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Sakralmöbel aus Österreich - Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Volume I: Östliche Landsteile
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Page - 215 - in Sakralmöbel aus Österreich - Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Volume I: Östliche Landsteile

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St.  Peter | 215 kommen die außergewöhnlichen Balusterkapitelle, die von Entwürfen Bérains inspi- riert worden sein dürften und sich in den gemauerten Kapitellen der Seitenkapellen wiederfinden.112 Schließlich kam in der Peterskirche die Invention der die Gestühls- wangen bekrönenden Cherubim beim Bau des Kanzelkorbs, der nachweislich von Steinl gestaltet wurde, ein zweites Mal zum Tragen. Stilistische Übereinstimmungen untermauern folglich die in der relevanten Literatur aufgestellte These des Entwurfs der Kirchenbänke durch das künstlerische Multitalent.113 Dabei richtet sich die ver- schiedentlich genannte Datierung der Bänke um 1726 vornehmlich nach dem Todes- jahr Matthias Steinls, da sich keine Schriftquellen erhalten haben, die den Bau der Möbel nennen würden. Im Vergleich mit dem um 1725 entstandenen Gestühl der Stiftskirche zu Klosterneuburg (Abb.  177–178), das ebenfalls auf ihn zurückgehen dürfte, lässt sich an den Möbeln in St.  Peter eine deutliche Steigerung der dynami- schen Ausdrucksmittel erkennen. Die chronologische Abfolge sowie die Datierung des Laiengestühls der Peterskirche in die zweite Hälfte der zwanziger Jahre werden daher zutreffen. Der kaiserliche Elfenbeinstecher Matthias Steinl war nicht nur Bildhauer, sondern auch Kunsttischler. Den Beruf hatte er wahrscheinlich in der Werkstatt seines Vaters erlernt, der sich als Schreiner in Mattsee bei Salzburg seinen Lebensunterhalt verdien- te.114 Über Umwege gelangte der Künstler nach Wien, wo er in den 1690er-Jahren eine Werkstatt unterhielt, die auf die Herstellung von Altären und Kirchenmobiliar spezialisiert war. Um oder kurz nach 1700 gab er das Handwerk auf.115 Bei nachfol- genden Kirchenbauten kam Steinl die Rolle eines »Kunstintendanten« zu, die sonst in den Verantwortungsbereich von Architekten fiel.116 Seine Aufgabe bestand nun im Entwerfen und Zeichnen von Vorlagen für Tischler, Bildhauer und Maler. Außer- dem war er für die Auswahl geeigneter Handwerker zuständig und beaufsichtigte die jeweiligen Arbeitsabläufe.117 Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er beim Bau der Peterskirche in ähnlicher Weise vorging. 112 Vgl. hierzu in der Ornamentstichsammlung des Wiener MAK besonders die Vorlagen KI 1-633-5 und KI 10361-2. 113 Hierzu auch Pühringer-Zwanowetz, Steinl (1966), 106 ; Hladky, Kirchenmöbel (2003), Bd.  1, 94–96. Vgl. außerdem die Kapitel über die Stiftskirchen Klosterneuburg und Zwettl im vorliegenden Band. 114 Pühringer-Zwanowetz, ebd., 9–10. 115 Pühringer-Zwanowetz, ebd., 24, 26. 116 Vgl. hierzu Kapitel »Gestaltungsfragen« der vorliegenden Arbeit. 117 Zweifelsfrei nachweisen lässt sich dies im Fall des Kreuzaltars in der Kremser Pfarrkirche. Pühringer- Zwanowetz, Steinl (1966), 28–29.
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Sakralmöbel aus Österreich Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Volume I: Östliche Landsteile
Title
Sakralmöbel aus Österreich
Subtitle
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
Volume
I: Östliche Landsteile
Author
Michael Bohr
Publisher
Böhlau Verlag
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20512-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
730
Keywords
Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Teil 1 Vorbemerkungen
    1. Einführung 15
    2. Methodische Vorgehensweise, Ziele und Fragestellungen 15
    3. Weshalb Sakralmöbel ? 17
    4. Zum Bestand an barockem Sakralmobiliar 19
    5. Zur Auswahl der Objekte 19
    6. Zum strukturellen Aufbau des Buches 22
    7. Zur gewählten Zeitspanne 23
    8. Zum Stand der Forschung 23
  2. Teil 2 Grundlegendes
    1. I. Klerus, Kirchen und Klöster – Tischlereien und Tischlerarbeiten 31
      1. Zur Barockisierung von Weltkirchen und Klöstern 31
      2. Tischlerwerkstätten in Wien 33
      3. Tischlerwerkstätten auf dem Land 36
      4. Zur Größe der Werkstätten 40
      5. Zur Zusammenarbeit von Tischlern mit andern Handwerkern 41
      6. Zur Beschaffung des benötigten Holzes 43
      7. Zur Qualität des Holzes und zum System der Vergütung von Tischlern 43
      8. Nachlassende Qualität der Tischlererzeugnisse im fortgeschrittenen 18. Jahrhundert 46
      9. Zu den verwendeten Materialien 48
      10. Zur Oberflächenveredelung und Restaurierung 51
      11. Exkurs : Technische Innovationen als Grundlage der Entwicklung neuer Gestaltungsformen 55
    2. II. Gestaltungsfragen, Stilformen und Ornamente 58
