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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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8. EINE GRÜNBRAUNE REVOLUTION ? Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität Im April 1938 brachte die im Landkreis Neunkirchen erscheinende Schwarzataler Zeitung einen ganzseitigen Artikel mit dem Titel Unsere Heimat in 10 Jahren. Der Autor mit erkennbarem Regionalbezug versetzt sich darin in die Zeit „um das Jahr 1950“, um über den Wandel der regionalen Arbeits- und Lebensverhältnisse nach dem „Anschluss“ Österreichs an das „Großdeutsche Reich“ zu spekulieren. Nach ausführlichen Schilderungen zum Auf- und Ausbau von Industrie, Verkehrsnetz, Energieversorgung und Tourismus kommt er auch auf den Agrarbereich zu spre- chen : „Natürlich ist der einheimische Bauernstand trotz der mit staatlicher Hilfe aufs äußerste gesteigerten Produktion nicht mehr im Stande, den Bedarf an Nahrungs- mitteln für unsere ansässige Bevölkerung zu decken, und es ist notwendig, auch von auswärts aus weniger gesegneten Gegenden Landesprodukte einzuführen ; den Bau- ern jedenfalls geht es nicht mehr schlecht, sie bringen alles an, was sie nur irgend erzeugen können, ihre Schulden sind schon im ersten Jahre der Machtübernahme in langfristige Hypotheken umgewandelt worden, die Zins- und Steuerleistungen sind dem Erträgnis der Wirtschaft angepasst worden und mit dem Verkauf von einem oder dem anderen Villenbaugrund haben sich die meisten vollkommen schuldenfrei gemacht. Die Arbeit ist auch viel leichter geworden, man hat überall Maschinen und der Getreidebau, der soviel Mühe und Plage gebracht hat, hat ganz aufgehört, weil der Bauer seine Milch und seine Ochsen gut anbringen kann und darum Geld hat, sich Mehl zu kaufen.“1 Arbeitserleichterung durch Mechanisierung, Kostenvorteile durch Spezialisierung, Einkommenssicherheit durch Marktpreisstabilität  – so der Kontrast der kom- menden „neuen Zeit“, der nationalsozialistischen „(Land-)Volksgemeinschaft“ als (Agrar-)Wohlfahrtsgesellschaft, zur krisenhaften „Systemzeit“ vor 1938. Der ag- rarische Erwartungshorizont beginnt sich vom Erfahrungsraum abzuheben ; damit öffnet sich eine Nische, in der eine gegenüber der Vergangenheit grundlegend an- dere, ‚moderne‘ Zukunft Gestalt annimmt.2 Diese Vision einer (Agrar-)Moderne scheint nicht nur denk-, sondern auch machbar  – denn deren Realisierung gilt dem Autor als „im Großen und Ganzen fast sicher“. Der außergewöhnliche Normalfall
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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