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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 57 „Speerspitze deutschnationaler Orientierung“ gelesen wurde,197 waren realer Anlass fĂŒr Hanslicks Polemiken. Dass seine journalistischen Zeitungskritiken mit der besprochenen ‚Germanisierung‘ von Dvoƙák und Smetana sowie einer damit direkt verknĂŒpften Devaluation von national gefĂ€rbten Idiomen – die dem idealen Konzept der ‚universalen Musiksprache‘ verpflichtet war – kultur- politische Konnotationen demonstrieren, scheint folglich logisch.198 Hanslicks ausdrĂŒcklich kontextfreie MusikĂ€sthetik – die im bekann- ten Leitspruch kulminiert: „Die Ă€sthetische Betrachtung kann sich auf keine UmstĂ€nde stĂŒtzen, die außerhalb des Kunstwerks selbst liegen“ (VMS, S.  108) – war fĂŒr dessen spĂ€tere Rezeption prĂ€gend. Wie Nicole Grimes als Heraus- geberin von Rethinking Hanslick prĂ€gnant darlegte, lĂ€sst sich fĂŒr die deutsch- sprachige Musikwissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg eine diskrepante Beurteilung von Hanslicks TĂ€tigkeit zeigen, welche genau dieser politischen Konstruktion verpflichtet war: Die westdeutsche Musikforschung, die von Hanslicks Paradigma entscheidend beeinflusst war und welche dessen positi- vistische Programmatik sowie seine theoretische Nobilitierung von ‚reiner‘ Musik teilte, sollte Hanslicks VMS-Traktat weitgehend zustimmend aufneh- men.199 Dieses Urteil, das als schematische Beschreibung charakterisiert wer- den mĂŒsste und sicher nicht allen westdeutschen Wissenschaftlern vollauf gerecht wird, traf aber nicht die ostdeutsche Forschung, die ein marxistisches Kunstkonzept befĂŒrwortete, das die möglichst intensive Beziehung von Musik und ‚Welt‘, von Komposition und Wirklichkeit, von Kunstwerk und Gesell- schaft universell postulierte. Wie Mark Evan Bonds betont: „The Cold War enhanced the prestige of ‚absolute‘ music still further. Eastern bloc regimes denounced ‚empty formalism‘ in all the arts, including music, and the West embraced the idea of ‚pure‘ music with corresponding zeal.“200 Dieser Disput, aber ĂŒberragend der Genius Richard Wagner! Heil dir, Plato! Heil dir, Kant! Heil dir, Schopen- hauer! Heil euch Genien alle! Dreimal Heil aber dir, Richard Wagner!“ 197 Stachel, Ethnischer Pluralismus (wie Anm.  95), S.  346. Siehe hierzu primĂ€r: William J.  McGrath, Dionysian Art and Populist Politics in Austria, New Haven/London 1974. 198 Yoshida, „Musical Culture“ (wie Anm.  39), S.  197f.; Stanislav Tuksar, „Eduard Hanslick, Franjo Ksaver Kuhač et alii and the ‚National-International‘ Relationship in the Croatian Fin-de-SiĂšcle Musical Culture“, in IRASM 29/2 (1998), S.  155–164; ders., „FĂŒr und gegen Hanslick. Musiktheorie und -praxis in Zagreb von 1890 bis 1918“, in Ambivalenz des Fin de siĂšcle: Wien – Zagreb, hrsg. von Damir Barbarić und Michael Benedikt, Wien/Köln/ Weimar 1998, S.  172–198. 199 Zur deutschsprachigen Musikwissenschaft im ‚Kalten Krieg‘ siehe vor allem: James Hepokoski, „The Dahlhaus Project and Its Extra-Musicological Sources“, in 19thCM 14/3 (1991), S.  221–246. FĂŒr die verbreitete Assoziation von Hanslicks VMS-Traktat mit dem musikalischen Strukturalismus sowie einer damit verknĂŒpften Musikanalyse vgl. Kap.  4.2. 200 Bonds, Music as Thought (wie Anm.  77), S.  113. FĂŒr die grĂ¶ĂŸeren Kontexte siehe etwa
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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