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4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte, Vertreter
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eingefangen werde.1121 Da also etwa Subotniks Anlehnung an Adornos Schrif-
ten, das feministische Analysemodell von McClary und die musikalische Her-
meneutik von Kramer â der schlichtweg behauptete, âworks of music have
discursive meaningâ (siehe unten)1122 â die referentielle Bedeutung der musi-
kalischen Komposition systematisch voraussetzen, reprÀsentierte Hanslicks
VMS-Traktat eine nach wie vor brauchbare AngriffsflÀche.
Die Bewertung Hanslicks als doktrinÀrer Autonomist, der die kulturelle,
politische und historische Einbettung von Musik rigoros negiere und den
Gipfel des ĂŒberkommenen Formalismus versinnbildliche, der die hermetische
Strukturanalyse â Schenkers Methodik â historisch befestigte, hat die Hans-
lick-Rezeption in hohem MaĂe geprĂ€gt. Dass sich eine autonomistische Werk-
betrachtung bei Hanslick nur auf die akademische Programmatik der objekti-
ven Ăsthetik beschrĂ€nkte, er mithin keinen absoluten Musikbegriff vorbrachte,
der die musikalische Komposition gÀnzlich erfassen sollte, wurde dabei kon-
sequent missachtet. Dass dies die einseitige Auslegung von Hanslicks Hypo-
these durchaus erklÀrbar mache, die zentralen Aussagen von VMS jedoch deut-
lich verfehlt, stellt schon Agawu fest: âHanslickâs ostensible formalism now
ap pears to have been exaggerated in twentieth-century accounts that ignore
his broader argument.â1123 McClarys Aufsatz âNarrative Agendas in âAbsoluteâ
Musicâ, der ein seltener Beitrag aus der âNew Musicologyâ ist, der Hanslicks
VMS-Traktat nicht allein warnend einbringt, sondern diesen im gröĂeren
Kontext beurteilt, ist fĂŒr den genannten Sachverhalt besonders illustrativ: âOf
all the sacrosanct preserves of art music today, the most prestigious, the most
carefully protected is a domain known as âAbsolute Musicâ: music purported
to operate on the basis of pure configurations, untainted by words, stories, or
even affect.â1124 Hanslick wird auch hier als ein zentraler Wegbereiter des auto-
nomen Musikbegriffs angegeben und als âthe chief polemicist for the absolut-
istsâ bezeichnet, die die âenglischeâ Forschung angeblich hemmten, âblocking
all but the most formalistic approaches to criticismâ.1125 Da auch âreineâ Musik
ein Produkt des Menschen sei und âthe same dominant social beliefs and ten-
sions as other cultural artefactsâ inkludiere, mĂŒsste selbige jedoch aus der nur
scheinbar autarken Stellung gelöst werden, die ihr der ideologische Formalis-
mus aufgezwungen hat: âThe treasured distinction between the musical and
1121 Kramer, Cultural Practice (wie Anm. 774), S. 2.
1122 Kramer, Selected Essays (wie Anm. 1046), S. 1.
1123 Agawu, âHow We Got Outâ (wie Anm. 1110), S. 269.
1124 McClary, âNarrative Agendasâ (wie Anm. 373), S. 326. Zur Kritik des fĂŒr sie falschen
Konzepts des âpurely musicalâ siehe etwa auch: dies., Conventional Wisdom (wie Anm.Â
272),
S. 1â31.
1125 McClary, âNarrative Agendasâ (wie Anm. 373), S. 327.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die âidealistischeâ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die âösterreichischeâ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang â Hanslicks âtönend bewegte Form[en]â 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik â Ăsthetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ăbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang â Hanslickâsche Rezensionen in Dwightâs Journal of Music 176
- 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423