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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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2. These und Exkurs: Hanslicks Methodik – Ästhetik versus Kritik 112 habe.445 Dass Hanslicks VMS-Traktat aber eine derartige Auffassung nirgends bekundet, wird bereits dadurch deutlich, dass eine normative Hierarchie als „unwissenschaftlich“ charakterisiert wird, weil hier „meist flache WillkĂŒr [ab der vierten Auflage: ,dilettantische Einseitigkeit‘] das Wort fĂŒhrt“ (VMS, S.  52). Die Rede von der „reine[n] absolute[n] Tonkunst“ (VMS, S.  52), auf der die referierte Beurteilung von Hanslicks Argument primĂ€r grĂŒndet, ist aber kein wertendes Kriterium, sondern lediglich stringente methodologische Differenzierung. Die vermeintliche Bevorzugung von ‚reiner‘ Musik muss also aus der prinzipiellen Orientierung der objektiven Ästhetik abgeleitet und als systematisch notwendig begriffen werden: „Wenn irgend eine allgemeine Bestimmtheit der Musik untersucht wird, etwas so ihr Wesen und ihre Natur kennzeichnen, ihre GrĂ€nzen und Richtung feststellen soll, so kann nur von der Instrumentalmusik die Rede sein“ (VMS, S.  52).446 Ob Hanslick deshalb zwischen (absoluter) ‚Tonkunst‘ und dem Begriff ‚Musik‘ kategorisch unterschied, wie Abegg vorsichtig vermutete,447 oder Hanslicks VMS-Traktat nach Seidel keine allgemeine MusikĂ€sthetik, sondern vielmehr „eine Ästhetik des Tonkunstwerks“ sei,448 ist fĂŒr die verhandelte Pro- blematik weniger zentral als die logische Funktion von Hanslicks Argument. Und diese impliziert keinerlei hierarchische Privilegierung von ‚reiner‘ Musik, sondern lediglich eine sorgfĂ€ltige Bewertung der ‚rein musikalischen Eigen- schaften‘, die fĂŒr ihn aus gemischten Gattungen nicht bruchlos gefolgert wer- den können. Die Idee der ‚absoluten Tonkunst‘, die die einstmalige Identifika- tion ‚Musik = vokale Musik‘ mit dem 18.  Jahrhundert nach und nach ablöst, machte somit die theoretische Abgrenzung von nunmehr ‚externen‘ Para- metern (Text, Programm, Dekoration) opportun, insofern man die beson- dere Disposition von ‚reiner‘ Musik faktisch eruieren wollte. Wie Mark Evan Bonds unlĂ€ngst erörterte: „At no point did Hanslick ever assert the aesthetic superiority of purely instrumental music: he even conceded that the union of music and poetry ‚extends the power of music‘, but he insisted that this union 445 FĂŒr einige weitere rezente Beispiele siehe auch noch: Yoshida, „Musical Culture“ (wie Anm.  39), S.  189; Beard/Gloag, Musicology (wie Anm.  247), S.  57; Cha, „Aesthetic Theo- ries“ (wie Anm.  58), S.  388; Fodor, „Eduard Hanslick“ (wie Anm.  228), S.  34; Ward, „‚Absolute‘ Philosophy?“ (wie Anm.  180), S.  339f. 446 Zur intrikaten Differenz von Autonomie / Heteronomie und Instrumentalmusik / Pro- grammmusik / Vokalmusik siehe vor allem: Carl Dahlhaus, Klassische und Romantische MusikĂ€sthetik, Laaber 1988, S.  298–310. Vgl.: Vera Micznik, „The Absolute Limitations of Programmatic Music: The Case of Liszt’s ‚Die Ideale‘“, in ML 80/2 (1999), S.  207–240; Goehr, Imaginary Museum (wie Anm.  374), S.  211–218; Gregory Karl und Jenefer Robin- son, „Yet Again: ‚Between Absolute and Programme Music‘“, in BJA 55/1 (2015), S.  19–37. 447 Abegg, Eduard Hanslick (wie Anm.  41), S.  24. 448 Wilhelm Seidel, Werk und Werkbegriff in der Musikgeschichte, Darmstadt 1987, S.  19.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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