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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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16 Akteure in Agrarsystemen einerseits das  – bereits ein Jahrzehnt zuvor festgestellte60  – Fehlen einer umfassen- den, auf der Höhe der wissenschaftlichen Diskussion stehenden Darstellung der Agrargesellschaft in der Ostmark ; andererseits das Fehlen eines agrarhistorischen Forschungsansatzes, der die eingeschliffenen Gegensätze zwischen Struktur- und Praxisperspektive zu überwinden vermochte. Diese und weitere Aktivitäten mün- deten in einem längeren Forschungsschwerpunkt : Im Zuge eines vergleichenden Forschungsprojekts zur regionalen Agrarentwicklung in Niederösterreich im 20. Jahrhundert61 stieß ich auf Quellen, die der ländlichen Mikrogeschichte in der NS-Ära eine hervorragende Basis boten.62 Zudem eröffnete ein Forschungsprojekt zur Zwangsarbeit in der Land- und Forstwirtschaft im Reichsgau Niederdonau63 die Gelegenheit, ein zentrales Interaktionsfeld zwischen NS-Regime und Agrarge- sellschaft auszuarbeiten. Das am Institut für Geschichte des ländlichen Raumes64 angesiedelte Habilitationsprojekt65 ermöglichte schließlich, das Gesamtvorhaben umzusetzen  – und die anfangs festgestellten Probleme empirischer und theoreti- scher Art zu bearbeiten. Das vorliegende, auf meiner Habilitationsschrift basie- rende Buch sucht die beiden Fragen, die der Handbuchbeitrag vor eineinhalb Jahr- zehnten aufwarf, zu beantworten. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld In Abweichung vom gängigen Lehrbuchwissen begreift diese Studie die Agrarge- sellschaft nicht bloß als ‚vormoderne‘, der ‚(post-)modernen‘ Industrie- und Dienst- leistungsgesellschaft vorgelagerte Entwicklungsstufe. Vielmehr geht es ihr um jene Sphäre der Gesellschaft, in der die Produktion land- und forstwirtschaftlicher Gü- ter und Dienstleistungen mittels Land- und Viehnutzung zum Eigen- oder Fremd- konsum sowie deren formelle und informelle Regulative (Familienbetrieb, Genos- senschaft, Agrarpolitik usw.) vergleichsweise dauerhafte Zusammenhänge bilden.66 Auf dem Weg in die (west-)europäische Moderne trat die gesamtgesellschaftliche Prägekraft des Agrarbereichs zugunsten des Industrie- und schließlich des Dienst- leistungsbereichs mehr und mehr zurück.67 Doch auch für die zunehmend vom Industrie- und Dienstleistungssektor geprägte Gesamtgesellschaft leistet die agra- rische Teilgesellschaft  – der Agrarsektor  – wichtige Funktionen : durch die Abgabe von Lebensmitteln, Rohstoffen und Arbeitskräften an andere Wirtschaftszweige wie durch die Abnahme von Industrieprodukten und Dienstleistungen.68 So ver- fügten auch die nationalstaatlich verfassten Gesellschaften Europas, die sich im 20. Jahrhundert zu Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften wandelten, über darin ein- und untergeordnete agrargesellschaftliche Sphären. Der  – durch inner- und zwischenstaatliche Kriege mitunter aufgesprengte  – Behälterraum des Nati-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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