Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Seite - 101 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 101 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Bild der Seite - 101 -

Bild der Seite - 101 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Text der Seite - 101 -

2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 101 jedoch eine „practical contradiction“ im scheinbar disparaten Verhalten Hans- licks festzustellen:398 ‚To put the thing directly, Hanslick is like a solipsist who can’t help writing letters. He argues that music has no expressive qualities. But when he steps out of the philosopher’s closet to face the music, he sings a different tune.‘ […] For whereas in the little book [i.e. VMS], Hanslick, in the negative thesis, mounts an elaborate series of arguments to the effect that, properly speaking, music can- not be ‚happy‘ or ‚angry‘, ‚melancholy‘ of ‚yearning‘, or the like, he uses such emotive descriptions of music liberally and apparently without qualms in his musical criticism.399 Obwohl Hanslicks wirkungsreiche kognitivistische Emotionstheorie erst später exakter erörtert wird (Kap.  5.2), muss hier eine wesentliche Qualifikation sei- ner nuancierten Gefühlskritik akzentuiert werden, die klar macht, dass Kivys Lesart auf der kategorialen Verwechslung von Hanslicks Textarten beruht, die in der Hanslick-Forschung durchaus verbreitet ist. Hanslicks VMS-Trak- tat vertrete nämlich vermeintlich dogmatisch, dass Emotionen, Gefühle und Affekte weder Zweck noch Inhalt der musikalischen Komposition repräsentie- ren: „Beide Sätze haben das Aehnliche, daß der eine genau so falsch ist, wie der andere“ (VMS, S.  26). Diese These, dass Gefühl und Musik bei Hanslick in kei- nerlei Beziehung stehen würden, findet sich oft bei älteren Kritiken, wird aber auch durch neuere Autoren wiederholt eingebracht,400 wenn etwa Nick Zang- will Hanslicks Argument folgendermaßen zusammenfasst: „Music, in itself, has nothing to do with emotion.“401 Doch hatte schon Kossmaly behauptet, dass Hanslick „der Musik jede Cooperation des Gefühls“ abspreche,402 wäh- rend Stade annahm, dass Hanslick jede „Gefühlserregung durch das Tonwerk […] nicht gelten lassen will“,403 und Lotze gleichfalls unterstellte, dass ‚reine‘ 398 Siehe dazu etwa auch: Stefan Zwinggi, Musik als affektive Selbstverständigung. Eine integra- tive Untersuchung über musikalische Expressivität, Freiburg/München 2016, S.  39. 399 Peter Kivy, New Essays on Musical Understanding, Oxford 2001, S.  40. Er hat die ersten Sätze gemäß seiner Analyse „Know About Hanslick“ (wie Anm.  397), S.  416, zitiert. 400 Für mehrere markante Beispiele vgl.: Philip Alperson, „On Musical Improvisation“, in JAC 43/1 (1984), S.  17–29, hier S.  17; Edward A. Lippman, A History of Western Musical Aesthetics, Lincoln/London 1992, S.  299; Lars-Olof Åhlberg, „Susanne Langer on Repre- sentation and Emotion in Music“, in BJA 34/1 (1994), S.  69–80, hier S.  75; Noël Carroll und Margaret Moore, „Not Reconciled: Comments for Peter Kivy“, in JAC 65/3 (2007), S.  318–322, hier S.  318; Dodd, Works of Music (wie Anm.  374), S.  264. 401 Zangwill, „Against Emotion“ (wie Anm.  396), S.  29. 402 Carl Kossmaly, „Zur Verständigung über einige Fragen der musikalischen Aesthetik“, in Neue Berliner Musikzeitung 14/8 (1860), S.  57–58, hier S.  57. 403 Friedrich Stade, Vom Musikalisch-Schönen. Mit Bezug auf Dr. Eduard Hanslick’s gleichnamige Schrift, Dissertation Universität Freiburg 1869, S.  24f.
zurück zum  Buch Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen"
Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Re-Reading Hanslick's Aesheticts