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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte, Vertreter 226 eingefangen werde.1121 Da also etwa Subotniks Anlehnung an Adornos Schrif- ten, das feministische Analysemodell von McClary und die musikalische Her- meneutik von Kramer – der schlichtweg behauptete, „works of music have discursive meaning“ (siehe unten)1122 – die referentielle Bedeutung der musi- kalischen Komposition systematisch voraussetzen, repräsentierte Hanslicks VMS-Traktat eine nach wie vor brauchbare Angriffsfläche. Die Bewertung Hanslicks als doktrinärer Autonomist, der die kulturelle, politische und historische Einbettung von Musik rigoros negiere und den Gipfel des überkommenen Formalismus versinnbildliche, der die hermetische Strukturanalyse – Schenkers Methodik – historisch befestigte, hat die Hans- lick-Rezeption in hohem Maße geprägt. Dass sich eine autonomistische Werk- betrachtung bei Hanslick nur auf die akademische Programmatik der objekti- ven Ästhetik beschränkte, er mithin keinen absoluten Musikbegriff vorbrachte, der die musikalische Komposition gänzlich erfassen sollte, wurde dabei kon- sequent missachtet. Dass dies die einseitige Auslegung von Hanslicks Hypo- these durchaus erklärbar mache, die zentralen Aussagen von VMS jedoch deut- lich verfehlt, stellt schon Agawu fest: „Hanslick’s ostensible formalism now ap pears to have been exaggerated in twentieth-century accounts that ignore his broader argument.“1123 McClarys Aufsatz „Narrative Agendas in ‚Absolute‘ Music“, der ein seltener Beitrag aus der ‚New Musicology‘ ist, der Hanslicks VMS-Traktat nicht allein warnend einbringt, sondern diesen im größeren Kontext beurteilt, ist für den genannten Sachverhalt besonders illustrativ: „Of all the sacrosanct preserves of art music today, the most prestigious, the most carefully protected is a domain known as ‚Absolute Music‘: music purported to operate on the basis of pure configurations, untainted by words, stories, or even affect.“1124 Hanslick wird auch hier als ein zentraler Wegbereiter des auto- nomen Musikbegriffs angegeben und als „the chief polemicist for the absolut- ists“ bezeichnet, die die ‚englische‘ Forschung angeblich hemmten, „blocking all but the most formalistic approaches to criticism“.1125 Da auch ‚reine‘ Musik ein Produkt des Menschen sei und „the same dominant social beliefs and ten- sions as other cultural artefacts“ inkludiere, müsste selbige jedoch aus der nur scheinbar autarken Stellung gelöst werden, die ihr der ideologische Formalis- mus aufgezwungen hat: „The treasured distinction between the musical and 1121 Kramer, Cultural Practice (wie Anm.  774), S.  2. 1122 Kramer, Selected Essays (wie Anm.  1046), S.  1. 1123 Agawu, „How We Got Out“ (wie Anm.  1110), S.  269. 1124 McClary, „Narrative Agendas“ (wie Anm.  373), S.  326. Zur Kritik des für sie falschen Konzepts des ‚purely musical‘ siehe etwa auch: dies., Conventional Wisdom (wie Anm.  272), S.  1–31. 1125 McClary, „Narrative Agendas“ (wie Anm.  373), S.  327.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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