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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte, Vertreter 210 Wenn hier noch ein marginaler Widerspruch dieser beiden Autoren berĂŒhrt worden ist, finden sich aber auch wirklich eklatante GegensĂ€tze, die den Ă€s- thetischen ‚Formalismus‘ von Hanslick und Bell als mindestens genauso dispa- rat ausweisen, wie den Vergleich von Hanslick und Kant. Das betrifft primĂ€r die subjektive Perspektive von Bell, die das zentrale Kriterium seiner Ă€stheti- schen Abhandlung reprĂ€sentiert: „any system of aesthetics which pretends to be based on some objective truth is so palpably ridiculous as not to be worth discussing.“1018 Wenn dieser polemische Standpunkt auch noch als methodisch motivierter Widerspruch zu den ‚absoluten Gesetzen‘ der traditionellen Kunst- theorie gelesen werden könnte, zeigt Bells Art schon wenig spĂ€ter seinen durch- gĂ€ngig subjektiven Charakter: „All systems of aesthetics must be based on per- sonal experience – that is to say, they must be subjective.“1019 Diese ‚personal experience‘ ist hier aber nicht eine kognitive FakultĂ€t im Sinne Kants, sondern schlichtweg individuelle Wahrnehmung, die mit der objektiven Konzeption von Hanslicks VMS-Traktat keinesfalls kompatibel ist.1020 Bell will zwar die signifikante Strukturierung, die fĂŒr ihn Teil des kĂŒnstlerischen Gegenstandes ist, als ein objektives Kriterium etablieren, musste jedoch insofern scheitern, als sie an die ‚aesthetic emotion‘ sowie deren subjektive PrĂ€missen gebunden bleibt. Dieser prekĂ€re Ansatz soll dadurch gemildert werden, dass eine rezep- tive Erkenntnis der ‚aesthetic emotion‘ als elementare Bedingung der Ă€stheti- schen Beurteilung vorgeschrieben wird, die nur fĂŒr „sensitive people“ gegeben sei.1021 Nach Bell sind also jene Individuen, die reprĂ€sentative Eigenschaften als essentiellen Bestandteil der bildenden KĂŒnste betrachten und damit seiner theoretischen Ausrichtung widersprechen, schlicht „vulgar“.1022 Dass hier eine ‚petitio principii‘ vorliegt, die Bells These vorweg immun machen soll, sie aber auch wissenschaftlich unfalsifizierbar (also letztendlich unbrauchbar) macht, scheint evident. Dazu Morris Weitz: „Such a standard cannot allow for any real dispute over the presence or lack of significant form, since there is nothing to dispute about. One either has the state or one has not.“1023 Dieses Faktum hinderte mehrere Autoren nicht, diese offensichtlich exklusorische Argumentation unverĂ€ndert einzusetzen, wobei diese heute meist zur Kritik ‚der‘ formalen Ästhetik dient: Jene Hörer, die keine emo- tionalen Musik effekte wahrnehmen, sind etwa nach Davies fĂŒr ein spezifi- 1018 Bell, Art (wie Anm.  1004), S.  13. 1019 Ebda., S.  14. 1020 Fisher, Reflecting on Art (wie Anm.  410), S.  255. 1021 Bell, Art (wie Anm.  1004), S.  12. 1022 Ebda., S.  12. 1023 Weitz, Philosophy (wie Anm.  559), S.  33.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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