Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Seite - 232 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 232 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Bild der Seite - 232 -

Bild der Seite - 232 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Text der Seite - 232 -

4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte, Vertreter 232 aus diversen Motiven pejorativ beurteilt wurde – aus nazistischer Perspektive wegen ihrer brillanten Geistigkeit, die man als „intellektualistisch-formalis- tische Zergliederung“ wahrgenommen hat;1151 aus marxistischer Blickrich- tung, da sie die Relation von Musik und ‚Welt‘ komplett verwerfe: ‚Forma- listische‘ Kompositionen seien regelrecht „krankhaft“, fĂŒr das unverdorbene „Nervensystem“ eminent störend und enden zudem mit chaotischen EindrĂŒ- cken, womit sie die „gesellschaftliche Berechtigung“ gĂ€nzlich verspielt hĂ€t- ten.1152 FĂŒr die nazistische Interpretation von Hanslicks Hypothese wurde wie- der die Polemik Wagners zentral, der ihn als theoretische Grundlegung der ‚formalistischen‘ Instrumentalmusik sah (Kap.  1.2), um „die moderne jĂŒdische Musik als die eigentlich ‚schöne‘ Musik aufzustellen“.1153 Wenn Ă€hnlich ext- reme Lesarten wegen ihrer ideologischen Beschaffenheit ĂŒbergangen werden, kann doch schnell gezeigt werden, dass dies mit den Aussagen Hanslicks, seiner starken Betonung von kĂŒnstlerischer SpontaneitĂ€t (VMS, S.  79f.) sowie seiner erörterten Hypothese, dass sich einzelne Elemente historisch abnutzen (VMS, S.  86f.), keinesfalls vereinbar ist. Hanslick verwarf vielmehr eine ‚formalisti- sche‘ Schaffensweise, die von ihm als schematisch, uninspiriert und monoton begriffen wurde. Dazu soll hier nur die betreffende Besprechung von CosĂŹ fan tutte zitiert werden, deren „geistlose“ Dichtung von damals tĂ€tigen Autoren oft als ‚obszön‘ erachtet wurde, was Mozarts Schaffen teilweise gehemmt und ihn zum „weichliche[n] Formalismus“ angetrieben habe: „Zahlreiche musikalische Schönheiten strömen ihr reines, sanftes Licht auch in dieser Partitur aus; leider sind sie fast durchwegs gleichartigen Charakters und entbehren der contrasti- renden Schlagschatten.“1154 Diese Deutung Hanslicks basiert jedoch primĂ€r auf dem unmittelbaren MissverstĂ€ndnis seines mangelhaft definierten Formbegriffs, den man – wie bereits erörtert (Kap.  1.6 und Kap.  3.5) – immer wieder aus der inadĂ€quaten Perspektive der musikalischen Formenlehre las. Neben Keiler hat etwa auch Portnoy die ‚tönend bewegten Formen‘ als musikalischen Schematismus inter- pretiert: Musik „was composed of tonal patterns which were thematically 1151 Karl Gustav Fellerer, EinfĂŒhrung in die Musikwissenschaft, Berlin 1942, S.  122. 1152 Nováček, MusikĂ€sthetik (wie Anm.  209), S.  123. Vgl.: Gustav Just, Marx, Engels, Lenin und Stalin ĂŒber Kunst und Literatur. Einige Grundfragen der Marxistisch-Leninistischen Ästhetik, Berlin 1953, S.  34; Meyer, Zeitgeschehen (wie Anm.  214), S.  148f.; Markus, MusikĂ€sthetik (wie Anm.  84). 1153 Fischer, Wagners ‚Judentum‘ (wie Anm.  81), S.  177. Diese These ist von Albert Wiesinger, Mozart und das Christenthum in der Musik, Wien 1892, S.  5, oder auch Grunsky, Wagner und Juden (wie Anm.  82), S.  24, akkurat tradiert worden. Vgl.: Hinrichsen, „Hanslick contra Wagner“ (wie Anm.  83), S.  79. 1154 Hanslick, Moderne Oper 3 (wie Anm.  81), S.  128. FĂŒr das fachspezifische WortverstĂ€ndnis ‚des‘ musikalischen Formalismus vgl.: Danuser, VortrĂ€ge (wie Anm.  270), Bd.  1, S.  308.
zurĂŒck zum  Buch Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen"
Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Re-Reading Hanslick's Aesheticts