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82 Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit
Bereich der Herrschaft übertragen – das einander ergänzende und einander beistehende
Paar als Vorbild für den „gemeinen Mann“ war performatives Element des Krönungsrituals.
Noch deutlicher aber waren signifikante Differenzen erkennbar, die eine Geschlechtsspezi-
fik des Rituals deutlich vor Augen führen.
Ritual und Geschlecht85
Unterschiede lassen sich einerseits hinsichtlich der an der Krönungssequenz beteiligten
Akteure festhalten, in der im Falle der Kaiserin ja auch deren Erzämter eine Rolle spielten.
Dem Fürstabt von Fulda stand spätestens seit dem Privileg Kaiser Karls IV. von 1356 zu,
während des Rituals der Kaiserin die Krone zu reichen, sie ihr abzunehmen und sie am Be-
ginn aus der Kirche zum kaiserlichen Quartier zu tragen. Ob er im Moment der Krönung
selbst die Krone berühren dürfe, war seit 1653 umstritten. Dem Fürstabt von Kempten als
Erzmarschall der Kaiserin sicherte seit 1683 ein Privileg zu, dass er durch das Reichen und
Halten der Insignien, also von Szepter und Reichsapfel, in den Ablauf der Krönung einge-
85 Teile des folgenden Abschnitts wurden bereits publiziert: Keller, Gender and Ritual.
Abb. 4 und 5: Krönungsmedaille auf Karl VII. und Maria Amalia 1742. Auf dem Avers ist das Doppelpor-
trät des Paares zu sehen; auf dem Revers sind beide in antikisierender Kleidung abgebildet, wie sie sich
über einem Altar die Hand reichen. In der Umschrift (Unus amor, una maiestas, una corona) wird nicht
nur das Bild vom Herrscherpaar als zwei Teile einer Person aufgenommen, sondern (unter dem Altar)
auch auf beide Krönungsdaten verwiesen.
Nachweis: Johann Leonhard Oexlein, Peter Paul Werner, 49 mm, Nürnberg, Germanisches Nationalmu-
seum, Münzkabinett, Inventar-Nr. Med3277.
https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0
© BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
Die Kaiserin
Reich, Ritual und Dynastie
- Titel
- Die Kaiserin
- Untertitel
- Reich, Ritual und Dynastie
- Autor
- Katrin Keller
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21338-3
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Kaiserin und Reich: Einleitung 9
- An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
- Überblick 22
- Wie wird man Kaiserin? 29
- Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
- Die Majestas-Debatte 36
- Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
- Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
- Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
- Die Erzämter 53
- Das Ius Primariarum Precum 58
- Schluss 62
- Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
- Der rituelle Ablauf 68
- Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
- Der Ablauf der Krönung 71
- Ritual und Geschlecht 82
- Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
- Kaiser und Kurfürsten 87
- 1612: Der Neuanfang 103
- 1630: Die Verlegenheitslösung 110
- 1637: Kaiserin und Königin 114
- 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
- 1690: Zeremonialkonflikte 133
- 1742: Abgesang? 142
- Schluss 153
- Kaiserinnen in den Medien 157
- Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
- Eigenständige Publikationen 161
- Chronikwerke 171
- Zeitungen 178
- Die Krönung als Medienereignis 181
- Medienformen 183
- Die Krönungsbeschreibungen 191
- Texte und Bilder 200
- Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
- Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
- Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
- Schluss 241
- Handlungsfelder 245
- Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
- Audienzen beim Reichstag 1653 252
- Audienzen in Wien 254
- Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
- Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
- Netzwerke: Korrespondenzen 268
- Zur Überlieferung 268
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
- Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
- Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
- Fürbitten 279
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
- Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
- Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
- Die Begründung der Regentschaft 300
- Zum Selbstverständnis der Regentin 304
- Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
- Schluss 319
- Kaiserin und Reich: Schluss 323
- Anhang 331
- Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
- Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
- Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
- Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
- Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
- Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
- Tabellenverzeichnis 354
- Abbildungsverzeichnis 355
- Abkürzungsverzeichnis 356
- Quellenverzeichnis 357
- Literaturverzeichnis 367
- Gedruckte Quellen und Editionen 367
- Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
- Literatur 378
- Personenregister 410
- Ortsregister 427