Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Seite - 271 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 271 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Bild der Seite - 271 -

Bild der Seite - 271 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Text der Seite - 271 -

5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 271 tung der musikalischen ExpressivitĂ€t – das die anglophone MusikĂ€sthetik noch heute prĂ€gt – Ă€hnlich gelagert war. Hier soll aber keinesfalls suggeriert werden, dass sich Hanslicks Hypothese mit der skizzierten Diskussion der analytischen Kunsttheorie mĂŒhelos ver- trage. Es wurde bereits deutlich gemacht, dass eine unvermittelte Übertragung von Hanslicks VMS-Traktat in die bestehende anglophone Kunstdebatte zahl- reiche gewichtige FehlschlĂŒsse verursacht hat, welche durch die unangebrachte Gleichsetzung mit anderen formalen AnsĂ€tzen – Bell, Kant, Schenker – erklĂ€rt werden können (Kap.  4). Die ahistorische Ausrichtung der analytischen Kunst- theorie bewirkte folglich, dass Hanslicks Hypothese als moderne Analyse gelesen worden ist, wodurch Hanslicks Aussagen unkritisch adaptiert wur- den, ohne ihre historische Verankerung und die hierdurch gegebene BeschrĂ€n- kung gebĂŒhrend zu reflektieren. So ist das fehlerhafte VerstĂ€ndnis von VMS als Ontologie der musikalischen Komposition,1389 die um das Jahr 1850 noch kein Thema war, ein Resultat der ‚englischen‘ Diskussion, wie Pryers Arbeit bezeugt, welcher einerseits konstatiert, dass Hanslick keine ontologische Bestimmung Ă€ußert, ihm dann aber exakt diese Haltung wenig spĂ€ter wie- derum unterstellt.1390 Wenn auch korrekt bemerkt wird, dass Hanslicks Argu- ment die Verbindung von ethischen Momenten und Ă€sthetischen Eigenschaften konsequent ausschließe,1391 kann dies nur aus ahistorischer Blickrichtung als direkter Einwand gegen Hanslicks VMS-Traktat gelten, der mit den heutigen Debatten keineswegs unmittelbar kompatibel ist. Denn weil sich ‚reine‘ Musik eben erst von der funktionalen Rangordnung der ‚klassischen‘ System Ă€sthetik gelöst hatte, wollte Hanslick die Differenz von Kunst und Ethik nicht sofort wieder philosophisch marginalisieren. Heute, nach langer Geltung dieses puristischen Musikkonzepts, sollte diese SĂ€ule ‚des‘ musikalischen Formalis- mus sicherlich erneut verhandelt werden, um die VerĂ€nderungen des Kunstdis- kurses angemessen einzufangen, denen Hanslicks VMS-Traktat nicht vorweg gerecht werden konnte.1392 Dieses Beispiel macht somit klar, dass Hanslicks 1389 Siehe hierzu einige Beispiele: Robert S. Hatten, Musical Meaning in Beethoven: Markedness, Correlation, and Interpretation, Bloomington/Indianapolis 1994, S.  232; Gardner, „Aes- thetics“ (wie Anm.  944), S.  251; HarrĂ©, „Emotion in Music“ (wie Anm.  544), S.  116; Alper- son, „Formalism and Beyond“ (wie Anm.  351), S.  262; Szabados, Wittgenstein as Tone-Poet (wie Anm.  238), S.  61–63, 66f. und 88–90. 1390 Anthony Pryer, „Hanslick, Legal Processes, and Scientific Methodologies: How Not to Construct an Ontology of Music“, in Grimes/Donovan/Marx, Rethinking Hanslick (wie Anm.  4), S.  52–69, hier S.  52f. 1391 Gaut, Art, Emotion, Ethics (wie Anm.  437), S.  68; Rinderle, Musik, Emotionen, Ethik (wie Anm.  443), S.  29. 1392 Zur aktuellen Diskussion um Musik und Ethik siehe etwa auch: Aesthetics and Ethics: Essays at the Intersection, hrsg. von Jerrold Levinson, Cambridge 1998; Marcel Cobussen
zurĂŒck zum  Buch Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen"
Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Re-Reading Hanslick's Aesheticts