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Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
Leuchts „Crone zur Zierd“ schon optisch signalisiert (Abb. 38): Vor dem Hintergrund
der Reichsstadt Augsburg erheben sich hier zwei pyramidenförmige Monumente, die im
oberen Teil jeweils ein Porträtmedaillon von Eleonora Magdalena und Joseph I. tragen.
Bekrönt werden sie in gleicher Weise von der Reichskrone, die zwei Putti über der Spitze
des Monumentes halten, und gleich ist auch ihr räumlicher Bezug zu zwei Palmzweigen
mit dem Schriftzug „Germaniae“. Die Medaillons unter den Porträts jedoch weisen die
Differenz aus: Unter dem Bild der Kaiserin ist ein Garten mit einem blühenden Baum
und der Bezeichnung „ornamento“, unter dem des sichtlich jugendlichen Joseph ein sol-
cher mit einer Palme und der Bezeichnung „munimento“ abgebildet. Die Unterschrift, die
dem Buchtitel entspricht, bringt den Unterschied dann auf den Punkt: „Jene Crone [die
Eleonoras] dient zur Zierd, diese [die Josephs] wird zum Schutz geführt.“ Damit fasst die
Darstellung zugleich die differente Bedeutung der Krönung selbst in eine kurze Formel:
Die Krone diente der Kaiserin insofern zur Zierde, als mit ihr keine rechtlich wirksamen
Konsequenzen verbunden waren, während der künftige Kaiser sie erhielt, um damit seine
Funktion als Schützer und Wahrer des Reiches symbolisch darzustellen.
Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich
Die Berichterstattung über die Krönungen im Reich war sehr deutlich von den Ereignis-
sen in den jeweiligen Krönungsstädten geprägt – Beschreibungen der Abläufe, mehr oder
weniger ausführlich, und der Beteiligten dominierten die Inhalte. Damit hing zusammen,
dass es bestimmte Medienformen wie eben Beschreibungen waren, in denen das Ereignis
publik gemacht wurde, während andere, wie etwa Huldigungsschriften oder Gelegenheits-
dichtungen, für Kaiserinnen nur in sehr geringem Ausmaß nachweisbar sind und Predig-
ten bisher fast überhaupt nicht erwähnt wurden. Dieser Befund soll abschließend mit dem
konfrontiert werden, der sich für zwei andere Anlässe medialer Berichterstattung – diesmal
mit dynastischem Schwerpunkt – ergibt, um auf diese Weise Spezifika der Krönungsbe-
richterstattung noch deutlicher zu konturieren. Als Beispiele dienen dabei zum einen die
Geburt des Thronfolgers 1716, zum anderen der Tod von Kaiserin-Witwe Eleonora Magda-
lena 1720. Beide Einzelereignisse schlugen in der Tabelle zu den Kaiserinnen mit besonders
hohen Publikationszahlen zu Buche, die jeweils bei mehr als der Hälfte der insgesamt
nachweisbaren Drucke zu den Krönungen im Reich lagen. Zugleich lässt sich dadurch die
zeitliche Lücke zwischen den Krönungen von 1690 und 1742 überbrücken und sichtbar
machen, dass das mediale Interesse an Kaiserinnen nicht nach 1690 abrupt nachließ, wie
das die Überschau für die Krönungen nahelegen könnte.
https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0
© BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
Die Kaiserin
Reich, Ritual und Dynastie
- Titel
- Die Kaiserin
- Untertitel
- Reich, Ritual und Dynastie
- Autor
- Katrin Keller
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21338-3
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Kaiserin und Reich: Einleitung 9
- An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
- Überblick 22
- Wie wird man Kaiserin? 29
- Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
- Die Majestas-Debatte 36
- Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
- Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
- Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
- Die Erzämter 53
- Das Ius Primariarum Precum 58
- Schluss 62
- Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
- Der rituelle Ablauf 68
- Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
- Der Ablauf der Krönung 71
- Ritual und Geschlecht 82
- Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
- Kaiser und Kurfürsten 87
- 1612: Der Neuanfang 103
- 1630: Die Verlegenheitslösung 110
- 1637: Kaiserin und Königin 114
- 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
- 1690: Zeremonialkonflikte 133
- 1742: Abgesang? 142
- Schluss 153
- Kaiserinnen in den Medien 157
- Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
- Eigenständige Publikationen 161
- Chronikwerke 171
- Zeitungen 178
- Die Krönung als Medienereignis 181
- Medienformen 183
- Die Krönungsbeschreibungen 191
- Texte und Bilder 200
- Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
- Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
- Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
- Schluss 241
- Handlungsfelder 245
- Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
- Audienzen beim Reichstag 1653 252
- Audienzen in Wien 254
- Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
- Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
- Netzwerke: Korrespondenzen 268
- Zur Überlieferung 268
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
- Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
- Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
- Fürbitten 279
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
- Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
- Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
- Die Begründung der Regentschaft 300
- Zum Selbstverständnis der Regentin 304
- Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
- Schluss 319
- Kaiserin und Reich: Schluss 323
- Anhang 331
- Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
- Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
- Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
- Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
- Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
- Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
- Tabellenverzeichnis 354
- Abbildungsverzeichnis 355
- Abkürzungsverzeichnis 356
- Quellenverzeichnis 357
- Literaturverzeichnis 367
- Gedruckte Quellen und Editionen 367
- Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
- Literatur 378
- Personenregister 410
- Ortsregister 427