      1. Die Verbreitung neuer Stilvarianten 58
      2. Zu den Großformen 61
      3. Zu den Detailformen 64
      4. Italien oder Frankreich 72
      5. Der Vergleich mit fremden Kunstlandschaften 75
      6. Die Kunstlandschaften in den untersuchten österreichischen Regionen 77
    3. III. Die Entwicklung des Kirchenmobiliars 81
      1. Zur Geschichte der Chorgestühle 81
      2. Entstehung 81
      3. Aufstellung und Großformen 83
      4. Möglichkeiten der Verzierung 87
      5. Zur Geschichte der Beichtstühle 90
      6. Schuldbekenntnis, Beichte und öffentliche Buße 90
      7. Entstehung, Großformen und Möglichkeiten der Ausgestaltung 90
      8. Zur Geschichte der Laiengestühle 95
    4. IV. Sakristeien 101
      1. Ihre Lage innerhalb des Raumgefüges 101
      2. Der Klosterplan von St. Gallen und frühe Sakristeimöbel 102
      3. Zur Funktion von Sakristeien, barocke Sakristeieinrichtungen und die Schriften von Carlo Borromeo und Jacob Müller 104
      4. Altäre und Scheinaltäre 104
      5. Lavabos 106
      6. Sakristeischränke und Ankleidekredenzen 107
      7. Zur Entwicklungsgeschichte der Sakristeischränke 110
      8. Ankleidetische und Tischkästen 111
      9. Truhen und Truhenbänke 113
      10. Beichtstühle 115
      11. Betpulte, Kniebänke und Bankpulte 116
    5. V. Mobiliar in Nebenräumen von Kirchen und Klöstern 118
      1. Paramenten- und Schatzkammern – Lage, Funktion und Einrichtung 118
      2. Der Kollationsgang – Lage und Funktion 119
      3. Refektorien – Lage und Einrichtung 120
      4. Bibliotheken, Manuskriptenzimmer und Sammlungsräume 122
      5. Bibliotheken 122
      6. Manuskriptenzimmer 124
      7. Sammlungsräume 125
    6. VI.Zur Hierarchie von Räumen und Möbeln 127
  3. Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
    1. Hinweise 133
    2. Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 133
    3. Hinweise zu den angegebenen Maßen 133
    4. Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 134
    5. I. Sakralbauten in Wien 135
      1. Augustinerkloster 135
      2. Dominikanerkloster 146
      3. Franziskanerkloster 155
      4. Jesuitenkommunität 165
      5. Karlskirche 177
      6. Paulanerkirche 189
      7. Rochuskirche 197
      8. St. Josef ob der Laimgrube 205
      9. St. Peter 211
      10. St. Stephan 222
      11. Schottenstift (Benediktinerkloster) 235
    6. II. Sakralbauten in Niederösterreich 247
      1. Altenburg, Benediktinerstift 247
      2. Ardagger, Pfarrkirche hl. Margarete 260
      3. Dürnstein, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 264
      4. Geras, Prämonstratenser-Chorherrenstift 283
      5. Göttweig, Benediktinerstift 294
      6. Heiligenkreuz, Zisterzienserstift 315
      7. Herzogenburg, Augustiner-Chorherrenstift 335
      8. Horn, Piaristenkirche 347
      9. Klosterneuburg, Augustiner-Chorherrenstift 352
      10. Krems, Piaristenkirche 367
      11. Krems, Pfarrkirche St. Veit 380
      12. Lilienfeld, Zisterzienserstift 386
      13. Melk, Benediktinerstift 408
      14. St. Marein, Pfarrkirche hl. Maria 434
      15. St. Pölten, Dom- und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 436
      16. Seitenstetten, Benediktinerstift 452
      17. Wiener Neustadt, Zisterzienserstift Neukloster 466
      18. Zwettl, Zisterzienserstift 477
    7. III. Sakralbauten in Oberösterreich 500
      1. Baumgartenberg, Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 500
      2. Kremsmünster, Benediktinerstift 512
      3. Lambach, Benediktinerstift 534
      4. Linz, Jesuitenkirche (Alter Dom) 551
      5. Linz, Karmelitenkloster 566
      6. Linz, Seminarkirche Hl. Kreuz 572
      7. St. Florian, Augustiner-Chorherrenstift 580
      8. Schlägl, Prämonstratenser-Chorherrenstift 607
      9. Schlierbach, Zisterzienserstift 621
      10. Waldhausen, Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 631
      11. Wilhering, Zisterzienserstift 638
  4. Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse –
    1. Literatur
    2. Zusammenfassung und Ausblick 659
    3. Zum Aufbau des Buchs 659
    4. Historischer Abriss 660
    5. Entwicklungsgeschichte der Kirchenmöbel 661
    6. Zur Einrichtung verschiedener Räume in Kirchen und Klöstern 662
    7. Zur Hierarchie sakraler Einrichtungen 663
    8. Die Auftraggeber und ihr Einfluss auf die Kunstentwicklung 663
    9. Zum Verhältnis zwischen Auftraggebern, Architekten und Handwerkern 665
    10. Zu den Tischlern 665
    11. Stilistische Entwicklung der Möbel 666
    12. Regionale Besonderheiten 667
    13. Fazit und Ausblick 668
    14. Glossar 670
    15. Ortsindex 678
    16. Künstlerverzeichnis 682
    17. Abkürzungsverzeichnis 688
    18. Abbildungsnachweis 692
    19. Literaturverzeichnis 693
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