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| Zusammenfassung und
Ausblick554
Kloster eine lebenslange »Rundumversorgung« garantiert, während weltliche Tisch-
ler wie die des Jesuitenordens in Graz, die die Ausstattung der heutigen Domkirche
schufen, verköstigt und entlohnt wurden. Ihre Namen scheinen in Rechnungsbüchern
auf, in denen Klöster ihre Einnahmen und Ausgaben bilanzierten. Ein atypisches Ar-
beitsverhältnis wählte die Mönchsgemeinschaft in Göttweig im Falle von Heinrich
Johann Holdermann (1697–1739) und seinem Nachfolger Franz Anton Staudinger
(1705–1781). Die beiden Handwerker besaßen eine eigene Tischlerwerkstatt in der
am Fuße des Klosterberges gelegenen Ortschaft Furth, waren aber zugleich Leiter der
stiftsinternen Tischlerwerkstätte. Holdermann und Staudinger führten Arbeitsbücher,
um ihre Leistungen für das Kloster dokumentieren und verrechnen zu können. Neben
dem Jahresgehalt für die Anstellung in der Stiftstischlerei erhielten sie nach dem Ab-
schluss der Arbeiten einen Stücklohn. Mit dem garantierten Gehalt und der Ernen-
nung der Handwerker zu Hoftischlern durch den Göttweiger Abt wurden sie an das
Kloster gebunden, doch wie die Arbeitsverträge mit ihnen im Detail beschaffen waren,
wissen wir nicht. Vermutlich verpflichtete sie der Konvent, im Bedarfsfalle für das
Kloster zu arbeiten, was während des Wiederaufbaus der Anlage nach einer Brandka-
tastrophe von etwa 1720 bis nach 1740 hinweg durchgehend der Fall war. Ansonsten
wird es ihnen freigestanden haben, Aufträge von Dritten anzunehmen. Solch eine Ab-
machung entspräche etwa dem Status von Hofhandwerkern im Hofdienst.3 Gelegent-
lich wird in der Literatur gemutmaßt, dass die Klöster gute Handwerker ordensin-
tern vermittelt hätten. Tatsächlich begegnet uns 1619 der Kunstschlosser Hanns Walz
(† um 1648) bei der Fertigstellung zweier Portale im Benediktinerstift Kremsmüns-
ter und in den 1640er-Jahren bei den Benediktinern im Wiener Schottenstift. Der
Tischler Kaspar Schrezenmayer (1693–1782) legte 1724 im Stift Heiligenkreuz die
Profess ab, übersiedelte aber zehn Jahre später in die ungarische Zisterzienserabtei St.
Gotthard, um dort sein Handwerk auszuüben. Aus dem ehemaligen Benediktinerstift
Garsten wechselten um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert der Bildschnitzer Fr.
Marian Rittinger, ferner der Tischler Johann Jakob Pokorny und der Hofmaler Johann
Carl von Reslfeld (1658–1735) in das Benediktinerkloster Seitenstetten. Weiter erhielt
der selbständige Tischler Balthasar Melber aus Enns Aufträge von den Benedikti-
nerklöstern Kremsmünster und Lambach, während der ebenfalls in Eigenverantwor-
tung arbeitende Hippolyt Nallenburg (1687–1733) für die ehemaligen Augustiner-
Chorherrenklöster in St. Pölten, Dürnstein und St. Dorothea zu Wien tätig war. Ob
selbständige Schreiner von den jeweiligen Klostergemeinschaften empfohlen wurden
oder von Baumeistern und Architekten, wäre noch zu ermitteln. Die Handwerker er-
3 Haupt, Hofhandwerk (2007), bes. 13–164 und die relevanten Beiträge in Tacke/Fachbach/Müller, Hof-
künstler (2017).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587