Seite - 39 - in Sakralmöbel aus Österreich - Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
Bild der Seite - 39 -
Text der Seite - 39 -
Handwerker und Kunsthandwerker |
39Zusammenarbeit
von Tischlern mit anderen Ge erken
nicht unter die Fittiche eines Klosters begaben oder eine Hoffreiheit erwarben, muss-
ten sie mancherorts einer Zunft beitreten. Da die Zahl der Bildschnitzer relativ gering
war, bildeten sie keine eigenen Berufsverbände, sondern schlossen sich bereits beste-
henden Organisationen an. In Betracht kamen vor allem die Zünfte der Steinmetze,
Maler, Drechsler oder Schreiner.42 Wie andere Handwerker konnten inkorporierte
Bildschnitzer zwei Gesellen beschäftigen und gleichzeitig einen oder zwei Lehrlinge
ausbilden. Zwar durften die Verbandsmitglieder den Zunftbestimmungen zufolge nur
selten mehrere Berufe ausüben, doch zeugen häufige Rechtsstreitigkeiten davon, dass
sich entsprechende Verbote im Falle der holzverarbeitenden Gewerke kaum durch-
setzen ließen. Viele Tischler besaßen eine Doppelausbildung und waren zugleich
als Bildschnitzer tätig, wie beispielsweise für Franz Anton Herrmann nachgewiesen
werden konnte. Er stattete im Auftrag des Mainzer Kurfürsten in den 1740er-, 50er-
und 60er-Jahren Kirchen mit Altären und Sakralmöbeln aus.43 In Verbindung mit
der vorliegenden Studie begegnen uns Christoph Paumgartner, der Konverse Mauri-
tus Tauffer und Thomas Schiffer, die in Diensten der Stifte St. Lambrecht und Rein
standen und in beiden Berufen arbeiteten. Welche Schwierigkeiten die Zeitgenos-
sen damit hatten, die Gewerke gegeneinander abzugrenzen, zeigt der Umstand, dass
Emporenbrüstungen, die Schiffer für Rein hergestellt hatte, in den 1740er-Jahren in
einem Schrei ben des Konvents als Tischlerarbeit, in einem anderen als Bildthauerarbeit
bezeichnet werden.44 Ein weiterer der in beiden Professionen geschulten Meister war
Ludwig Kögel (1710/11–1741). Geboren in Kirchberg an der Pielach (Niederöster-
reich) und ausgebildet als Bildhauer und Tischler, legte er 1739 als Laienbruder in Li-
lienfeld die Profess ab, nachdem er sich an verschiedenen Adelshöfen als Kunsttischler
einen Namen gemacht hatte.45 Ferner sei auf Balthasar Reißmayer hingewiesen, der
an der Ausführung des Chorgestühls für die Stiftskirche Klosterneuburg beteiligt war.
Archivalien zufolge erhielt er als Tischler und Bildhauer einen höheren Lohn als seine
Kollegen.46 Schließlich muss an Joseph Baumeister (erw. 1697–1721) aus Wien er-
innert werden, den Schriftquellen seit 1697 zunächst als Tischler, nach 1707 aber als
Bildhauer führen.47
42 Hierzu etwa Kienzl, Bildhauer (1996), bes. 50–52 ; Schweikert, Brenck (2002), 53–55 ; Stainer, Bildhau-
erzeichnung (2018), bes. 46–54.
43 Wolf, Identifikation (1988), 78 ; Zinnkann, Meisterstücke (1988), 50–51.
44 Gigler, Umbauten (1924), 31, 66 (jeweils Quellenanhang).
45 Oettinger/Matschik/Fitz, Lilienfeld (1952), 21, 23 ; Mussbacher, Lilienfeld (1976), 14 ; Müller, Profeß-
buch (1996), 280, Nr. 1552.
46 Bohr, Sakralmöbel (2017), 362.
47 Wagner, Regesten (2014), ad vocem.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587