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96 | Sakralbauten im Burgenland
Fensternischen hineinragt. Weiter entspricht die Anordnung der Brüstungsfüllungen
von Teil 3 sicher nicht dem originalen Zustand. Dann weisen die Teile 1 und 3 etwa
in der Mitte einen vertikal verlaufenden Sägeschnitt in Rückwand und Brüstung auf –
zweigeteilt ließen sich die einzelnen Segmente natürlich leichter transportieren und
umstellen. Und schließlich wurde die Rückwand der Südseite gekürzt, wie Schnittstel-
len am Gesims belegen.
Möglicherweise fertigten die Tischler das Gestühl ursprünglich für den Standort
hinter dem Altar, da die Mönche des Minoritenordens dem Gottesdienst bevorzugt
im abgeschiedenen Psallierchor beiwohnten. Die Aufstellung der Stallen in der Wie-
ner Franziskanerkirche liefert hierfür ein Beispiel.4 Mit einer Raumtiefe von 6,20 m
wäre in Eisenstadt das Platzangebot hinter dem Altar zwar knapp, aber doch ausrei-
chend gewesen, um das Gestühl aufzurichten. Auf jeden Fall hätte es dann später dem
erwähnten spätbarocken Altar weichen müssen. Allerdings befindet sich auf der Em-
pore der Franziskanerkirche zu Frauenkirchen ein barockes Gestühl, das von Anfang
an für diesen Standplatz geschaffen wurde (Farbtaf. 01 ; Abb. 06). Demzufolge war
in Kirchen der Franziskaner auch diese Art der Aufstellung möglich. In der Litera-
tur wird das Gestühl in Eisenstadt um 1630 datiert. Für das Dorsale mit den flachen
Ziermotiven sowie für die Brüstung und zwei Wangen könnte das zutreffen, dagegen
weisen die für die anderen Docken gewählten kraftvollen Schnitzornamente auf eine
Entstehung um die Jahrhundertmitte. Sie dürften nachträglich hinzugefügt worden
sein. Die Kniebänke und Laufböden sind relativ neu.
Kirchenraum
Laiengestühl
Eisenstadt, um 1630/50
HS 10,5 cm
H 112 cm (+ 10,5 cm) × L 282 cm
Nadelholz, dunkelbraun lasiert
Das seitlich des Kirchenmittelgangs platzierte Möbelensemble umfasst 25 Bankreihen
und vier Vorderbrüstungen (Abb. 04, 05).5 Eine in Rahmen und schlichte Rechteck-
füllungen gegliederte Hauptzone sowie ein mit wenigen Triglyphenfeldern ornamen-
tiertes Gebälk formen die Brustwände. Sie erinnern an das Aussehen der Möbel in
der steiermärkischen Abtei St. Lambrecht aus den frühen 1640er-Jahren (Abb. 260).
Die aufwendiger gearbeiteten Bankwangen bestehen aus einem hohen stelenförmigen
4 Bohr, Sakralmöbel (2017), 83–84, 156–158.
5 ÖKT, Eisenstadt (1932), 43.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587