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248 Handlungsfelder
klassischen Sinne handeln musste. Dazu zählte er beispielsweise Erhebungen in den Fürs-
tenstand, die Einflussnahme von kaiserlicher Seite auf Bischofswahlen, die Entstehung
eines innerreichischen Gesandtschaftswesens, die Attraktion des Wiener Hofes für eine
höfische Gesellschaft des Reiches14, die Besetzung militärischer Posten mit Vertretern des
Reichsadels, aber etwa auch die Erfolge im Reichskrieg gegen Frankreich und gegen die
Osmanen.
Fürstinnen und mit ihnen die Kaiserin konnten im Heiligen Römischen Reich gerade
in solchen personalen und dynastisch-familialen Strukturen bzw. Institutionalisierungen
wirksam agieren, sich Felder aktiven politisch-herrschaftlichen Handelns erschließen, eben
weil es solche auch außerhalb der Reichsinstitutionen im engeren Sinne gab. Dass diese
Manifestationen des Politischen bislang deutlich weniger intensiv untersucht wurden, hat
wohl nicht zuletzt damit zu tun, dass man hierfür auf andere Quellenbestände zurück-
greifen muss, als dies die Reichsgeschichtsschreibung und die Politikgeschichte klassischer-
weise getan haben. Es ist erforderlich, in brieflichen Korrespondenzen, Reisebeschreibun-
gen, Tagebüchern etc. ebenso wie in Zeremonialakten nach dem Agieren von Frauen und
Männern in den eben umrissenen Handlungsfeldern Ausschau zu halten, und deren de-
zentrale und oft nur bruchstückhafte Überlieferung auch für Frauen fürstlichen Standes
gestaltet die Suche schwierig. Dies gilt insbesondere für die Korrespondenzen der Habs-
burgerinnen selbst, was das Nachzeichnen von Netzwerken der Kaiserinnen, noch dazu
jenseits des Wiener Hofes, ebenso zum Problem macht wie das Aufdecken ihres Agierens
im Reich. Dessen ungeachtet zeichnen sich Felder herrschaftlich-politischen Handelns von
Kaiserinnen ab, und einige davon sollen in den folgenden Abschnitten skizziert werden.
Kaiserliche Repräsentation: Audienzen
Im weiten Feld der Repräsentation von Rang und Dignität des Kaiserhauses nahmen
die Habsburgerinnen vielfältige Aufgaben wahr, die teilweise bereits Gegenstand älterer
Untersuchungen waren und die von der Förderung einzelner Künstler über die höfische
Musikkultur bis zur Klostergründung reichten. Dies gilt insbesondere für ihre Präsenz in
der Kommunikation der „Pietas Austriaca“15, waren die Frauen des Hauses Habsburg doch
sehr aktiv im Rahmen repräsentativer Frömmigkeit. Meist sind ihre Aktivitäten jedoch
ausgehend von bzw. in Bezug auf den Wiener Hof behandelt worden, obwohl sich im
14 Dies heben beispielsweise auch hervor Winkelbauer, Separation and Symbiosis, 176f.; Duindam,
Habsburg Court; Stollberg-Rilinger, Maria Theresia, 162f. Kritisch dazu aber Pečar, Höfische
Gesellschaft.
15 Als Einblick siehe Braun/Keller/Schnettger, Nur die Frau des Kaisers.
https://doi.org/10.7767/ 9783205213383 | CC BY 4.0
© BRILL Österreich GmbH Böhlau Verlag, Zeltgasse 1/6a, A-1080 Wien
Die Kaiserin
Reich, Ritual und Dynastie
- Titel
- Die Kaiserin
- Untertitel
- Reich, Ritual und Dynastie
- Autor
- Katrin Keller
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21338-3
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 430
- Schlagwörter
- Heiliges Römisches Reich, Kaiserin, Kulturgeschichte, Geschlechtergeschichte, Krönung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Kaiserin und Reich: Einleitung 9
- An mulier sit capax imperii? Die Reichspublizistik zur Rolle der Kaiserin 21
- Überblick 22
- Wie wird man Kaiserin? 29
- Inhaltliche Schwerpunkte der Reichspublizistik 36
- Die Majestas-Debatte 36
- Der Rang der Kaiserin: Die Diskussion um die Goldene Bulle 42
- Juribus singularis: Privilegien und Rechte der Kaiserin 47
- Welche Rechte hat die Kaiserin? 48
- Die Erzämter 53
- Das Ius Primariarum Precum 58
- Schluss 62
- Die Krönung der Kaiserin im Heiligen Römischen Reich der Frühen Neuzeit 65
- Der rituelle Ablauf 68
- Traditionen: Die Krönung im Mittelalter 68
- Der Ablauf der Krönung 71
- Ritual und Geschlecht 82
- Die Kaiserinnenkrönung als Inszenierung des Reiches: Konstellationen und Konflikte 86
- Kaiser und Kurfürsten 87
- 1612: Der Neuanfang 103
- 1630: Die Verlegenheitslösung 110
- 1637: Kaiserin und Königin 114
- 1653: Kompetenzen und Präzedenzen 122
- 1690: Zeremonialkonflikte 133
- 1742: Abgesang? 142
- Schluss 153
- Kaiserinnen in den Medien 157
- Kaiserinnen in gedruckten Medien: Ein Überblick 160
- Eigenständige Publikationen 161
- Chronikwerke 171
- Zeitungen 178
- Die Krönung als Medienereignis 181
- Medienformen 183
- Die Krönungsbeschreibungen 191
- Texte und Bilder 200
- Die mediale Präsenz der Krönungen im Vergleich 225
- Die Kaiserin in aller Munde? Die Geburt des Thronfolgers 1716 226
- Lucerna abscondita: Wie gedenkt man einer Kaiserin? 232
- Schluss 241
- Handlungsfelder 245
- Kaiserliche Repräsentation: Audienzen 248
- Audienzen beim Reichstag 1653 252
- Audienzen in Wien 254
- Dauer und Gegenstand von Audienzen 258
- Audienzen für reichsständische Diplomaten 261
- Netzwerke: Korrespondenzen 268
- Zur Überlieferung 268
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (I) 271
- Grußbriefe und Courtoisieschreiben 273
- Jenseits von Korrespondenzen: Patenschaften und Damenorden 277
- Fürbitten 279
- Das Korrespondenzregister Kaiserin Eleonora Magdalenas (II) 279
- Die Kaiserin als Fürsprecherin: Beispiele 284
- Die Regentin: Kaiserin-Witwe Eleonora Magdalena und die Kaiserwahl 1711 297
- Die Begründung der Regentschaft 300
- Zum Selbstverständnis der Regentin 304
- Die Kaiserwahl als Aufgabe 309
- Schluss 319
- Kaiserin und Reich: Schluss 323
- Anhang 331
- Die Königinnen und Kaiserinnen der Frühen Neuzeit 331
- Aufenthalte von Königinnen bzw. Kaiserinnen „im Reich“ (ca. 1550 bis 1745) 332
- Korrespondentinnen und Korrespondenten von Kaiserin Eleonora
- Magdalena im Heiligen Römischen Reich 1697–1705 334
- Verwendete Darstellungen der Reichspublizistik 337
- Ungedruckte und gedruckte Krönungsbeschreibungen 344
- Tabellenverzeichnis 354
- Abbildungsverzeichnis 355
- Abkürzungsverzeichnis 356
- Quellenverzeichnis 357
- Literaturverzeichnis 367
- Gedruckte Quellen und Editionen 367
- Mehrfach zitierte Onlineressoucen 377
- Literatur 378
- Personenregister 410
- Ortsregister 427