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Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt | 131
1654 heiratete Georg Mayrhofer, 1653 und 1655 sind Kinder von ihm in Archivalien
erwähnt.52 1660 wird von einer verstorbenen Angehörigen des Georgii arcularii berich-
tet, und auch im 18. Jahrhundert sind in den Gurker Schriftquellen noch arcularii zu
finden.53 Im Allgemeinen meint der Begriff arcularius einen Schmuckkästchen- oder
Galanteriewarenhersteller, der auf dem flachen Land eher nicht zu erwarten wäre.
Nicht ganz klar ist überdies, welchen Beruf der faber lignarius Georg Rieger 1666 aus-
übte.54 Einschlägigen Wörterbüchern zufolge könnte Rieger ein Tischler, ein Holz-
händler oder ein Zimmermann gewesen sein. Im zweiten Drittel des 18. Jahrhun-
derts lassen sich in den Archivalien weitere Personen mit dieser Berufsbezeichnung
nachweisen.55 Wegen der geringen Zahl an Tischlern in Gurk scheint die Annahme
jedenfalls naheliegend, dass die Stiftstischlerei über genügend qualifizierte Mitarbei-
ter verfügte, um anfallende Arbeiten in einem angemessenen zeitlichen Rahmen und
ohne fremde Hilfe ausführen zu können.
Zu den aufgedoppelten Intarsienplatten an Beichtstühlen und Kirchenbänken
In Gurk liegt der außergewöhnliche Umstand vor, dass intarsierte Holztafeln, die an
Kirchenbänken und Beichtstühlen angebracht wurden, die Garnituren als einheitliches
Ensemble in Erscheinung treten lassen. Zwar sind Möbel mit bossierten Füllungen
grundsätzlich nicht ungewöhnlich, doch existiert in keiner anderen österreichischen
Kirche ein vergleichbar umfassender Bestand an zusammengehörenden Inventarstü-
cken.
Ein Typus dieser aufgedoppelten Platten ist schlicht rechteckig und mit geraden
Außenkanten versehen, ein zweiter besitzt Kanten mit kleinteiligen Bögen, ein dritter
vervollständigt die Bankwangen und nähert sich daher der Form eines C an (Farb-
taf.
06 ; Abb.
34–37). Die Intarsien bestehen aus hellem und geschwärztem (Ahorn- ?)
Holz. Steigen an den Bankwangen dichte kurvilineare und langstielige Blattran-
ken vom Wangenfuß auf, so überziehen in weite Schwünge gelegte, dunkle Bänder
mit eingeflochtenem hellem Laubwerk die großen Rechteckfelder. Blütenroset-
ten zieren die Zentren. Diese Intarsien gemahnen an den »Stil der zarten Ranke«
52 Trauungsbuch II (G24_002-3), p. 338v, 29.09.1654 ; Geburtsbuch II (G24_002-1), p. 100, 13.03.1653
und p. 113, 13.09.1655.
53 Sterbbuch II (G24_002-5), p. 409v, 05.09.1660 ; Trauungsbuch IIIa (G24_003-2), p. 164, 18.05.1738 ;
p. 166, 06.04.1739 ; p. 193, 06.11.1748 ; p. 222, 03.11.1761.
54 Sterbbuch II (G24_002-5), p. 413v, 25.09.1666.
55 Trauungsbuch IIIa (G24_003-2), pp. 158–159 und 162 f . Die Einträge stammen vom 14.02. (?) 1735,
vom 06.02.1736 und vom 22.07.1737. Sterbbuch IIIa (G24_003-4), p. 356, 11.01.1743, und p. 421,
08.03.1759.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587