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3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption
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Entstehung von Hanslicks VMS-Traktat bieten sollte â zu der relativ wenige
faktische Erkenntnisse vorliegen (Kap. 1.1) â, sondern Smiths Ăsthetik fĂŒr die
historische Einbettung der Hanslick-Rezeption schlagend werden konnte.
Smiths Artikel, der eine allgemeine Entwicklung der âenglischenâ MusikĂ€s-
thetik vollendete, legt klar, dass eine mimetische Konzeption niemals jegli-
che kĂŒnstlerische Untergattung in gleicher Weise erfassen kann. Diese These
wird schon durch den Titel implizit deutlich: On the Nature of that Imitation
which takes place in what are called [!] The Imitative Arts.607 Smiths Aufsatz entfal-
tet zugleich eine produktive Bearbeitung der aristotelischen Imitationslehre,
die das Wohlgefallen an Nachahmung auf die mediale Differenz von Kunst-
werk und Gegenstand zurĂŒckfĂŒhrt, die Ă€sthetische Wertigkeit garantiere:608
âthe disparity between the imitating and the imitated object is the foundation
of the beauty of imitation. It is because the one object does not [!] naturally
resemble the other, that we are so much pleased with it, when by art it is made
to do so.â609 Wenn fĂŒr Smith die vokale Musik durch textliche Elemente zu
einem solchen imitativen Geschehen durchweg befÀhigt scheint, indem sel-
bige diskursive Konturen annimmt (âmusic imitating discourseâ) und sie mit
der stimmlichen AusfĂŒhrung selbst starke emotionale Reaktionen hervorruft,
kann dies eine instrumentale Komposition nicht alleine leisten.610 Klein betont
deshalb zu Recht, dass Smith die mimetische Konzeption nirgends komplett
revidiert, sondern lediglich limitiert habe,611 was Neubauers Abhandlung noch
stĂ€rker vertritt, fĂŒr den die anglophonen Musikautoren des 18.Â
Jahrhunderts im
Konzept âAusdruckâ nur die traditionelle mimetische Kunsttheorie anderwei-
tig fortfĂŒhren.612 FĂŒr Smith wie fĂŒr Hanslick (VMS, S. 44f.) liegt dies daran,
dass âreineâ Musik die kognitiven, begrifflichen Komponenten, die zur eindeu-
tigen Darstellung eines bestimmten Gegenstands und von dramatischen Bege-
benheiten erforderlich sind, nicht imitieren könne, sondern hierfĂŒr immer
âĂ€uĂereâ Mithilfe (z.B. Programm, Tanz, Text) nötig hĂ€tte. Entgegen Beatties
607 Seidel, âZĂ€hlt die Musikâ (wie Anm. 592), S. 496f.; Klose, Adam Smith (wie Anm. 598),
S. 3â5.
608 Malek, âBritish Aestheticsâ (wie Anm. 594), S. 50f.; Seidel, âZĂ€hlt die Musikâ (wie
Anm.Â
592), S.Â
497f.; Klose, Adam Smith (wie Anm.Â
598), S.Â
7â23; Seidel, âEssay von Smithâ
(wie Anm. 592), S. 200f.; Klein, Musikphilosophie (wie Anm. 64), S. 37f.
609 Adam Smith, âOn the Nature of that Imitation which takes place in what are called The
Imitative Artsâ, in Adam Smith: Essays on Philosophical Subjects, hrsg. von W. P. D. Wight-
man und J. C. Bryce, Oxford 1980, S. 176â213, hier S. 183.
610 Ebda., S.Â
190 und 194. FĂŒr Smiths Thesen zur Vokalmusik siehe etwa auch: Seidel, âZĂ€hlt
die Musikâ (wie Anm. 592), S. 500â503; Kivy, Sound and Semblance (wie Anm. 594), S. 93;
Klose, Adam Smith (wie Anm. 598), S. 39â53.
611 Klein, Musikphilosophie (wie Anm. 64), S. 36â40 und 45f.
612 Neubauer, Emancipation (wie Anm. 576), S. 151.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die âidealistischeâ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die âösterreichischeâ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang â Hanslicks âtönend bewegte Form[en]â 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik â Ăsthetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ăbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang â Hanslickâsche Rezensionen in Dwightâs Journal of Music 176
- 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423