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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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6. DAS „LANDVOLK“ UND SEINE MEISTER Manövrieren im Feld des Agrarwissens 6.1 Das agronomische Expertensystem „Der Nationalsozialismus hat die Freiheit der Wissenschaft verwirklicht“,1 froh- lockte Franz Sekera, Dozent an der Wiener Hochschule für Bodenkultur und ebendort Führer des nationalsozialistischen Dozentenbundes,2 wenige Wochen nach dem „Anschluss“ in der Wiener Landwirtschaftlichen Zeitung, einem renom- mierten Agrarfachblatt. Die agrarwissenschaftliche Forschung sei nunmehr von je- der öffentlichen und privatwirtschaftlichen Abhängigkeit befreit : „[…] es gibt für die Arbeitspläne weder das Nein eines verständnislosen Bürokraten, noch gibt es die nicht immer objektive Förderung durch die Industrie. Die deutsche Wissenschaft verwaltet sich selbst ! [Hervorhebung im Original]“3 Die Rede von der Befreiung der sich nunmehr selbst verwaltenden Landwirtschaftsforschung in der Ostmark bezog sich auf die „Zwangskörperschaft der gesamten Agrarwissenschaft“,4 die im „Altreich“ bereits seit Jahren bestand. Nach der nationalsozialistischen Machtüber- nahme 1933 wurde die Agrarforschung im Deutschen Reich unter Federführung des Agrarwissenschafters Konrad Meyer zentralisiert. Aus dem Zusammenschluss der Forschungsstätten in den Reichsarbeitsgemeinschaften für Landbauwis- senschaft 1934 bildete im Jahr darauf das Reichserziehungs- und Reichsernäh- rungsministerium den Forschungsdienst unter der Obmannschaft Meyers. Diese Dachorganisation umfasste Reichsarbeitsgemeinschaften für Pflanzenbau, land- wirtschaftliche Chemie, Tierzucht, Garten- und Weinbau, landwirtschaftliche Gewerbeforschung sowie Agrarpolitik und Betriebslehre ; zudem widmeten sich Arbeitsgruppen und -ausschüsse der „Neubildung deutschen Bauerntums“, dem Weinbau, der Fischerei und der Ödlandkultur.5 Der Forschungsdienst fasste die auf zahlreiche Institute verteilten Agrarwis- senschaften zusammen, unterwarf sie den Zielen der nationalsozialistischen Ag- rarpolitik und richtete sie stärker als bisher auf die praktische Anwendung aus. Die 1934 nach italienischem Vorbild ausgerufene „Erzeugungsschlacht“ suchte die inländische Agrarproduktion zu steigern, um die bisher für Nahrungs- und Futtermitteleinfuhren aus dem Ausland aufgewendeten Devisenmittel für Importe rüstungsrelevanter Rohstoffe verfügbar zu machen. Die Hauptaufgabe der Agrar- forschung bestand im Kampf gegen die „Eiweiß-“ und „Fettlücke“, den Mangel an pflanzlichen und tierischen Eiweißen und Fetten aus inländischer Produktion. Der Vierjahresplan von 1936, der das Deutsche Reich im Kriegsfall von Einfuh- ren möglichst unabhängig zu machen suchte, verstärkte diese Bemühungen ; dazu
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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