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REISEBERICHT
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ein deutsch-amerikanisches Archäologen-Team. Eine
vollständige Freilegung der gesamten Anlage und
des angrenzenden Mausoleums wäre wünschens-
wert. Auch eine Untersuchung von Häusern in der
Umgebung nach Steinen aus der Hofmauer mit den
umfangreichen antiken Inschriften scheint vielverspre-
chend und sollte möglichst durchgeführt werden, be-
vor einzelne Inschriften-Blöcke davon ins Ausland ver-
kauft worden sind.
Der Vorhof war zumindest in der letzten Bauphase
mit nur einem Zugang an der Nordwestseite ausge-
stattet. Der eigentliche Tempel lag an der Nordost-
seite außerhalb des Ovals und war nach Südwesten
und damit zum Hof hin orientiert. Er hatte etwas mehr
als 30 m auf 35 m Kantenlänge und seine Haupt-
achse lag zur Achse des Hofeinganges um etwa
90° abgewinkelt. Man konnte also von außen durch
das Hoftor und den großen Hof nicht in den Tempel
hineinsehen.
Die Pfeiler, die 1991 von Besuchern besichtigt wur-
den, stehen alle im Bereich dieses Tempels, also
außerhalb des großen Hofes. Es gibt außerdem ein
aufgelegten Längs- und eingezapften Querbalken.
Es sind beim Mondtempel jeweils drei schrittweise
Auskragungen, die allerdings nur sehr geringfügig
vortreten und quasi nur ein Flachrelief ergeben. Man
kann davon ausgehen, dass es solche Auskragungen
bereits in frühen Holzkonstruktionen zur Vergrößerung
der Auflagefläche für den Übergang von der Holz-
stütze zur Decke gegeben hat.
Das nächste Ziel war der Awam Tempel, der auch
den Namen Mahram Bilqis trägt. Auch dieser Tempel
ist der Mondgottheit geweiht. Zunächst betritt man
einen riesigen Vorhof, der von einer mächtigen kreis-
förmig wirkenden Mauer umgeben ist und mehr als
100 m im Durchmesser misst. Erst ein genaues Auf-
maß zeigt, dass dieser Vorplatz eine unregelmäßige
ovale Form hat. Der Tempel selbst hat dann nochmals
einen kleinen rechtwinkeligen Vorhof.
1952 wurde bereits ein Teil des Tempels von Ame-
rikanern freigelegt. Als wir ihn besuchten, waren
aber inzwischen weite Teile wieder vom Sand zu-
geweht. Mehrere Jahre nach unserem Besuch im
Jahr 1997 gab es weitere Untersuchungen durch
Abb. 56
Fünf der ursprünglich sechs rund 6 m hohen Pfeiler des Portikus am “Mondtempel” in Marib. Die
Pfeiler zeigen am oberen Ende je ein als Flachrelief dargestelltes Pfeilerkapitell.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Title
- Jemen
- Subtitle
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Author
- Hasso Hohmann
- Publisher
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Size
- 20.0 x 27.0 cm
- Pages
- 308
- Keywords
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix