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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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472 Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ über weite Strecken bestimmte. Die totalitäre Vision der „Erziehung“ des ‚fleißi- gen‘ und ‚frommen‘ zum ‚produktiven‘ und ‚völkischen‘ Bergbauern stieß zwar an der gesellschaftlichen Realität an äußere und innere Grenzen ; doch der darüber konstruierte virtual farmer265 markierte einen Fluchtpunkt bäuerlicher Fremd- und Selbstentwürfe weit über das Ende des „Dritten Reiches“ hinaus. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort Wie bei der Arbeitskraft hatte die Landwirtschaft auch beim Betriebskapital eine mächtige Konkurrentin : die Rüstungsindustrie des Deutschen Reiches, die seit Beginn der „Blitzkriege“ 1939, vor allem seit dem Übergang zum Abnützungs- krieg 1941/42 mehr und mehr Ressourcen beanspruchte. Um- und Neubauten von Betriebsgebäuden sowie die Herstellung von Mineraldünger und Landmaschinen nahmen knappe, daher wertvolle Arbeitszeit und Rohstoffe in Anspruch. Trotz des Konkurrenzverhältnisses zur Rüstungsindustrie galt aber auch die Landwirtschaft als „kriegswichtiger“, weil für die Ernährung der Militär- und Zivilbevölkerung unverzichtbarer Wirtschaftszweig.266 Wie sich nach dem Kriegsbeginn der Ein- satz an Betriebskapital veränderte, zeigen die Buchführungsergebnisse der Landes- bauernschaft Donauland in den Wirtschaftsjahren 1938/39 und 1939/40 (Tabelle 5.19). Der gesamte Kapitalbesatz, in dem auch die Kulturflächen enthalten waren, stieg im Pannonischen Flach- und Hügelland, einschließlich der Weinbaugebiete, sowie im Hügelland südlich der Donau an. Abgesehen vom Pannonischen Flach- und Hügelland, wo aufgrund des enormen Flächenzuwachses die Kapitalintensität abnahm, wurde in diesen Produktionsgebieten auch der Kapitaleinsatz pro Flä- cheneinheit gesteigert. Im Flachland südlich der Donau sank der Kapitaleinsatz in absoluten Werten, während er in relativer Hinsicht leicht anstieg  – ein Aus- druck des Rückgangs der Nutzflächen. In den beiden Berglandgebieten zeigte der Kriegsbeginn die geringsten Auswirkungen auf den Kapitaleinsatz ; nur die Kapi- talintensität legte hier leicht zu. Ein Blick auf die einzelnen Kapitalarten lässt regionale Gemeinsamkeiten und Unterschiede noch deutlicher erkennen. Allerdings sind die Gebäudewerte nicht bezifferbar, weil sie mit dem Wert der Boden- und Pflanzenbestände zu- sammengezählt wurden ; zudem stammten die Bewertungen aus der Zeit vor dem „Anschluss“, entsprachen daher nicht mehr den aktuellen Verkehrswerten.267 Die gesamten Maschinenwerte legten in den Flach- und Hügellandregionen  – abge- sehen vom Flachland südlich der Donau  – innerhalb nur eines Jahres enorm zu, was auf einen Mechanisierungsschub im östlichen Niederdonau schließen lässt ; auch die Viehbestände zeigten dort eine steigende Tendenz. Wegen der Ab- oder
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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