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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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79Blicke hinter das Hoftor Arbeitskräfte und, darüber hinaus, Knechten und Mägden zu bewältigen. Auch insgesamt lässt der V/A-Quotient klare Zusammenhänge vermissen.116 Zwar legen einige Sprengel in den linken beiden Quadranten einen Zusammenhang zwischen dem Druck zur Versorgung noch nicht oder nicht mehr arbeitsfähiger Familien- angehörigen und der Intensivierung der Landnutzung, etwa durch Ausweitung des Wein- und Hackfruchtbaus, nahe ; doch lassen sich ebenso viele Gegenbeispiele finden. Wir sollten dennoch das Familienwirtschafts-Modell nicht voreilig fallen lassen ; das Problem liegt wohl weniger am Modell als an den ausgewerteten Da- ten : den für den jeweiligen Sprengel aus Dutzenden oder Hunderten von Hofkar- ten aggregierten Betriebs- und Haushaltsmerkmalen. Um die Familiendynamik im Besonderen und endogene Agrarsystem-Momente im Allgemeinen zu erfassen, braucht es disaggregierte Daten, die Abweichungen des Einzelfalles vom Durch- schnitt der Gesamtheit, sei es ein Sprengel, Kreis oder Produktionsgebiet, nicht einebnen. Wir müssen, bildlich gesprochen, nicht nur dem Agrarstatistiker über die Schulter, sondern auch hinter das Hoftor blicken. Auf diese Weise nähern wir uns dem, was die amtliche Betriebszählungs-, Buchführungs- und Hofkartensta- tistik zwangsläufig aus der Ferne betrachten : dem alltäglichen Wirtschaften der Akteure in ihren Agrarsystemen. 2.5 Blicke hinter das Hoftor Betriebszählungs-, Buchführungs- und Hofkartenstatistik haben, trotz aller Un- terschiede, eines gemein : Sie konstruieren ‚die Landwirtschaft‘ nach amtlich fest- gesetzten Merkmalen wie Betriebsgrößenklassen, Betriebstypen oder Produkti- onsgebieten. Auf diese Weise vereinfachen sie ihren komplexen Gegenstand, um ihn besser verwalten, überwachen, steuern  – kurz, regulieren  – zu können.117 Doch das Rohmaterial der amtlichen Datenzurichtung, etwa die Hofkarte, erlaubt bis zu einem gewissen Grad, die agrarstatistische Konstruktion zu dekonstruieren. Ähnliche Überlegungen äußerte der aus Niederdonau stammende und in Leipzig habilitierte Agrarökonom Friedrich Waldhäusl :118 „Für die Erfassung der verschiedenen Erzeugungsgebiete Deutschlands stehen der Agrarpolitik die statistischen Nachweisungen der Bodennutzungserhebung, der Viehzählungen, der Berufs- und Betriebszählungen zur Verfügung. Ihre Ergebnisse vermitteln jeweils einen Einblick in das Gefüge der Landwirtschaft, das großräumig oder kleinräumig nach Regionaldurchschnitten dargestellt werden kann. Für die Be- urteilung der Tragweiten agrarpolitischer Maßnahmen kommt es aber nicht nur dar- auf an, das Gefüge landwirtschaftlicher Erzeugungsgebiete zu kennen, sondern auch
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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