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5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke â das kognitivistische Emotionskonzept
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genden Elementen bestanden:1397 aus dem konkreten Sachverhalt sowie seiner
subjektiven Bewertung, aus der direkten Reaktion (Unlust/Lust) und aus dem
resultierenden Handlungsanlass.1398 Um ein berĂŒhmtes Fallbeispiel anzufĂŒh-
ren, das Kivy mehrfach verwendet:1399 Wenn ich mich ĂŒber Onkel Charlie Ă€r-
gere, da er beim Kartenspiel stĂ€ndig betrĂŒgt, ist der Zorn intentional ausge-
richtet und weist einen bestimmten Gegenstand auf â Onkel Charlie.1400 Damit
Charlies Agieren mich jedoch wĂŒtend macht, muss zusĂ€tzlich eine komplexe
Beziehung von kognitiven Parametern erfĂŒllt werden. Ich muss etwa spezifi-
sche moralische Ansichten haben, welche Charlies Handeln als unrechtes Be-
nehmen beurteilen, ich muss ferner glauben, dass Charlie mit Absicht handelt,
dieser sich also nicht einzig geirrt hat etc. Der Grad der verspĂŒrten Empörung
wird auch von der persönlichen Vorgeschichte des betreffenden Individuums
determiniert. Wenn ich beim getĂŒrkten Pokerspiel mein gesamtes Vermögen
verloren habe oder Charlie mich bereits frĂŒher ungerecht behandelt hat, kann
meine EntrĂŒstung durchaus drastisch ausfallen.1401 Wenn sich aber zeigt, dass
Charlie nicht bewusst betrĂŒgt, er also eine falsche Karte irrtĂŒmlich ausgespielt
hat und ich die gesamte Situation somit anders bewerte, wird sich auch die Àr-
gerliche Erregung auflösen, die nun ohne ihre intentionale Fundierung verrau-
chen muss. Wie Budd fĂŒr die kognitive MaĂgabe des aristotelischen Theorie-
modells Ă€hnlich festhĂ€lt: âOne feature of these definitions is that each emotion
is defined in such a way as to involve a particular kind of thought: it has this
thought as a constituent.â1402
Eine gegenteilige Konzeption von Emotionen, die sukzessive reaktiviert
wird, ist die âJames-Lange-Theorieâ, die die physiologischen Grundkonditionen
1397 Zu Aristotelesâ GefĂŒhlstheorie vergleiche prinzipiell: Elizabeth S. Belfiore, Tragic Plea-
sures: Aristotle on Plot and Emotion, Princeton/Oxford 1992.
1398 Aaron Ridley, âEmotion and Feelingâ, in PAS 71 (1997), S. 163â176, hier S. 170â172;
Robert C. Solomon, âPhilosophyâ, in Encyclopedia of Human Emotions, hrsg. von David
Levinson, James J. Ponzetti und Peter F. Jorgensen, New York 1999, Bd. 1, S. 509â514,
hier S.Â
513; John Deigh, âConcepts of Emotions in Modern Philosophy and Psychologyâ,
in The Oxford Handbook of Philosophy of Emotion, hrsg. von Peter Goldie, Oxford/New
York 2010, S. 17â40, hier S. 26.
1399 Peter Kivy, âHow Music Movesâ, in Alperson, What is Music (wie Anm. 638), S. 147â163,
hier S. 151; Music Alone (wie Anm. 414), Kap. 8; âFeeling the Emotionsâ (wie Anm. 1375),
S.Â
4; New Essays (wie Anm.Â
399), S.Â
133â138; Introduction to Philosophy (wie Anm.Â
356), S.Â
125.
1400 Seit Franz Brentano wird dies der âintentionaleâ Gegenstand des mentalen Zustands
genannt. Vgl.: Beardsley, Aesthetics (wie Anm. 382), S. 367; Wilkinson, âArt, Emotion,
Expressionâ (wie Anm.Â
1027), S.Â
216; Kivy, âFeeling the Emotionsâ (wie Anm.Â
1375), S.Â
3.
1401 Zur Rolle der subjektiven Disposition und der persönlichen Lebenshistorie siehe etwa
auch: AmĂ©lie O. Rorty, âExplaining Emotionsâ, in JoP 75 (1978), S. 139â161.
1402 Budd, Music and Emotions (wie Anm. 663), S. 4. Vgl.: Ridley, Music, Value, Passions (wie
Anm. 1077), S. 20.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die âidealistischeâ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die âösterreichischeâ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang â Hanslicks âtönend bewegte Form[en]â 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik â Ăsthetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ăbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang â Hanslickâsche Rezensionen in Dwightâs Journal of Music 176
- 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423