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Sakralmöbel aus Österreich - Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
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128 | Sakralbauten in Kärnten mit Bandlwerk zu finden. Mit den eingeflochtenen querschraffierten Bändern greifen sie eine Stilrichtung auf, die beispielsweise von Bibliotheksmöbeln in Kremsmünster oder von Refektoriumstischen in Lambach aus dem ersten Jahrzehnt des 18.  Jahrhunderts vertreten wird.43 Insgesamt erinnert der Dekor der Hochwangen aber eher an gewisse spätgotische Malereien mit Spruchbändern und Laubmotiven als an barocke Kunst. Ei- ner gänzlich anderen Formensprache bediente sich der Bildschnitzer bei der Fertigung des Bandlwerks an den Türen. Die Diskrepanz überrascht, denn für die Modellierung der entwickelten Bandlwerkstrukturen wurden Druckvorlagen aus Frankreich oder Süddeutschland im französischen Stil verwendet. Diese Zierformen belegen die Kennt- nis von Entwürfen von Jean Bérain d. Ä. (1637–1711) oder Daniel Marot (1661–1752), die im süddeutschen Raum von Künstlern wie Paul Decker d. Ä. (1677–1713) rezipiert wurden. Deckers Stiche aus der Zeit um 1710 muten ganz ähnlich an.44 Wie in der rele- vanten Literatur angenommen wird, könnte das Gestühl demnach um 1720 entstanden sein, als das Kircheninnere mit Stuckverzierungen im Akanthusstil bereichert wurde. Das lässt auch ein Vergleich mit der in den späten 1720er-Jahren entstandenen Kanzel der Kirche vermuten, deren Dekor sich bereits aus moderneren Ornamentmotiven speist. Das Gestühl steht im ersten Chorjoch. Seine Nordseite lehnt sich an eine geschlos- sene Scheidewand, die Südseite an zwei massive Pfeiler. Die dazwischen liegende Ar- kade gibt die Gestühlsrückwand zu erkennen und bestätigt, was sich bereits in der Vorderansicht andeutet : Schlichte Planken in Längsrichtung des Möbels bilden die Konstruktion der Rückenlehne hinter den Stallen. Dagegen wurde das Dorsale hand- werklich korrekt mit einer Konstruktion aus Rahmen und Füllungen gefertigt. Für seine Herstellung verwendeten die Handwerker massives Nussholz, für den Bau der anderen Möbelteile weniger teures Nadelholz. Die Weichholzteile wurden nussfarben gebeizt, Profile und Pilaster, teilweise auch die Schnitzarbeiten, mit Bronzierungen und Vergoldungen optisch abgesetzt. Ein glänzender Firnis schützt die Möbeloberflä- che vor Staub und anderen Verunreinigungen. Kirchenbänke Griffen, 1710/20 HS 7  cm H 91  cm (+ 7  cm)  ×  L 352  cm Nussholz, massiv, Nadelholz, dunkelbraun lackiert 43 Bohr, Sakralmöbel (2017), 528–531, 543–545. 44 Zu französischen Stichen von Bérain und Marot vgl. Berliner/Egger, Vorlageblätter (1981), Bd.  1, 93–95, Bd.  3, Abb.  1145, 1154 mit Stichen aus der Zeit um 1700. Zu Decker vgl. ebd., Bd.  1, 99–100, Bd.  3, Abb.  1213, 1214, 1221. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Sakralmöbel aus Österreich Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
Titel
Sakralmöbel aus Österreich
Untertitel
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
Band
II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
Autor
Michael Bohr
Verlag
Böhlau Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21246-1
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
628
Schlagwörter
Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. Teil 1 Vorbemerkungen
    1. Einführung 15
    2. Methodische Vorgehensweise, Ziele und Fragestellungen 15
    3. Weshalb Sakralmöbel ? 16
    4. Original und Rekonstruktion 18
    5. Zur Auswahl der Objekte 20
    6. Zum Stand der Forschung 21
  3. Teil 2 Grundlegendes
    1. I. Die Auftragsvergabe 27
      1. Der Vertrag zwischen Placidus Mally, Abt des Zisterzienserstiftes Rein, und dem Tischlergesellen Thomas Schiffer 27
      2. Allgemeines zu Handwerker- und Künstlerverträgen 33
    2. II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
      1. Arbeitsgemeinschaften der Handwerker 35
      2. Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 38
      3. Bildhauer 38
      4. Drechsler 41
      5. Vergolder und Fassmaler 41
      6. Schmiede 42
    3. III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
      1. Zur Geschichte 43
      2. Allgemeines 44
      3. Modelle für Sakralmöbel 45
      4. Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
      5. Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
      6. Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
      7. Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
      8. Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
      9. Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
      10. Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
      11. Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
    4. IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
      1. Prunkappartements, Zeremoniell und Liturgie 57
      2. Sakristeimöbel 58
      3. Chorgestühle 60
      4. Beichtstühle 63
      5. Kirchenbänke 64
      6. Türen 65
