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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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2. These und Exkurs: Hanslicks Methodik – Ästhetik versus Kritik 108 wieder Anlass für fundamentale Fehldeutungen. Hanslick betont bereits in der ersten Auflage, dass immer jeweils eigene ästhetische Parameter für Architek- tur, Dichtung, Musik etc. eruiert werden müssen, die nicht durch „ein bloßes Anpassen des allgemeinen Schönheitsbegriffs“ erschließbar seien, „weil dieser in jeder Kunst eine Reihe neuer Unterschiede eingeht. Es muß jede Kunst in ihren technischen Bestimmungen gekannt, will aus sich selbst begriffen und beurtheilt sein“ (VMS, S.  22). Damit wurde einer ‚idealistischen Systemästhe- tik‘ konsequent widersprochen und ein puristischer Standpunkt befürwortet, der in der ‚österreichischen‘ Theoriebildung durchaus verbreitet war.425 Schu- manns Aphorismus „Die Aesthetik der einen Kunst ist die der andern; nur das Material ist verschieden“,426 wird seit der sechsten Auflage (1881) als negati- ves Beispiel angeführt (VMS, S.  23). Wenn also etwa ein anonymer Rezensent bemängelte, dass Hanslicks VMS-Traktat in differenten Kunstsparten höchst prekäre Resultate zeitige, weil man am „gotischen Dom […] nicht blos die Kunst, sondern auch das Heilige, dem sie zum Ausdruck dient“, achten würde, geht dies an Hanslicks Argument schlicht vorbei.427 Auch August Wilhelm Ambros hat die für ihn gegebene Absurdität von Hanslicks Argument, das ästhetische Wertigkeit nur aus musikalischen Eigenschaften folgern möchte, mit ähnlichen Einwänden kritisiert: „das heißt mit andern Worten, die Wir- kung eines Gedichtes aus der grammatikalischen und syntaktischen Sprach- richtigkeit, der Reinheit der Reime, dem rhythmischen Fall des Versmaßes und dem elementaren Wohlklang einer Sprache“ abzuleiten.428 Noch Hermann Kretzschmar übersah vollends, dass Hanslicks VMS-Traktat eine musikali- sche Definition von Schönheit konstituierte, die auf andere Künste keineswegs übertragen werden konnte, sondern nur für die musikalische Komposition gel- ten sollte. Hanslicks Gedanke der Identität von Inhalt und Form wird dann auch entsprechend beanstandet: „Die Unhaltbarkeit der Behauptung ergibt sich schon durch den Versuch sie auf andere Künste zu übertragen. Da bestünde 425 Landerer, „Wiener Denkstil“ (wie Anm.  15), S.  98–103. 426 Robert Schumann, Gesammelte Schriften über Musik und Musiker, hrsg. von Gerd Nauhaus, Wiesbaden 1985, Bd.  1, S.  43. 427 „Ueber Musik. Vom Musikalisch-Schönen. Ein Beitrag zur Revision der Aesthetik der Tonkunst. Von Dr. Eduard Hanslick“, in Wolfgang Menzels Literaturblatt 33 (1855), S.  129– 132, hier S.  131. Siehe dazu auch die implizite Antwort Hanslicks, der die affektive Wir- kung der einzelnen Kunstarten ebenfalls behandelt (VMS, S.  30). 428 August Wilhelm Ambros, Die Gränzen der Musik und Poesie. Eine Studie zur Aesthetik der Tonkunst, Prag 1856, S.  46. Siehe hier auch Moriz Carrière, Ästhetik. Die Idee des Schönen und ihre Verwirklichung durch Natur, Geist und Kunst, Leipzig 1859, Bd.  2, S.  324f., wo Ambros’ Gedanke affirmativ angeführt wird. Vgl.: Alexander Wilfing, „Spezialästhetik, Grenzziehung, Methodologie – Eduard Hanslick und August Wilhelm Ambros im ‚öster- reichischen‘ Ästhetikdiskurs um 1850“ (i.Dr.).
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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