dem Bereich des Gangsta-/Straßen-Rap stammen, war für die österreichische
HipHop-SzenealsGanze–speziell fürdieHerausbildungeinereigenenIdentität–die
HinwendungzumRappenimeigenenDialektwohldiebedeutendsteEntwicklung.Wie
bereits erwähnt, bekamdiese ebenfalls 2005, durch die Veröffentlichung des Albums
»Vollendete Tatsachen« (2005) der GruppeMarkanteHandlungen, den entscheidenden
Impuls. Das Rappen im eigenen Dialekt eröffnete nicht nur ganz neue Ausdrucks-
möglichkeiten (neue Reime, Vergleiche, Sprichwörter u.Ä.), sondern hatte, wie im
Zitat von Leopoldseder bereits angesprochen, ein identitätsstiftendes Potential – vor
allem imHinblick auf die Abgrenzung zur viel größeren deutschen HipHop-Szene.
Wie auch Flip von Texta sagt, gab es zu dieser Zeit (abgesehen von den Rappern im
BereichdesGangsta-/StraĂźen-Rap)einebewussteKonzentrationaufdieeigeneSzene,
undman versuchte diese zu fördern–mit demWissen imHinterkopf, dass dies, ob
der »Sprachbarrieren«oberhalbder »Weißwurstgrenze«,kaummehrwahrgenommen
werdenwĂĽrde (vgl. InterviewKroll 2013,TC42:19).
DasTimingpasstenicht.BushidounddiebösenBubenausBerlinwarenschonimAn-
marsch.SieverwandeltenHipHopineineBattleArena.MitbravemStudentenrapwar,
Verzeihung,keinBlumentopfmehrzugewinnen. Flip: »Damalswussteman: Jetzt ist
nichtmehrHamburg, jetzt ist Berlin. FĂĽr uns als Ă–sterreicherwĂĽrde alles noch viel
schwierigerwerden.«AberSchwierigkeitenwarmanmittlerweilegewohnt.Undwenn
mannördlichdesWeißwurstäquatorssowiesoimmernuralsÖsiwahrgenommenwur-
de,dannkonntemanauchgleichrappen,wieeinemderSchnabelgewachsenwar.Jetzt
erst recht! (Reitsamer2018a,S. 68)
WieauchKrokoJack(vgl.ebd.,S. 69)oderKayo(vgl.Leopoldseder2011)angeben,konnten
sie dasPublikumdurchRappen imeigenenDialekt direkter erreichenunddamit ge-
nerellmehr Leute ansprechen.Flipmeint überdies, dass österreichischeRapperInnen
vorher oftmals wie Kopien deutscher KollegInnen ausHamburg oder Berlin klangen
unddurchdenUmstiegvonHochdeutschaufMundartumeinigesbesserwurdenund
Hip Hop aus Ă–sterreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Title
- Hip Hop aus Ă–sterreich
- Subtitle
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Author
- Frederik Dörfler-Trummer
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Size
- 15.5 x 24.0 cm
- Pages
- 341
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Ă–sterreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. ResĂĽmee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329