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1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption
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Hanslick-Lektüre eine philologische Dokumentation beizubringen, womit
dessen Darstellung neuerlich lediglich inhaltlich orientiert war und durch-
weg spekulativ bleiben musste, da er teilweise Hanslick’sche Rezensionen
heranzog, die Nietzsche nicht kennen konnte.283 Neben Christoph Landerer
und Marc-Oliver Schuster,284 die akkurater vorgingen, haben sich auch Love,
Dufour und Schmidt mit der Hanslick-Rezeption in Nietzsches Wagner-Kri-
tik genauer befasst, diese essentielle Grundlage aller systematischen Untersu-
chungen jedoch ebenfalls vermissen lassen.285 Erst Anna Hartmann Cavalcanti
konnte durch die detaillierte Darstellung „Nietzsche als Leser. Seine frühen
Quellen und die Lektüre von Eduard Hanslick“ eine solche Basis bieten und
belegt, dass Nietzsche Hanslicks VMS-Traktat in dritter Auflage im Jahr 1865
– also noch vor der vermeintlich wagnerischen Geburt der Tragödie (1872) – gele-
sen hat.286 Wenn Nietzsches Hanslick-Kenntnis auch schon früher weithin
geläufig war,287 wurde diese Lektüre davor nirgends erörtert, womit dann auch
Dahlhaus’ Annahme zur Parallelität von Hanslicks Argument mit einem frü-
hen Fragment Nietzsches (12[1], 1871) philologisch untermauert wurde,288 was
Anm. 10), S. 103–112.
283 Zur Kritik an Egers These siehe vor allem: Landerer, „Hanslick“ (wie Anm. 80), S. 381f.
Vgl.: Rudolf Fietz, Medienphilosophie. Musik, Sprache und Schrift bei Friedrich Nietzsche,
Würzburg 1992, Kap. 1.
284 Christoph Landerer und Marc-Oliver Schuster, „‚Die Musik kann niemals Mittel wer-
den‘. Nietzsches Ästhetik und ihre Wurzeln bei Hanslick“, in ÖMZ 55/6 (2000), S.Â
17–24;
„Nietzsches Vorstudien zur ‚Geburt der Tragödie‘ in ihrer Beziehung zur Musikästhetik
Eduard Hanslicks“, in NS 31 (2002), S. 114–133; „‚Begehrlich schrie der Geyer in das
Thal‘. Zu einem Motiv früher Wagner-Entfremdung in Nietzsches Nachlass“, in NS 34
(2005), S. 246–255.
285 Frederick R. Love, Young Nietzsche and the Wagnerian Experience, Chapel Hill 1963; ders.,
„Nietzsche’s Quest for a New Aesthetic of Music: ‚die allergrößte Symphonie‘, ‚großer
Stil‘, ‚Musik des Südens‘“, in NS 6 (1977), S.Â
154–194; Bertram Schmidt, Der ethische Aspekt
der Musik. Nietzsches ‚Geburt der Tragödie‘ und die Wiener klassische Musik, Würzburg 1991;
Éric Dufour, „L’Esthétique musicale formaliste de ‚Humain trop Humain‘“, in NS 28
(1999), S. 215–233.
286 Anna Hartmann Cavalcanti, „Nietzsche als Leser. Seine frühen Quellen und die Lektüre
von Eduard Hanslick“, in Zur unterirdischen Wirkung von Dynamit. Vom Umgang Nietzsches
mit Büchern zum Umgang mit Nietzsches Büchern, hrsg. von Michael Knoche, Justus
H. Ulbricht und Jürgen Weber, Wiesbaden 2006, S. 47–69, hier S. 48.
287 Als frühe Quellen siehe etwa auch: Love, Young Nietzsche (wie Anm.Â
285), S.Â
32; Curt Paul
Janz, „Friedrich Nietzsches Verhältnis zur Musik seiner Zeit“, in NS 7 (1978), S.Â
308–326,
hier S. 315.
288 Carl Dahlhaus, Zwischen Romantik und Moderne. Vier Studien zur Musikgeschichte des späteren
19. Jahrhunderts, München 1974. Siehe dazu auch: Klaus Kropfinger, „Wagners Musik-
begriff und Nietzsches ‚Geist der Musik‘“, in NS 14 (1985), S.Â
1–12, hier S.Â
2–5. In einigen
anderen Arbeiten, z.B. Martin Vogel, Apollinisch und Dionysisch. Geschichte eines genialen
Irrtums, Regensburg 1966, kann diese spezielle Wirkung trotz einer Nennung Hanslicks
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ãœbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
- 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423