      7. Resümee 66
    5. V. Zeittypische Stilbildungen 69
      1. Süddeutschland, Italien und Frankreich 69
      2. Pilaster, Säulen, Lisenen und pilasterartige Stützen 72
      3. Zur Vermittlung und Weitergabe neuer Formen 73
    6. VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
      1. Charakteristika 75
      2. Wien und Niederösterreich 76
      3. Oberösterreich 77
      4. Salzburg 79
      5. Tirol 81
      6. Kärnten und Steiermark 83
      7. Vorarlberg und Burgenland 86
  4. Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
    1. Hinweise 91
    2. Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
    3. Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
    4. Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
    5. I. Sakralbauten im Burgenland 93
      1. Eisenstadt, Rektoratskirche St. Michael 93
      2. Frauenkirchen, Franziskanerkloster 98
      3. Lockenhaus, Pfarr- und Wallfahrtskirche hl. Nikolaus 103
      4. Maria Loretto, Pfarr- und Wallfahrtskirche Zur Unbefleckten Empfängnis 110
    6. II. Sakralbauten in Kärnten 114
      1. Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
      2. Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
      3. Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
      4. Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
      5. Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
      6. Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
      7. Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
      8. Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
      9. Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
      10. Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
      11. Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
    7. III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
      1. Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
      2. Mattsee, Kollegiatstift 189
      3. Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
      4. Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
      5. Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
      6. Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
      7. Salzburg, St. Markus 244
      8. Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
      9. Himmelfahrt 248
    8. IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
      1. Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
      2. Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
      3. Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
      4. Graz, Franziskanerkloster 289
      5. Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
      6. Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
      7. Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
      8. Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
      9. Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
      10. Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
      11. Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
      12. Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
      13. Rein, Zisterzienserstift 365
      14. Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
      15. St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
      16. Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
    9. V. Sakralbauten in Tirol 419
      1. Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
      2. Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
      3. Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
      4. Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
      5. Innsbruck, Servitenkloster 449
      6. Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
      7. Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
      8. St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
      9. Stams, Zisterzienserabtei 487
      10. Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
    10. VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
      1. Bregenz, Stadtpfarrkirche St. Gallus 525
      2. Dornbirn, Stadtpfarrkirche St. Martin 532
      3. Feldkirch-Altenstadt, Dominikanerinnenkloster 534
      4. Thüringen, Kirche St. Anna 541
      5. Viktorsberg, Pfarrkirche hl. Viktor 545
  5. Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
    1. Ziele der Untersuchung 551
    2. Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
    3. Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
    4. Wer waren die Tischler ? 553
    5. Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
    6. Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
    7. Sakralmöbel und Ambiente 558
    8. Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
    9. Kunstlandschaften 560
    10. Fazit und Ausblick 562
    11. Glossar 564
    12. Ortsindex 573
    13. Künstlerverzeichnis 577
    14. Abkürzungsverzeichnis 582
    15. Abbildungsnachweis 586
    16. Literaturverzeichnis 587
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