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3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption
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heute wirken und diese nicht nur als historische Randnotiz der Hanslick-For-
schung fungieren, bezeugte etwa noch Geck, der Hanslicks Konzeption im
Jahr 2001 kritisch referiert, jene eben gelisteten Polemiken affirmativ einbe-
zieht und sie – wie Klein korrekt festhält – folglich zugleich aktualisiert.474
Wenn also auch keine detaillierte Erörterung des opulenten ‚deutschen‘ Hans-
lick-Diskurses erfolgt, welcher aus disparaten Kontexten gespeist worden ist
und den ich nur als Spiegelfläche für Eigenheiten der anglophonen Musiklite-
ratur heranziehen möchte, müssen solche nuancierende Überlegungen immer
präsent bleiben.475
3.1. Die erste englische Ãœbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat
Angesichts der Reputation Hanslicks im englischen Sprachraum muss hier zu-
nächst danach gefragt werden, wie sich diese eminente Resonanz historisch
entwickelt und sich die Hanslick-Rezeption in verschiedenen Zeitabschnitten
generell gestaltet hat. Man könnte sicherlich vermuten, dass Gustav Cohens
Übersetzung The Beautiful in Music (1891) – die auf eine spanische (1865), fran-
zösische (1877), italienische (1883), dänische (1885) und die zuvor schon genannte
russische Übertragung (1885) folgte – als erster Anstoß für die anglo-amerika-
nische Untersuchung von Hanslicks VMS-Traktat gelten müsse.476 Wie Dea-
ville zeigen konnte, setzte die Hanslick-Rezeption im englischen Sprachraum
jedoch bereits früher ein, genauer gesagt mit Dwight’s Journal of Music,477 das
von 1852 bis 1881 in Boston verlegt worden ist und das „leading American pe-
riodical of its kind“ war.478 John Sullivan Dwight,479 der frühere Kritiker von
Brook Farms Harbinger, hatte diese innovative Zeitschrift mit der finanziellen
Unterstützung der „Harvard Musical Association“ erfolgreich angestoßen und
zur Gegenwart, München/Zürich 72008, S. 687. Zu Eggebrechts Programmatik vgl.:
Schirpenbach, Ästhetische Regulation (wie Anm. 421).
474 Geck, Romantik und Restauration (wie Anm. 72), S. 173–184. Vgl.: Klein, Musikphilosophie
(wie Anm. 64), S. 22. Für einige rezente Polemiken siehe etwa auch: Kirchmeyer, „Ideo-
logische Reflexion“ (wie Anm. 310), S. 274–278; Lettgen, Melancholie (wie Anm. 255),
S. 255–272.
475 Für eine annotierte Auflistung der frühen Kritiken zu Hanslicks VMS-Traktat vergleiche
allgemein: Bonds, Absolute Music (wie Anm. 31), S. 301–315.
476 Zu den verschiedenen Übersetzungen vgl.: Haas, „Eduard Hanslick“ (wie Anm. 184),
S. 206; Khittl, „Hanslicks Verhältnis“ (wie Anm. 118), S. 83; Grimes/Donovan/Marx,
Rethinking Hanslick (wie Anm. 4), S. VII; Bonds, Absolute Music (wie Anm. 31), S. 7.
477 Deaville, „Through History“ (wie Anm. 29), S. 23.
478 Joseph Horowitz, Wagner Nights: An American History, Berkeley/Los Angeles/London
1994, S. 24.
479 Zu Dwights Schaffen vergleiche ausführlich: Ora Frishberg Saloman, Beethoven’s Sympho-
nies and J. S. Dwight: The Birth of American Music Criticism, Boston 1995.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Title
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Subtitle
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Author
- Alexander Wilfing
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Size
- 16.0 x 24.0 cm
- Pages
- 434
- Keywords
- Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Category
- Biographien
Table of contents
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ãœbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
- 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423