Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Seite - 239 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 239 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Bild der Seite - 239 -

Bild der Seite - 239 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Text der Seite - 239 -

4.3. Hanslick, der Formalist: adĂ€quate Kategorie oder leerer Begriff? 239 derselben werden wir ohne Bedenken ‚geistreich‘ nennen“ (VMS, S.  87). Hans- licks UnschĂ€rfe, aus der man die Faktoren zur Bewertung von bestimmten MusikstĂŒcken schwerlich herleiten kann, ist aber auch methodisch aufzufassen, da er keinerlei normative Forderung aufstellt, sondern vielmehr die Bedingung der Möglichkeit von Schönheit generell auslotet (VMS, S.  92). Doch auch ohne konkrete Definition ist der Gehalt von Musik in Hanslicks VMS-Traktat mit der wesentlichen Bestimmung als „Schöpfung des Geistes aus geistfĂ€higem Material“ (VMS, S.  171) doppelt befestigt: Denn nicht nur das musikalische ‚Grundmaterial‘ als kulturell geformtes Erzeugnis ist bereits geistig gesĂ€ttigt, sondern ebenso dessen individuelle Aneignung und spontaner Gebrauch durch einen ‚geistvollen‘ Komponisten.1190 Wie Bowman pointiert festhielt: „Nor were Hanslick’s forms empty, cerebral abstractions – skeletal affairs, unclothed mannequins. They were concrete, kinetic, vital. They moved.“1191 Wenn man den englischen Sprachraum exklusiv erörtert, erkennt man, dass sich eine spezielle Deutung der Hanslick’schen FormalĂ€sthetik als auto- nome Definition von ‚reiner‘ Musik weitestgehend durchgesetzt hat, die wohl auch als strukturalistische Musikkonzeption gefasst werden könnte. Hier sind zwar auch differenzierte Detailanalysen festzuhalten, wenn etwa Eero Tarasti Hanslick als VorlĂ€ufer der semiotischen Musikanalyse charakterisiert,1192 ein tatsĂ€chlicher semiotischer Ansatzpunkt jedoch negiert wird,1193 den Raymond Monelle Hanslick wiederum attestiert.1194 Die Bewertung Hanslicks als Ă€sthe- tischer Strukturalist bleibt trotz dieser nuancierten ErlĂ€uterungen zu semio- tischen Teilaspekten von VMS aber ziemlich konstant. Schon Julius Portnoy hat Hanslicks Musikbild als „self-contained art which had no reference to 1190 Dieser Punkt wird meistens ignoriert, so etwa wenn Gracyk, On Music (wie Anm.  968), S.  33f., die historische Konstitution von Hanslicks Begriff ‚Geist‘ komplett ĂŒbersieht und ihn mit Adornos Theorien zum historischen Materialstand korrigieren möchte, welcher erfasse, dass ‚Form‘ historisch ĂŒberliefert und selbst wieder Material zum Material sei. Dass „musical structures“ als „large-scale structures“ selbst wieder „musical material“ seien, hatte Hanslick eindeutig vertreten (Kap.  2.1), weshalb Gracyks Einwand ins Leere lĂ€uft. Siehe dazu auch: Wilfing, „Hanslick und Ambros“ (wie Anm.  428). 1191 Bowman, „Musical ‚Formalism‘“ (wie Anm.  410), S.  47. FĂŒr einige andere ausgewĂ€hlte Betonungen der geistigen SĂ€ttigung aus dem englischen Sprachraum vgl.: Anthony Storr, Music and the Mind, New York 1992, S.  74; Ian D. Bent, Music Analysis in the Nineteenth Century, Cambridge 1994, Bd.  2, S.  33; Burford, „Hanslick’s Materialism“ (wie Anm.  64), S.  179; Paddison, „Music as Ideal“ (wie Anm.  63), S.  335; Hirt, Machines Chopin (wie Anm.  64), Kap.  3. 1192 Eero Tarasti, „Music History Revisited (by a Semiotician)“, in Musical Semiotics in Growth, hrsg. von Eero Tarasti, Bloomington/Indianapolis 1996, S.  5–36, hier S.  31. 1193 Eero Tarasti, A Theory of Musical Semiotics, Bloomington/Indianapolis 1994, S.  30. 1194 Monelle, Semiotics (wie Anm.  755), S.  10.
zurĂŒck zum  Buch Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen"
Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Re-Reading Hanslick's Aesheticts