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4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die âNew Musicologyâ
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mathematician rapt in his studies knows a state of mind which I take to be sim-
ilar, if not identical. He feels an emotion for his speculations which arises from
no perceived relation between them and the lives of men, but springs, inhuman
or super-human, from the heart of an abstract science.1037
Zu Bells Buch und der fraglichen Verbindung mit Hanslicks VMS-Traktat
kann aber eine letzte historische ParallelitÀt konstatiert werden, welche sie
zumindest mittelbar verknĂŒpft sowie beider Rezeption als Ă€sthetische For-
malisten im englischen Sprachraum Ă€uĂerlich angleicht. Wie McLaughlin be-
merkte, wurde Bells Lehre mit dem bekannten Schlagwort der âsignificant
formâ identifiziert und teilte somit das Schicksal anderer Autoren, âwhose im-
pact relies on one memorable phrase: the rest of his career has been neglect-
ed, and the setting in which the phrase first appeared has been forgottenâ.1038
Dass die Hanslick-Rezeption im englischen Sprachraum analog verlief, wurde
schon mehrfach angedeutet und wird auch noch separat erörtert (Kap. 4.3). Bei
der entkoppelten Interpretation von âtonally moving formsâ und âsignificant
formâ kann aber nicht wirklich erstaunen, dass eine Reduktion auf âdenâ Ă€s-
thetischen Formalismus eintrat, welche bei beiden Autoren mit durchaus legi-
timen Vorbehalten betrachtet werden mĂŒsste. Diese verkĂŒrzte Deutung von
Hanslicks VMS-Traktat beruht jedoch primÀr auf der forcierteren anglopho-
nen Formalismus-Diskussion, als sie im deutschen Sprachraum vorwaltete,
wo Fry, Bell, Gurney etc. nur spĂ€rlich gelesen werden und âdeutscheâ Forscher
die modernere analytische MusikÀsthetik auch erst seit Kurzem umfassender
einbeziehen. Denn wenn der Querschnitt zur MusikÀsthetik in der aktuellen
MGG-Ausgabe,1039 der zahlreiche theoretische Ansatzpunkte bis ins 20. Jahr-
hundert (PhÀnomenologie, Neue Musik, Marxismus, Russischer Formalismus,
Strukturalismus etc.) exemplifiziert, die analytische Philosophie komplett ig-
noriert, ist sie in deutschsprachigen Fachpublikationen der letzten Jahre durch-
aus vertreten,1040 was die (einseitige) Beziehung zwischen deutscher und engli-
scher Diskussion verdeutlicht.1041 Derart unterschiedliche Voraussetzungen der
1037 Bell, Art (wie Anm. 1004), S. 21. Vgl.: Hospers, Understanding (wie Anm. 557), S. 115;
Gardner, âAestheticsâ (wie Anm. 944), S. 251.
1038 McLaughlin, âClive Bellâ (wie Anm. 1004), S. 433.
1039 Klaus-Ernst Behne und Adolf Nowak, âMusikĂ€sthetikâ, in MGGÂČ, Kassel u.a. 1997,
Sachteil Bd. 6, Sp. 968â1016.
1040 Rinderle, ExpressivitÀt (wie Anm. 674); ders., Musik, Emotionen, Ethik (wie Anm. 443);
Christian GrĂŒny, Kunst des Ăbergangs. Philosophische Konstellationen zur Musik, Weilerswist
2014; Hindrichs, Autonomie des Klangs (wie Anm. 378); Zwinggi, Musikalische ExpressivitÀt
(wie Anm. 398).
1041 Ăhnliches galt auch fĂŒr die âNew Musicologyâ, deren prinzipielle Konstitution im
Anschluss genauer erörtert wird: Sophie Bertone, Wolfgang Fuhrmann und M.Â
J. Grant,
âWas ist neu an New Musicology?â, in Interkultureller Transfer und nationaler Eigensinn.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die âidealistischeâ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die âösterreichischeâ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang â Hanslicks âtönend bewegte Form[en]â 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik â Ăsthetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ăbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang â Hanslickâsche Rezensionen in Dwightâs Journal of Music 176
- 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423