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Einführung |
17Weshalb
Sakralmöbel ?
Graetz oder Christian Witt-Dörring1, doch fehlte eine landesweite Untersuchung mit
dem Ziel, die regionalen Spezifika von Barockmöbeln aufzuzeigen. Der Grund dafür
dürfte in einer besonderen Facette der österreichischen Geschichte zu suchen sein : An-
ders als im Ausland, wo sich in Adelspalais noch immer etliche Möbelensembles be-
finden, die nachweislich an Ort und Stelle für den heutigen Standort gefertigt wurden,
nahm der österreichische Hochadel, dessen Residenzen geographisch über halb Europa
verteilt waren, bei seinen häufigen Wechseln des Aufenthaltsortes Einrichtungsgegen-
stände mit auf die Reise.2 Weitere Möbelstücke wurden bei militärischen Auseinander-
setzungen zu entfernt liegenden Besitztümern verbracht. Unausweichliche Folge davon
war hierzulande die Durchmischung des Mobiliars in vielen Schlössern und Palais.
Im Gegensatz zu den mit ausführlichen Beschreibungen aufwartenden Inventaren
italienischer Sammlungen beschränken sich Inventare der Einrichtungen österreichi-
scher Bauwerke häufig auf vage Hinweise zu den Möbeln, deren Maße auch nur in sel-
tenen Fällen angegeben werden. Im Grunde handelt es sich bei diesen Aufzeichnungen
um Listen mit Ausstattungsstücken, weshalb wir lediglich eine ungefähre Vorstellung
davon besitzen, wie die Interieurs höfischer Appartements in Österreich beschaffen
waren. Nur wenige Objekte lassen sich anhand der Schriftquellen sicher identifizieren,
seriöse Antworten auf Fragen nach der Herkunft vieler Möbelgarnituren im Adelsbe-
sitz oder ehemaligem Adelsbesitz können daher kaum geliefert werden, authentische
Interieurs sind in den Palais der österreichischen Aristokratie aus heutiger Sicht eher
selten. Einer Studie, die unter anderem auf stilistische Besonderheiten von Möbelstü-
cken bestimmter Regionen fokussiert ist, können solche Beispiele selbstverständlich
nicht als Ausgangspunkt dienen. Aus diesem Grunde wurde in der Fachliteratur schon
mehrfach darauf hingewiesen, dass die Erforschung des österreichischen Barockmobi-
liars vom Bestand im sakralen Ambiente ausgehen müsse, da er sich in aller Regel
noch an seinem ursprünglichen Standort befinde. Ferner erschließen sich aus der Bau-
chrono logie der jeweiligen Sakralanlagen häufig die Herstellungsdaten, manchmal ge-
hen aus Schriftquellen auch die Namen der verantwortlichen Handwerker hervor. Die
an ihre Umgebung gebundenen Kirchenmöbel bilden folglich ein ideales Fundament,
um der Frage nach den Regionalstilen im Möbelbau nachzugehen.
Das setzt jedoch voraus, dass sich die bei solch einer Studie gewonnen Erkenntnisse
auf profane Interieurs übertragen lassen. In seinem Standardwerk zur Geschichte des
Möbels zog Adolf Feulner genau das in Zweifel.3 Er interpretierte Kirchenmöbel als
1 Vgl. hierzu die Literaturliste im Anhang.
2 Allerdings ist bisweilen auch in Deutschland mit einer ähnlichen Vorgehensweise zu rechnen. Rohr,
Ceremonial-Wissenschaft (1729), Teil 1, Kap. 7, 47, p. 85 ; Friedhoff, Wohnen (1998), 546.
3 Feulner, Kunstgeschichte (1927), 7 ; ders., Kunstgeschichte (1980), 12.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587