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Geographie, Land und Leute
Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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Page - 8 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften

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8 VORBEMERKUNGEN zur Westküste im Innern der Arabischen Halbinsel verlief. In den vom Seeweg berührten Häfen und in den Gebieten entlang der Weihrauchstraße gab es schon seit dem Altertum Kontakte zu weiten Teilen der damals bekannten Welt: entlang des Seeweges vor allem nach Ostafrika, in den Mittelmeerraum und Richtung Indien. Der restliche Jemen abseits der Häfen und fern der Weihrauchstraße, und das ist der Großteil des je- menitischen Hinterlandes, entwickelte sich allerdings über weite Zeiträume relativ isoliert. Im Norden und Nordosten liegt als eine mächtige Barriere die Gro- ße Sandwüste, die Rub Al-Khali. Von den Küsten des Jemen hingegen gelangt man meist schon bald in hohe Gebirgszonen. Das Hochland ist wieder von tief eingeschnittenen Tälern durchzogen. Die topogra- fischen Barrieren portionierten schon seit jeher den Jemen in kleine und kleinste Flächeneinheiten. Bis zu den Anfängen des 20. Jh. war beispielsweise das riesige Wadi Hadramaut samt seinen unzähligen Sei- tentälern so isoliert, dass nur sehr selten ein Fremder dorthin gelangte. Erst durch die beeindruckenden Schwarz-Weiß-Foto- grafien und durch die spannenden Berichte des da- mals noch jungen Musikethnologen Hans Helfritz aus dem fast völlig unbekannten Landesinneren des Süd- jemen und auch durch die nahezu zeitglich entstan- denen Berichte und Aufnahmen der Schriftstellerin Freya Madeline Stark gelangten um 1930 erstmals spektakuläre Informationen über diese zum Teil sehr eigenständig gewachsene Kulturenwelt im südlichen Arabien bis nach Europa. Helfritz und Stark dürften mit zu den ersten Europäern zählen, die das Innere des südlichen Jemen nicht nur betreten haben, son- dern auch mit wertvollen Dokumenten wieder verlas- sen konnten. In den kargen Landschaften des Jemen gibt es in den meisten Regionen nur wenig Wasser. So hat sich ein entbehrungsfähiger, genügsamer, harter und zugleich aber durchaus freundlicher Bewohnertypus in diesem entlegenen Land auf der arabischen Halbinsel hinter der großen Sandwüste herausgebildet. Gegen Fremde sind die Jemeniten in der Regel arg- wöhnisch und oft zunächst sehr abweisend. Ist aber erst einmal der Bann gebrochen und ein Fremder von einer Person, einer Familie oder einem Klan als Besucher, als Gast und als Freund angenommen, so wird er auch mit aller Herzlichkeit aufgenommen und notfalls auch gegen andere vielleicht feindlich gesinnte Bewohner der Region engagiert verteidigt. Das konnte ich mehrfach während meiner Jemenrei- se erleben. Fast überall leben die Jemeniten in wehr- haften Klan-Türmen. In den Tälern stehen diese im Nahbereich der wenigen Brunnen oder auf nahezu unerreichbaren, schmalen Bergplateaus hoch oben auf engen Graten von Bergrücken um Zisternen gruppiert. Ab 1978 kam der Kommunismus auch an die Küste des südlichen Jemen. Wie aber will man einem so stark hierarchisch strukturierten Volk mit einem ausge- prägten orthodox islamischen Glauben und in einer tief verwurzelten, tradierten Stammesgesellschaft die Gleichheit aller Menschen erklären? Bis zu einem gewissen Grad schien dies zumindest äußerlich fast schon zu greifen. So war der Südjemen bis 1990 mit sowjetischer Unterstützung kommunistisch und vom noch viel konservativeren islamischen Nordjemen ge- trennt. Dann aber schlossen sich die zwei Jemen wie- der zusammen und das kommunistische Experiment war schon nach zwölf Jahren beendet. Leider erlebte das Land danach nur bis 2004, also bis zum Tod des Stammesführers der Huthi, Hussein Badreddin al-Huthi eine relativ ruhige Zeit ohne größere Ausein- andersetzungen zwischen den sunnitischen, den schi- itischen und auch andersgläubigen Volksgruppen. Nach der Vertreibung des Langzeitpräsidenten Ali Abdullah Saleh entwickelte sich der Konflikt zu ei- nem schweren, kriegsähnlichen Kampf, zu einem Bürgerkrieg, in den auch die Al Kaida eingriff. 