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246 | Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land
Seiten hin ausbreiten. Dagegen gehen in den anderen Feldern von einem diagonal
angeordneten Mittelstück große Blattspiralen aus, die mit Blüten und Fruchtstän-
den enden. Im Jahr 2000 wurde die Kommunionbank vor dem Hauptaltar um eine
Ikono stase erweitert, nachdem man die Kirche der orthodoxen Glaubensgemeinschaft
überlassen hatte. Durch ihre Aufteilung, die derjenigen der Balustrade entspricht, und
den à jour gearbeiteten Akanthusschmuck passt sie sich dem originalen Bestand recht
gut an.
Wie Experten vermuten, entwarf Fischer von Erlach nicht nur den Baukörper,
sondern auch die Einrichtung und damit die Balustraden vor den Altären.222 In der
Salzburger Dreifaltigkeitskirche, die zwischen 1694 und 1702 und damit kurz vor der
Ursulinenkirche nach Plänen Fischers entstand, wurden sie in ähnlicher Weise, aber
mit nicht ganz so überragender Qualität vorweggenommen (Abb. 111).223 Hier wie
dort teilt ein auffallender Rundstab das Gesims horizontal in Hälften. In der Profilie-
rung des Gebälks über den Riesenpilastern der Ursulinenkirche wiederholt sich dieses
ungewöhnliche Motiv, wenn auch nicht als Rundstab, sondern als Hohlkehlprofil, ein
weiteres Indiz dafür, dass die Vorlagen zu den Tischlerarbeiten aus der Hand Fischers
stammten. 1704 bezahlte der Konvent für die Anfertigung von Chorschranken und
Laiengestühl 150 Gulden.224
Kirchenbänke
Hoftischler Balthasar Köbl (?), um 1704
HS 12 cm
H 91,5 cm (+ 12 cm) × L 193 cm / 213,5 cm
Ahorn (?), Nadelholz, dunkelbraun, fast schwarz gebeizt. Messing
Das Gestühl zählt zehn Bankreihen, sieben davon im Langhaus bzw. im Kuppelraum,
drei unter der Empore, hinzu kommen vier Brüstungen (Abb. 131, 132).225 Weitere
vier Bänke stehen in den Seitenkapellen. Nach der Umwandlung der Kirche in einen
orthodoxen Sakralraum mussten letztere aus Platzgründen von ihrem ursprünglichen
Standort weichen.
222 Oberhofer/Hahnl, ebd.; Bogner, Ursulinerinnen (1999), 20, 58. Archivalien, die diese These stützen
würden, wurden bisher leider nicht erschlossen.
223 Auf Übereinstimmungen in den Ausstattungen verschiedener Salzburger Kirchen Fischers wurde in
der Literatur bereits hingewiesen. Sedlmayr, Fischer von Erlach (1976), 268, 269 und Abb. 74, 75 ;
Sedlmayr, Fischer von Erlach (1997), 388 ; Bogner, ebd.; ders., St. Markus (2003), 8.
224 Bogner, Ursulinerinnen (1999), 58.
225 Zu den Bänken ÖKT, Salzburg (1912), 278 ; Dehio, Salzburg (1986), 572 ; Bogner, ebd.; ders., St.
Mar-
kus (2003), 8.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587