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4. GlokaleHipHop-Kultur: AnalysederösterreichischenHipHop-Szeneund ihrerMusik 109
DarĂĽber hinaus gibt es Genreeinteilungen, die Inhalt und Vortragsstil des Rap-
TextesindenVordergrundstellen.VorallemanhanddieserParameterformulierteetwa
AdamKrimsseinevierHipHop-KategorienParty-Rap,Mack-Rap, Jazz/Bohemian-Rap
undReality-Rap (vgl. Krims 2000, S. 55).WieKrims zudembemerkt, sind nicht rein
musikalische Aspekte, sondern »aesthetic,moral and representational values« (ebd.,
S. 81)ebenfallsentscheidendeFaktorenfürdieZuordnungvonKünstlerInnenzueinem
bestimmtenGenre.
That is, genres are outlined at least asmuch in social discourses around themusic,
as in the »music itself« –ormoreprecisely, inmusic only asmediatedbydiscourses.
Forrapmusicaudiencesareamongthemostself-consciousandfierceofallaudiences
inpolicingtheboundariesofaestheticandgeneric (and,oftenequivalently,political)
validation. (Ebd.,S. 91)
Sieht man sich bspw. die geschichtliche Entwicklung von HipHop in Deutschland
an, wird deutlich, welche wichtige Rolle die soziale Herkunft der ProtagonistInnen
spielte und zu ersten Einteilungen der deutschen HipHop-Szene fĂĽhrte. So wurde
durch dieMedienmit demErfolg der FantastischenVier die Kategorie deutscher Rap
oder Deutschrap ins Leben gerufen, die grob ein Synonym fĂĽr deutschsprachigen
»Mittelstands-HipHop« darstellte. Dem Gegenüber stand Anfang der 1990er Jahre
praktisch der ganze Rest derHipHop-Szene – vor allem durch die Gruppe Advanced
Chemistryrepräsentiert–,diesichindenspäten1980erJahrenauseinemmultilingualen
sowiemultikulturellenUmfeld vongroĂźteils JugendlichenmitMigrationshintergrund
entwickelte–alsoAußenseiternderGesellschaft,dietendenziellder (mittleren)Unter-
schichtangehörten–(vgl.VerlanundLoh2015,S. 374f.).HannesLoh,einerderAutoren
des umfassendstenWerks zur deutschen HipHop-Geschichte, »35 Jahre HipHop in
Deutschland« (2015),wählt fürseineEinteilungderhistorischenPhasendesdeutschen
HipHopsnichtetwadominierendeSubgenres,sonderngreiftdafüraufdie»Kategorie
der kulturellen Identität« (VerlanundLoh2015,S. 88) zurück.Sokommter zu seinen
vier geschichtlichen Phasen: 1. globale Identität, 2. nationale und multikulturelle
Identität, 3. regionale Identität undSelbstethnisierungund4.Nationalchauvinismus,
Antisemitismus,Antiislamismus (vgl.ebd.,S. 88-100).
EinweitererwichtigerAspektdergerade inĂ–sterreichfĂĽrdieKategorisierungvon
HipHopvonBedeutung istundteilweiseauchaufdie sozialeoderkulturelleHerkunft
hinweist, istdieverwendeteSprache.InDeutschlandwurdeetwadasgeradegenannte
GenredesDeutschrapsinsLebengerufen.InĂ–sterreichistMundart-oderDialekt-Rap
eingeläufigerBegriff,dereineEinteilungaufgrundderSprachevornimmt.Ausdiesem
SubgenreentwickeltesichMitteder2000erJahreunterderBezeichnungSlangsta-Rap
eineBewegung,diesichalsGegenbewegungzumetwagleichzeitigpopulärwerdenden
deutschsprachigenGangsta-Rap–vorallemausÖsterreich–positionierteunddeshalb
auch imKapitel zudiesemSubgenregenauerbetrachtetwird.
Abschließendkann–mitVerweisaufKrims’Ansatz–gesagtwerden,dassdieGen-
reeinteilungvonHipHop-MusikzwarstetsauseinembestimmtenBlickwinkelbzw.mit
demFokusaufeinbestimmtesElementderHipHop-Kulturvollzogenwird, jedochim-
mermusikalische (bezogen aufMusik sowie Rap-Stil), inhaltliche sowie soziale Fak-
toren zur Konstitution einesHipHop-Subgenres beitragen.HaraldHuber (vgl. 1998)
Hip Hop aus Ă–sterreich
Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Title
- Hip Hop aus Ă–sterreich
- Subtitle
- Lokale Aspekte einer globalen Kultur
- Author
- Frederik Dörfler-Trummer
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5556-2
- Size
- 15.5 x 24.0 cm
- Pages
- 341
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Danksagung 7
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretische und methodische Ansätze 17
- 3. Geschichte der HipHop-Musik aus Ă–sterreich 25
- 3.1 Entstehung und Entwicklung der HipHop-Musik in den USA 26
- 3.2 Die vierphasige Einteilung der österreichischenHipHop-Geschichte 36
- 3.3 Ursprünge der österreichischen HipHop-Musik –Phase 1 (1981-1993) 37
- 3.4 Eine österreichische HipHop-Szeneentsteht –Phase2 (1992-1998) 49
- 3.4.1 Ghetto HipHop SoundSystem und Gainful Gallivants 51
- 3.4.2 Schönheitsfehler und die»Duck-Squad-Ära« 52
- 3.4.3 »DieKlass evon ’95«–Total Chaos, Texta und DasDampfendeEi 53
- 3.4.4 DasVermächtnis und Ende von DuckSquadPlatten 55
- 3.4.5 Aufkommen neuer (alter) HipHop-Labels und-Gruppen 56
- 3.4.6 Die aufkeimende HipHop-Szene in Linz 57
- 3.5 Zeit des Aufbruchs und Umbruchs–Phase3 (1998-2004) 58
- 3.6 Wachstum, Professionalisierung, Diversifikation–Phase4 (2005 bis heute) 80
- 4. Glokale HipHop-Kultur: Analyse der österreichischen HipHop-Szene und ihrer Musik 107
- 5. ResĂĽmee 287
- 6. Best of Listen österreichischer HipHop-Musik 293
- 7. Quellenverzeichnis 297
- Abbildungsverzeichnis 327
- Index 329