Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Page - 709 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 709 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Image of the Page - 709 -

Image of the Page - 709 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945

Text of the Page - 709 -

709Großbritannien und die Ostmark im Krieg hinsichtlich des produktivistischen Übergangs erwarten. Sollte aber der Vergleich zwischen Ausgangs- und Kontrastfall  – entgegen der Erwartung  – auch Ähnlich- keiten zeigen, wäre dies ein Anzeichen für systemübergreifende Gemeinsamkeiten. Als Vergleichsfall dient Großbritannien mit Fokus auf England und Wales, für dessen Wahl gegenüber alternativen Fällen drei Gründe sprechen : Erstens stand Großbritannien in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht  – als Industriestaat mit kleinem Agrarsektor und gefestigter parlamentarischer Demokratie aufseiten der Anti-Hitler-Koalition  – im scharfen Kontrast zur noch stark agrarisch gepräg- ten Ostmark als Teil des nationalsozialistischen „Großdeutschlands“. Zweitens bil- dete das Vereinigte Königreich als Gravitationszentrum der seit dem späten 19. Jahrhundert formierten Weltwirtschaft den Widerpart zum Deutschen Reich als Führungsmacht des angepeilten kontinentaleuropäischen „Großraums“. Drittens spricht für den britischen Fall das Vorliegen aktueller, mit meiner Studie vergleich- barer Forschungen.53 Der zeitliche Systemvergleich setzt die NS-Ära in Beziehung zum Übergang von der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre bis zum Nachkriegs- boom in den 1950er Jahren. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg54 Das institutionelle Arrangement des britischen Agrarsystems wies im Vergleich zum deutschen auf nationalstaatlicher Ebene neben den ins Auge springenden Unterschieden auch einige Gemeinsamkeiten auf. Der Kriegsausbruch veranlasste die britische Regierung vor dem Erfahrungshintergrund des Ersten Weltkrieges und in Erwartung eines längeren, ressourcenzehrenden Konflikts, die Anfang der 1930er Jahre zur Bewältigung der Wirtschaftskrise begonnenen Staatsinterventio- nen in die Agrarmärkte auszubauen. Um die starke Auslandsabhängigkeit zu ver- ringern, suchte das bestehende Landwirtschaftsministerium die Inlandserzeugung notwendiger und kalorienreicher Nahrungsmittel, vor allem kohlenhydratreicher Pflanzen wie Getreide und Kartoffeln, zu steigern. Das neu geschaffene Ernäh- rungsministerium trachtete die bedarfsgerechte Verteilung der erzeugten und ein- geführten Nahrungsmittel mittels Preisregelung und Rationierung zu steuern. Ob- wohl die überlappenden Kompetenzbereiche der beiden Ministerien in der Praxis zu Reibungsverlusten führten, gelang es den Entscheidungsträgern, den Preisme- chanismus als Triebfeder von Produktionswachstum und Konsumsicherung zu in- stallieren : Agrargüter wurden zu relativ hohen Preisen von den Produzenten einge- kauft und zu relativ niedrigen Preisen an die Konsumenten verkauft ; die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreisen trug der Staat. Zwar war dieser Subven- tionsmechanismus anfällig für fehlerhafte Berechnungen, verspätetes Eingreifen
back to the  book Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945"
Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Schlachtfelder
Subtitle
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Author
Ernst Langthaler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
948
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Schlachtfelder