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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 150 Eine noch wesentlich deutlichere Entsprechung, die ĂŒber eine allgemeine PopularitĂ€t des organischen Musikdenkens hinausgeht, findet sich bei den vorstehend erwĂ€hnten Begriffen Gurneys. Wenn dieser ‚material‘ als ‚system of notes‘ fasst, liest man bei Hanslick: „Das Material, aus dem der Tondichter schafft [
] sind die gesammten Töne, mit der in ihnen ruhenden Möglichkeit zu verschiedener Melodie, Harmonie und Rhythmisirung“ (VMS, S.  74). Die- ses Material sowie seine geistreiche Verwendung unterliegen hierbei keiner ‚ex- ternen‘ Funktion und bekunden keinerlei „reference to the world outside“:654 „Eine vollstĂ€ndig zur Erscheinung gebrachte musikalische Idee [
] ist bereits selbststĂ€ndiges Schöne, ist Selbstzweck und keineswegs erst wieder Mittel oder Material der Darstellung von GefĂŒhlen und Gedanken“ (VMS, S.  75). Gurneys Ästhetik und Hanslicks VMS-Traktat reflektieren die historische Entwick- lung des musikalischen ‚Materialstands‘ sowie dessen vorstellbare Wandlungen (Kap.  2.1), wobei aber eine zukĂŒnftige VerĂ€nderung des westlichen Tonsys- tems bei Hanslick wesentlich plausibler scheint als bei dem ‚englischen Nach- folger‘:655 „This material had a slow development, but has long been constant, and can hardly but remain so, except in so far as the invention of new instru- ments may add to its colours.“656 Zwar wird hier Gurneys KlĂ€rung des musika- lischen Formbegriffs als „abstract proportions of time and pitch“ den ‚tönend bewegten Formen‘ Hanslicks, die Inhalt und ‚Form‘ als unteilbar erachten,657 nicht vollauf gerecht, kann aber als verwandte Definition gefasst werden, wel- che konkrete Tonfolgen, nicht abstrakte Schemata benennt. Auch Gurneys Definition des kĂŒnstlerischen Gegenstandes als „auditory forms, i.e. series and combinations of sounds“ mit der Fokussierung auf das Hauptthema lĂ€sst Hanslicks Argument anklingen, das verschiedene Bedeutungen dieses vagen Begriffs (z.B. Stoff, Sujet, Inhalt) konzise erörtert: „Die Musik besteht nur aus Tonreihen, Tonformen, diese haben keinen anderen Inhalt als sich selbst [
], denn die Musik spricht nicht blos durch Töne, sie spricht auch nur Töne“ (VMS, S.  162). Gurneys PlĂ€doyer fĂŒr die immanente Bestimmung aller musikalischen 654 Gurney, Power of Sound (wie Anm.  634), S.  152f. 655 „Jedes der Intervalle, die jetzt unserer Harmonie dienstbar sind, mußte einzeln gewon- nen werden, und oft reichte ein Jahrhundert nicht hin fĂŒr solch kleine Errungenschaft. [
] Aus diesem Proceß ergibt sich, daß auch unser Tonsystem im Zeitverlauf neue Berei- cherungen und VerĂ€nderungen erfahren wird.“ VMS, S.  147 und 150. 656 Gurney, Power of Sound (wie Anm.  634), S.  55. Vgl.: ebda., S.  231f. 657 „Wo nicht eine Form von einem Inhalt dem Denken trennbar erscheint, da existirt auch kein selbststĂ€ndiger Inhalt. In der Musik aber sehen wir Inhalt und Form, Stoff und Gestaltung, Bild und Idee in dunkler, untrennbarer Einheit verschmolzen. [
] Bei der Tonkunst giebt es keinen Inhalt gegenĂŒber der Form, weil sie keine Form hat außerhalb dem Inhalt.“ VMS, S.  165.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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