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1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung
24 Michaelis. Schopenhauer is not mentioned in Hanslick’s book by name; there
are two apparent allusions to him, both trivial. Hegel is named, quoted and
alluded to, not on trivial matters, but there is no argument in Hanslick, no point
of doctrine, to which we can confidently point and declare that it is of Hegelian
origin. Several likely candidates have been proposed in the literature for the
distinction of being major influences upon Hanslick in the writing of this book;
much work remains to be done in this area.31
Das – vielleicht definitive – Verschwinden von Hanslicks Nachlass hat folglich
bewirkt, dass eine rein ideenhistorische Verfahrensweise implementiert werden
konnte, bei der kontextuelle Bedingungen der Rezeptionsgeschichte großteils
ignoriert wurden. Ein älteres Beispiel für die heikle Methode der inhaltlichen
Assoziation findet sich etwa in Bruchhagens Untersuchung „Hanslick und die
spekulative Ästhetik“, in der mehrere Passagen aus Hanslicks VMS-Traktat mit
der ‚spekulativen‘ Kunsttheorie von Hegel und Vischer kontextfrei konfron-
tiert werden, was den Autor zum Schluss führt, dass Hanslicks Argument ide-
alistisch beschaffen sei.32 Doch kann auch durch einige neuere Beispiele gezeigt
werden, dass diese recht problematische Vorgehensweise in weiterhin zentra-
ler Hanslick-Literatur weithin präsent ist. Als ein ideales Beispiel sollen gleich
drei noch immer wichtige Analysen der 1970er Jahre – Dorothea Glatt, Zur
geschichtlichen Bedeutung der Musikästhetik Eduard Hanslicks (1972), Werner Abegg,
Musikästhetik und Musikkritik bei Eduard Hanslick (1974) und Carl Dahlhaus, Die
Idee der absoluten Musik (1978) – genutzt werden, die die fragwürdige Forschung
zu Hanslicks Vorläufern mittragen. Für den ideengeschichtlichen Rekonstruk-
tionsversuch werden jedoch immer nur die häufigsten Kandidaten analysiert,
die die besagte Methode beispielhaft illustrieren. Die peripheren Nennungen
von anderen Autoren (z.B. Grimm, Humboldt, Novalis, Schiller, Weisse) sol-
len daher aus thematischen Erwägungen nicht genauer erörtert werden, da sie
für die intendierte Skizzierung von generellen Tendenzen der Hanslick-For-
schung nicht wirklich relevant scheinen. Wie Cook hierzu richtig betont: „the
seeking out of meaningful comparisons becomes an exercise as interminable
as it is exasperating; there is always one more parallel to be drawn, one more
context to be adduced, and the result is that attempts to ascribe influence easily
degenerates into free-floating speculation.“33
31 Eduard Hanslick, On the Musically Beautiful: A Contribution Towards the Revision of the Aes-
thetics of Music, übers. von Geoffrey Payzant, Indianapolis 1986, S. XVf. Vgl.: Mark Evan
Bonds, Absolute Music: The History of an Idea, Oxford/New York 2014, S. 157.
32 Paul Bruchhagen, „Hanslick und die spekulative Ästhetik“, in ZÄK 30 (1936), S.Â
270–276.
33 Nicholas Cook, The Schenker Project: Culture, Race and Music Theory in ‚Fin-de-siècle‘
Vienna, Oxford/New York 2007, S. 44.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ãœbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
- 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423