2015 griff dann eine islamische Koalition unter Führung des sunnitisch konservativen Saudi-Arabien massiv in den Konflikt ein. Die Probleme konnten dadurch auch nicht beendet werden und das Land nicht zur Ruhe kommen, sondern der Konflikt eskalierte zu ei- nem in jeder Hinsicht mörderischen und extrem zer- störerischen Krieg, der zwischen den einflussreichen Klanführern des Landes mit Unterstützung der Koali- tion, des IS und der Al Kaida auf sunnitischer Seite sowie des Iran auf schiitischer Seite geführt wurde. Da im Grenzgebiet zum benachbarten Saudi-Ara- bien im Norden des Jemen offenbar reiche Ölvor- kommen unter dem Sand der Rub Al Khali und ihrer Randzone zum Jemen liegen, geht es bei diesem Konflikt vielleicht nicht alleine um religiöse Differen- zen und die Interessen einzelner Kleinfürstentümer dieser ausgeprägten Stammesgesellschaft, sondern auch ums Öl. Die Bombardements durch das weitgehend sunni- tische Saudi-Arabien im Jemen mit amerikanischem Kriegsgerät auf Seiten des letzten Präsidenten und durch die Unterstützung der schiitischen Jemeniten durch den weitgehend schiitischen Iran auf der an- deren Seite legte der Konflikt stetig an Heftigkeit zu. Seitdem sind hohe Verluste in der Bevölkerung zu beklagen, hunderttausende von Bewohnern sind
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Jemen Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Title
Jemen
Subtitle
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Author
Hasso Hohmann
Publisher
Verlag der Technischen Universität Graz
Location
Graz
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-670-3
Size
20.0 x 27.0 cm
Pages
308
Keywords
Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. Vorbemerkungen 7
    1. Reisemotive 9
    2. Reiseplanung 12
  2. Einige Tage Ägypten 17
    1. Sakkara 18
    2. Memphis 19
    3. Gizeh 20
    4. Kairo 21
    5. Ägyptisches Nationalmuseum 24
    6. Altstadt von Kairo 25
  3. Reise durch den Jemen 29
    1. Altstadt von Sanaa 33
    2. Kleidung von Männern und Frauen 42
    3. Die leichte Droge Kat 56
    4. Marib 60
    5. Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
    6. Säulen und ihre Kapitelle 74
    7. Flug ins Wadi Hadramaut 78
    8. Wasserhäuser 84
    9. Tarim 86
    10. Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
    11. Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
    12. Mausoleum in Al Ghurfa 107
    13. Schibam 108
    14. Seiyun 124
    15. Auskragungen und Vorspanneffekte 133
    16. Hureida 139
    17. Hadjarein 142
    18. Chrecher 142
    19. Sif 144
    20. Bienenhaltung in Amphoren 152
    21. Al Mukalla 157
    22. Fahrt nach Aden 165
    23. Aden 168
    24. Taiz 175
    25. Saada 195
    26. Schahara 202
    27. Fahrt nach Sanaa 209
    28. Amran 209
    29. Thulla 213
    30. Kaukaban 218
    31. Kuchlan 224
    32. Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
    33. Hodeida 233
    34. Zabid 236
    35. Hadjara 242
    36. Rauda 249
    37. Baynun 254
    38. Zurück entlang des Roten Meeres 268
  4. Siedlungsformen 273
    1. Schibam 273
    2. Hadschara 273
    3. Hadscharain 274
    4. Schahara 274
    5. Al Qurazihah, Afrikanischer Kral im Jemen 275
    6. Aden 276
  5. Bauformen 277
    1. Adobe-Lehmhochhäuser 277
    2. Saada-Lehmbauweise 278
    3. Schaabwa-Riegelwände 278
    4. Steinbauten 284
    5. Vorkrageffekte bei Lehmbauten 284
    6. Rundtürme mit aufgebauten Kleinpalästen 285
  6. Architekturdetails 287
    1. Kuppeln 287
    2. Gurtbögen 287
    3. Säulen, Pfeiler und ihre Kapitelle 288
    4. Verschachtelungen 288
  7. Apendix
    1. Bibliographie 292
    2. Abbildungsnachweis 294
    3. Anmerkung zu Ortsnamen 295
    4. Glossar 296
    5. Zu den Reisenden 302
    6. Dank des Autors 303
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