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Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
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4.4 Nationalsozialismus | 421 nau“ brachte Graphiken von Margret Bilger, Vilma Eckl und Margarete Pausinger.335 An ihre Schwester berichtete Bilger darüber: „In Linz soll die Ausstellung von mir im Landesmuseum gut sein, man nahm auch den ‚Verlorenen Sohn‘, ‚David vor Saul‘, ‚Mutter Mutter, es hungert mich‘ u. alles u. soll Gutes in den Zeitungen stehn. – Dies ist ein Bürstenabzug zur Zeitschrift ‚Der goldene Bogen‘336 auch die 2te Nr. soll von mir illustriert werden. Bin so erstaunt dass der Kulturbeauftragte [Anm.: Justus Schmidt] so Vertrauen zu mir gewann.“337 Für Bilger waren damit ausgerechnet jene Jahre, in denen der Kunst massive Zwänge auferlegt waren, diejenigen, in denen sie als Künstlerin erstmals reüssieren konnte. Wie sich zeigen sollte, gelang ihr der noch größere Durchbruch aber erst in den Nachkriegsjahrzehnten. Ihre Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gewann schließlich in den Nachkriegsjahren durch die Bekanntschaft und schließlich Ehe mit dem Künstler Hans Breustedt, dessen erste Ehefrau als polnische Jüdin der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik zum Opfer gefallen war, eine zusätzliche Dimension.338 In den unmittelbaren Nachkriegsjahren scheint Bilgers Energie mehr dem unmittelbaren wirtschaftlichen Überleben und weniger dem politischen Rückblick oder der Aufar- beitung gehört zu haben.339 Ihre Distanz zur Politik war jedenfalls geblieben. Ihrer kommunistischen Freun- din Elisabeth Karlinsky schrieb sie 1950: 335 Vgl. Kulturnachrichten des Gauleiters und Reichsstatthalters in Oberdonau, Nr. 14, 6.4.1944; Nr. 17, 28.4.1944. 336 „Der Goldene Bogen“, ebenfalls von Justus Schmidt herausgegeben, erschien ursprünglich als Bei- lage zur Zeitschrift „Oberdonau. Querschnitt durch Kultur und Schaffen im Heimatgau des Füh- rers“ und wurde nach deren Einstellung 1943 selbständig weiter herausgegeben. Alfred Kubin war mit Illustrationen ebenfalls mehrmals darin vertreten. 337 Bilger Archiv, MB an Irmtraut Blum [Bilger], [Mai 1944]. 338 Zur Geschichte von Hans Joachim und Sofia Breustedt, die 1942 in Treblinka ermordet worden war, vgl. Sofia Breustedt/Hans Joachim Breustedt, An Marysia. Eine Familiengeschichte in Briefen. 1935–1950. Hg. von Helga Hofer, Salzburg 2015. 339 Aufschlussreich für diese Zeit ist der unveröffentlichte Briefwechsel der Künstlerin mit Gregor Sebba, einem Freund aus der Wiener Studienzeit, der als Jude 1938 Österreich verlassen musste und nach New York emigrierte. Bilgers Briefe an ihn aus den Nachkriegsjahren sind geprägt von Beschreibungen der wirtschaftlichen Probleme in Österreich, Sebba schickte auch immer wieder Hilfspakete, auch mit Materialien für die künstlerische Arbeit. Wenig bis gar nicht ging es in den Briefen um Sebbas persönliches Schicksal der Emigration oder um politische Fragen. Vgl. Bilger- Archiv, Gretel Bilger und Gregor Sebba, eine Freundschaft – in Briefen. Unveröff. Transkript zu- sammengestellt von Melchior Frommel. Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
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Zeitwesen Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Title
Zeitwesen
Subtitle
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Author
Birgit Kirchmayr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23310-7
Size
17.3 x 24.5 cm
Pages
468
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Einleitung 11
  2. Fragestellung und Ausgangsthesen 11
  3. Theoretische Bezugsrahmen 14
  4. Quellen 17
  5. „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
  6. 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
    1. 1.1 Auto/Biographieforschung 33
      1. 1.1.1 Lebenslauf, Biographie, Autobiographie oder Auto/Biographie? 34
      2. 1.1.2 Auto/Biographie und Geschichtswissenschaft 39
      3. 1.1.3 Auto/Biographie und Geschlecht 47
    2. 1.2 Künstlerauto/biographie 51
      1. 1.2.1 Von Vasaris Viten bis „Inventing Leonardo“: Zur Geschichte der Künstlerbiographik 51
      2. 1.2.2 „Biographische Formeln“: Die „Legende vom Künstler“ 54
      3. 1.2.3 Geniekonzept und Autobiographical Life 59
    3. 1.3 Auto/Biographische Quellen 63
      1. 1.3.1 Autobiographie 65
      2. 1.3.2 Brief 66
      3. 1.3.3 Tagebuch 72
  7. 2 KünstlerInnen über sich 79
    1. 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
      1. 2.1.1 Der Künstler, sein Archivar und sein Nachlass 80
      2. 2.1.2 Die Autobiographie „Aus meinem Leben“ (1911–1952) 83
    2. 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
      1. 2.2.1 Der Künstler als Erzähler 105
      2. 2.2.2 Die Autobiographie „Mein Leben“ (1971) 109
    3. 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
      1. 2.3.1 Autobiographisches in Tagebüchern und Briefen 136
      2. 2.3.2 „Biographische Notizen“ (1929) 138
    4. 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
      1. 2.4.1 Erklärungen zu einem Negativbefund 150
      2. 2.4.2 Die „Klessheimer Sendboten“ (1927) 154
    5. 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
      1. 2.5.1 Versuch einer Verweigerung 164
      2. 2.5.2 Der „Lebensbericht“ (1968) 166
    6. 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
  8. 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
    1. 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
      1. 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
      2. 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
      3. 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
      4. 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
    2. 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
      1. 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
      2. 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
      3. 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
      4. 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
    3. 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
      1. 3.3.1 Alfred Kubin: Von der Ariosophie zum Buddhismus 277
      2. 3.3.2 Aloys Wach, die Kabbala und Jesus Christus als „Okkultist“ . . . . . . . 284 Exkurs: Die „Affäre Schappeller“ 291
    4. 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
  9. 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
    1. 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
    2. 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
      1. 4.2.1 Kubin, der Krieg und das Ende der „alten Ruhe“ 321
      2. 4.2.2 „Ich bin so froh, dass ich noch lebe“: Oskar Kokoschka und der Erste Weltkrieg 328
    3. 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
      1. 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
      2. 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
      3. 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
      4. 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
    4. 4.4 Nationalsozialismus 382
      1. 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
      2. 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
      3. 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
      4. 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
    5. 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
  10. Dank 426
  11. Abkürzungsverzeichnis 428
  12. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
  13. Quellen- und Literaturverzeichnis 431
  14. Archive und Sammlungen 431
  15. Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
  16. Literatur und gedruckte Quellen 432
  17. Personenregister 463
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