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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 211 sches Musikidiom nicht „properly qualified“.1024 Dieser diskursive Ausschluss von unliebsamen Musikhörern, die die ästhetische Konzeption des jeweili- gen Theoretikers gefährden, ist von Levinson im direkten Hinblick auf die sogenannten „appropriately backgrounded listeners“ freimütig formuliert worden: „unless we exclude from this class listeners who, though otherwise experienced in music and adept at its audition, are so infected by formalist doctrine that they are disinclined to hear or even incapable of hearing music as expression, we will not get the convergence necessary to sustain any claim of expressive content in music.“1025 Bereits Johann Christian Lobe nutzte die- ses ‚Totschlag‘-Argument, das die weitgehende Konvergenz der expressiven Beschreibung von Musik um den Preis der absichtlichen Ausgrenzung von kritischen Stimmen leisten möchte, mit analoger Intention: „Wer sich nicht durch [Musik] erregen lassen will, der braucht sie nicht aufzusuchen, wer nicht durch sie erregt werden kann, der spreche ihr darum nicht ihre eigen- thümliche Kraft ab. Nicht ihr fehlt sie, sondern dem so gearteten Hörer.“1026 Es scheint jedoch evident, dass Levinsons Argument problemlos umkehrbar ist (‚so infected by the emotionalist doctrine that they are disinclined to hear or even incapable of hearing music as formal structure‘), es seriöse Debatten durch einen doktrinären Schlussstrich unterbindet und somit ebenso falsch ist wie Bells These. Da Levinsons Vorschlag zudem einen hermetisch verriegel- ten Musikdiskurs als eigentliche Zielsetzung unterbreitet, schwächt Levinson das eigene Modell, das nun – wie Ahonen betonte – als beliebige Setzung erscheint: „One may wonder […] how convincing the emotive-content claim is, if only those who have already accepted the claim […] are able to perceive the specific expressive properties in question.“1027 Für Bell ist die ästhetische Wertigkeit des künstlerischen Gegenstandes demnach essentiell durch dessen rezeptive Wirkung gegeben – eine Idee, die Hanslick dezidiert ablehnte (Kap.  2.2). Dass Bells Fokus auf die affektive Reak- tion radikal ausfiel sowie dessen theoretisches Missverhältnis zu Hanslicks VMS-Traktat wohl kaum deutlicher beglaubigt werden könnte, zeigt unter anderem folgende Textstelle: „I have no right to consider anything a work of art to which I cannot react emotionally. […] In pure aesthetics we have 1024 Davies, Musical Meaning (wie Anm.  450), S.  249. 1025 Jerrold Levinson, The Pleasures of Aesthetics: Philosophical Essays, Ithaca/London 1996, S.  107. 1026 Lobe, Fliegende Blätter (wie Anm.  539), S.  95. 1027 Ahonen, Musical Communication (wie Anm.  239), S.  89. Vgl.: Dickie, Analytic Approach (wie Anm.  959), S.  54f.; Robert Wilkinson, „Art, Emotion and Expression“, in Philosophical Aesthetics: An Introduction, hrsg. von Oswald Hanfling, Milton Keynes/Oxford/Cam- bridge, Mass. 1992, S.  179–238, hier S.  198; Snyman, „Clive Bell“ (wie Anm.  999), S.  133.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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